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entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG –

Stadt Balve. Matthias Mertens ist 38 Jahre. Er hat den Jagdschein seit 2009, bekam 2011 den ersten Jagdhund und ist seit 2017 Verbandsrichter des Jagdgebrauchshundeverbandes.
Er jagt vornehmlich in Endorf und macht mit seinen beiden Kopov-Rüden etwa 30 Drückjagden deutschlandweit. Mertens leitet den Kurs zur Brauchbarkeitsprüfung, einer Hundeprüfung speziell für Jagdhunde, die in Kürze wieder beginnt.

Herr Mertens, Sie leiten die Ausbildungskurse für die jagdlichen Hundeprüfungen im Hegering Sundern, an dem auch viele Balver teilnehmen, wie kommt man dazu?
Als mein Vorgänger 70 wurde hat er sehr kurzfristig seinen Posten zur Verfügung gestellt und mich vorgeschlagen. Da ich in dem Jahr einen Hund zum Kurs angemeldet hatte war es natürlich auch in meinem Interesse, dass der Kurs stattfindet. Und so habe ich mich bereit erklärt den Kurs und damit auch den Posten des Hundeobmanns im Hegering Sundern zu übernehmen. Das ist jetzt auch schon wieder vier Jahre her.

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Welche Ansprüche werden in der stattfindenden Prüfung an die Hunde gestellt?
Die jetzt im September stattfindenden Brauchbarkeitsprüfungen dienen zur Feststellung, ob ein Hund eine ausreichende Qualifikation für einen jagdlichen Einsatz hat. In NRW kann man diese Prüfung in drei Bereichen ablegen: Nachsuche auf Niederwild, Stöbern oder Nachsuche auf Schweiß. Da wir hier bei uns recht wenig Niederwild haben, kommen für die meisten Hunde die Prüfungsbereiche Stöbern oder Schweiß in Frage. In beiden Teilen sind die Gehorsamsfächer dieselben. Es wird die Leinenführigkeit, der allgemeine Gehorsam, die Standruhe und die Schussfestigkeit geprüft. Bei der Stöberprüfung muss der Hund zusätzlich in einem Waldgebiet Wild finden und laut bellend verfolgen. Bei der Schweißprüfung muss der Hund eine 400m lang künstliche Fährte ausarbeiten.

Zu einigen Prüfungen sind nur bestimmte Rassen zugelassen. Was unterscheidet den Jagdhund vom Familienhund?
Zu allererst mal sind Jagdhunde auch Familienhunde. Das Jagdhunde rein im Zwinger gehalten werden gehört zum Glück in den allermeisten Fällen der Vergangenheit an.
Das zu den meisten Prüfungen nur Hunde mit Papieren zugelassen sind hat meiner Meinung nach auch seine Berechtigung. Die Rassen, die wir heute im Einsatz haben sind alles Spezialisten in ihren Arbeitsgebieten. Das sie dazu geworden sind liegt an einer jahrzehntelangen geordneten Zucht- und Leistungsauswahl der entsprechenden Vereine.

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Wie gestaltet sich der Kurs, über welchen Zeitraum findet er statt (und wie hoch sind die Kosten)?
Der Kurs gliedert sich in zwei Teile. Zum einen Treffen wir uns einmal pro Woche zu einer Gruppenstunde. Dort werden Übungen zum allgemeinen Gehorsam, Leinenführigkeit, Standruhe und Schussfestigkeit durchgeführt. Beim zweiten Teil treffen sich die Hundeführer in Gruppen von 2-4 Hundeführern und üben die Schweißarbeit. Der Kurs startet in der Regel Anfang Mai und geht bis zur Prüfung Mitte September.

Wie viele Hunde schaffen üblicherweise die Prüfung (prozentual)? Wo liegen die größten Schwierigkeiten?
Das ist schwer zu sagen. Wir hatten Kurse in denen alle die Prüfung bestanden haben. Wenn jemand die Prüfung nicht bestanden hat, lag es meistens an der Standruhe oder der Schussfestigkeit.

Mit welchem Übungsumfang muss ich rechnen, wenn ich mit meinem Hund eine solche Prüfung bestehen möchte?
Das kann man nicht pauschal sagen. Es gibt Hunde die sehr schnell lernen und manche brauchen etwas länger. Aber wenn man die ca. 5 Monate halbwegs regelmäßig an den Gruppenstunden teilnimmt, 3-4 Schweißfährten pro Monat macht und im Alltag konsequent im Umgang mit seinem Hund ist, sollte man recht fit für die Prüfung sein.

Warum muss ein ­Jagdhund solche Prüfung ablegen?
Wenn man in NRW seinen Hund jagdlich einsetzten will, egal ob zur Nachsuche oder zum Stöbern, muss dieser eine bestandene Brauchbarkeitsprüfung abgelegt haben. Des Weiteren gibt es manche Versicherungen die solche Brauchbarkeitsprüfung als Voraussetzung zum Versicherungsschutz haben.
Wann finden die neuen Kurse statt?
Wie schon gesagt, starten wir Anfang Mai mit dem neuen Kurs.

„Jagd ohne Hund ist Schund“, sagt der Waidmann. Was macht die Hunde für die Jagd so unentbehrlich?
Da gibt es sehr viele Aspekte. Am wichtigsten ist die tierschutzgerechte Jagdausübung. Auch bei dem besten Schützen kommt es vor, dass das beschossene Stück nicht am Anschuss liegt oder das ein schwer verletztes Tier sich nach einem Verkehrsunfall noch weg schleppt. Dann kommen die auf Schweiß brauchbar geprüften Jagdhunde zum Einsatz um das Tier möglichst schnell zu erlösen.

Eine letzte Frage: Der eigene Hund: kurz- oder langhaarig?
Kurzhaarig. Ich führe aktuell zwei Schwarzwildbracken Rüden (Slovensky Kopov).

Das Interview führte Daniel Pütz per E-Mail.


Titelfoto: Matthias Mertens mit seinem Kopov-Rüden beim Such-Training.    Foto: Daniel Pütz