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Von Richard Elmerhaus

Balve. Bevor sich Josephine Aengenheyster am 4. Oktober 2017 im Rahmen eines Entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes von Frankfurt auf den Weg nach Tansania machte, stellte sich die Abiturientin aus Eisborn die Frage nach der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Inzwischen ist sie wieder zu Hause – im Hotel Antoniushütte – und arbeitet im Hotel ihrer Mutter Britta, die mehr unter der 10-monatigen Trennung von ihrer geliebten Tochter gelitten hat als sie selbst.

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Denn Heimweh verspürte die junge Dame aus dem Bergdorf zu keinem Zeitpunkt. „Ich wusste doch, dass ich wieder nach Hause komme. Mir hat es so gut gefallen, dass ich auch noch länger im Waisenhaus in Tansania geblieben wäre. Das war aber leider nicht möglich“, erzählt „Josi“ Aengenheyster, die gleich bei ihrer Ankunft von 50 Kindern, die mit Blumen auf sie zugelaufen sind, herzlich empfangen wurde.

Unter den Kindern (1 bis 7 Jahre) waren auch 10 Babys, deren Mütter leider verstorben, oder aber die Eltern nicht in der Lage waren, sie zu versorgen. Dies gilt jedoch auch für die anderen 40 Kinder, die in dem Waisenhaus untergebracht sind und mit denen sich „Josi“ Aengenheyster Tag für Tag mit viel Empathie beschäftigte.

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Für die Eisbornerin etwas ungewohnt hieß es bereits morgens um 5 Uhr „Aufstehen“. Wenig später half sie den Kindern bei der Morgentoilette und beim Anziehen. „Um 7 Uhr habe ich dann einige Kinder in den 20 Minuten entfernten Kindergarten gebracht und anschließend die Baby mit betreut“, sagt „Josi“ Aengenheyster, die kaum Verständigungsprobleme hatte, obwohl sie die Landessprache Kisuaheli nicht beherrscht. „Ich hatte natürlich vorher etwas gelernt, aber die besten Lehrer sind die Kinder. Wenn ich irgend etwas nicht verstanden habe, dann holten sie beispielsweise einen Stein, um mir damit zu zeigen, was sie meinen“, schildert „Josi“ Aengenheyster mit einem Lächeln auf den Lippen den Alltag in Afrika. Und fügt hinzu: „Ich habe jeden Tag etwas Neues gelernt. Dazu gehört auch: Arme Menschen sind glücklicher.“

In den Rückspiegel blickend betont die junge Eisbornerin: „Ich habe sehr viele Glücksmomente durch die Kinder erlebt. Denn es reicht eigentlich schon, wenn sie dich anlachen. Der Aufenthalt im Waisenhaus hat mir ganz deutlich vor Augen geführt: Man kann auch mit weniger sehr glücklich sein.“

Dies gilt auch für die Missionarin der Nächstenliebe, wie die freiwilligen Helferinnen gern genannt werden. Denn mit dem schmal bemessenen Taschengeld ist sie so gut zurecht gekommen, dass sie sogar mit Freundin Svenja, die ebenso wie sie ihren Freiwilligendienst in Tansania verrichtete, aber an andere Stelle, eine Urlaubsreise in den Norden von Tansania unternehmen konnte (BILD).

Wieder daheim, bereitet sich die junge Dame auf ihre berufliche Laufbahn vor. Sie kann sich durchaus vorstellen, Hotel-Management zu studieren. Mama Britta würde das sicherlich ebenso freuen wie die Rückkehr ihrer Tochter aus Tansania. Denn das war ein äußerst bewegender Moment. „Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht zu weinen, wenn ich sie in Dortmund abhole. Das ist mir aber nicht gelungen. Ich habe sie minutenlang im Arm gehalten und nicht mehr los lassen wollen. Sprechen konnte ich gar nicht. Das haben wir erst hinterher getan“, erzählt Britta Spiekermann, die ihre Tochter „Josi“ nicht nur vermisste, sondern sich auch Sorgen um sie gemacht hat. Zumal ihre „Josi“ zweimal Malaria hatte und ein Krankenhaus aufsuchen musste.

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