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Balve. (R.E.) Sehr oft wird über die Deutsche Bahn geschimpft, zumeist aus gutem Grund. Es gibt aber auch Ereignisse, die für riesengroßes Erstaunen sorgen. Davon erzählte der HÖNNE-ZEITUNG die 82-jährige Ottilie („Otti“) Wiegard. Jene Oma, die es tatsächlich geschafft hat, mit dem Zug von Balve nach Oberstdorf (500 km) zu fahren, ohne eine Fahrkarte vorweisen zu können bei der Schaffnerin bzw. Zugbegleiterin.

Die rüstige Hönnestädterin wollte mit befreundeten Damen aus Gütersloh in Urlaub fahren. Um Kosten zu sparen, wurde für die Hin- und Rückfahrt (1.000 km) eine Gruppenkarte bei der Bahn erstanden. Dumm nur, dass die Damen aus Gütersloh die Unterlagen mit sich führten und nicht „Otti“ Wiegard.

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„Wir wollten uns in Dortmund treffen, um mit dem ICE nach Oberstdorf zu fahren. Also bin ich in den Zug gestiegen. Ich wusste allerdings nicht, dass der Zug mit meinen Begleiterinnen wegen einer Baustelle auf der Strecke von Rheda-Wiedenbrück nach Dortmund 10 Minuten Verspätung hatte. Die Folge: Sie haben unseren Zug in Dortmund nicht rechtzeitig erreicht“, erzählt „Otti“ Wiegard, die sich in ihrer Not sofort an die Schaffnerin wandte.

Sie erzählte der Kontrolleurin ihre Geschichte – und was passierte: Die Zugbegleiterin forderte die Hönnestädterin auf, ihren reservierten Sitzplatz auch ohne gültigen Fahrausweis einzunehmen und setzte sich, nachdem sie mit ihrem Kontrollgang durch war, zu ihr. Die ganze Zeit munter plaudernd in Karlsruhe angekommen, verabschiedete sich die nette Bundesbahn-Mitarbeiterin bei der Balverin und wünschte ihr weiterhin gute Fahrt.

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„Als die Schaffnerin unseren Zug verlassen hatte, bekam ich ein sehr mulmiges Gefühl, da ich nicht wusste, was der nächste Kontrolleur mit mir macht, auch wenn die Zugbegleiterin mit ihrem Kollegen gesprochen hatte, bevor sie ausgestiegen ist“, erzählt „Otti“ Wiegard, die auch gleich von dem „Neuen“ angesprochen wurde.
„Sind Sie die Frau, mit der Schwarzfahrt, die ohne Fahrkarte nach Oberstdorf fahren möchte?“, lächelte sie der Schaffner an und verlangte ebenso wie seine Kollegin keine Strafzahlung in Höhe von 60 Euro. Denn wie hatte die junge Zugbegleiterin doch bereits während der mehrstündigen Reise zur 82-jährigen Hönnestädterin gesagt: „Kinder und alte Leute müssen wir besonders gut behandeln.“ So war es in diesem Fall.

„Wir Frauen haben uns natürlich ganz herzlich per Brief bei der Deutschen Bahn bedankt“, sagte „Otti“ Wiegard und strahlt über das ganze Gesicht. Sie freut sich noch heute, dass es ihr gelungen ist, die Bahnfahrt nicht nur ohne Sanktionierung, sondern auch auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise von Balve nach Oberstdorf hat zurück legen können.

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