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Balve. In den nächsten Tagen erfolgt der Abriss des Jugendheimes der Kirchengemeinde St. Blasius Balve. Heute war die Firma Driller erstmals vor Ort, um im Bereich des uralten Gebäudes einige Bäume zu entfernen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der 30-Tonnen-Bagger zeitnah seine Arbeit aufnehmen wird, um das Gebäude dem Erdboden gleich zu machen.

Vor diesem Hintergrund freut sich unsere Redaktion darüber, dass Pfarrarchivar und aufmerksamer Beobachter in der Stadt Balve, Rudolf Rath, die 60 Jahre des Bestehens und der Nutzung unter der Überschrift „Pfarrheim St. Blasius verschwindet von der Bildfläche“ für Sie, liebe Leser, auf den Punkt gebracht hat. Da sein Blick in den Rückspiegel sehr umfangreich ist, haben wir den Bericht gesplittet. Hier der 1. Teil:

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„War ich der Letzte, der die Tür von außen endgültig abzuschließen hatte? Nein, das war die Freiwillige Feuerwehr (BILD), die dem Pfarrheim von allen Seiten „auf die Pelle rückte“ – und bei ihrer Übung noch alle Möglichkeiten einer umfassenden Brandbekämpfung nutzen konnte. Bis dahin war ein realer Einsatz glücklicherweise nie erforderlich geworden. Früh genug vor diesem Übungseinsatz und rechtzeitig vor dem Abriss hat das Pfarrarchiv St. Blasius eine passende Übergangsbleibe gefunden, einschließlich neuer Nachbarn in der Alten Hospitalgasse, nahe dem Rathaus.

Nach dem Krieg: Kirchliche Jugendarbeit nur unter erschwerten Bedingungen

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Um heute Platz für ein neues Gebäude zu schaffen, muss das alte weichen. Die Grundsteinlegung für das derzeitige Heim erfolgte unter Regie von Architekt Heinrich Schäfer am 23. Juli 1959. Die kirchliche Segnung der Gründungsurkunde übernahm der seit dem Vorjahr neu in St. Blasius tätige Pfarrer Josef Löcker. Ihm assistierte der in Balve sehr beliebte Vikar Gerhard Lachmann. Diese Ereignisse und die feierliche Einweihung am 12. Juni 1960 sind mir in lebhafter Erinnerung geblieben. Seit damals habe ich die 60-jährige Geschichte des „Jugendheims“ begleitet, zunächst als Messdiener, später als Mitarbeiter in unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit, zuletzt als Pfarrarchivpfleger.

Zuvor hatte die Kinder- und Jugendarbeit im Kirchensaal ihre Heimat, also im Raum oberhalb der Sakristei. Der Lärm der Spiele drang bis in die Pfarrkirche. Später wurde hier dann die weniger lärmerzeugende Bücherei der katholischen Kirchengemeinde eingerichtet. Für lebhafte Freizeitgestaltung wurde aber auch der Jugendraum in der „alten Schule“, heute „Sebastiansklause“, genutzt. Im Winter fütterten wir den Kohleofen durch mitgebrachtes Heizmaterial. Heftige Klopfzeichen aus dem bewohnten Obergeschoss waren häufige Begleiter lebhafter Spiele. Mit kräftigen Kaltwasser-Kopfduschen mussten wir deshalb stets beim Verlassen dieses altehrwürdigen Gebäudes rechnen – eine Art von Abrechnung, die uns nicht wirklich schrecken konnte, zum Leidwesen der Bewohnerin. Sie lehnte gleichwohl ihr angebotene angemessenere Wohnlösungen rigoros ab.

Vor 60 Jahren: Ein neues Heim für vielfältige Nutzungen

Welch ein Befreiungsschlag aus bedrückender Enge und fehlenden Möglichkeiten gelang da der Katholischen Kirchengemeinde mit dem neuen Jugendheim vor 60 Jahren. Die Gesamtkosten von 181.000 DM konnten durch Zuschüsse und zahlreiche Sach- beziehungsweise Geldspenden finanziert werden. Diese Summe hatte zuvor schon durch umfangreiche Arbeitseinsätze katholischer Vereine, aber auch durch einfallsreiche Aktionen und Veranstaltungen deutlich reduziert werden können.

Daran beteiligten sich unter anderem auch die Evangelische Kirchengemeinde Mit einer großen Bühne und einem weiträumigen Saal, dazu verschiedene Gruppen- und Materialräume, entwickelten sich nun die Freizeitaktivitäten von Kolping und Jungkolping, Pfadfinder und Heliand-Mädchengruppen, BDKJ-Pfarrjugend, aber auch die Messdienerarbeit gewaltig. Nun fanden sich ganz neue Möglichkeiten und günstige Voraussetzungen für die Tätigkeit der weiteren katholischen Verbände und verschiedenen Gemeindegremien, auch für Veranstaltungen der Kirchengemeinde St. Blasius. Davon profitierten für viele Jahre auch Kinder und Jugendliche durch die offenen Angebote der „TOT“, einschließlich der Krabbelkinder im Vorkindergarten (Später wurde die Arbeit der „Teiloffenen Tür“ in der Winterschule weitergeführt, dann auch als Jugendarbeit in städtische Trägerschaft übernommen. Sie ist bis heute sinnvoll und erfolgreich).

Im Jugendheim der Katholischen Kirchengemeinde waren bald räumliche Grenzen erreicht: In den Jahren 1966 bis 1978 baute die Katholische Kirchengemeinde deshalb einen „Bolzraum“, ließ von Jugendlichen den Keller als Gruppenraum einrichten, und sie erweiterte den Saal im Obergeschoss um einen weiteren Versammlungsraum mit Küche und sanitären Anlagen. Auch einen Namenswechsel musste das „Jugendheim“ noch über sich ergehen lassen: Als „Pfarrheim“ setzte der spätere Pfarrer Dr. Reinhard Richter Anfang der 2000-er Jahre ein deutliches Zeichen: Die gesamte Kirchengemeinde hat hier ihr Zuhause. Die Vielfalt der Nutzung sollte dies deutlicher widerspiegeln, eine Vielfalt an der auch das Pfarrarchiv seinen Anteil hat. Fortsetzung folgt.

Rudolf Rath

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