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Balve/Arnsberg. (R.E.) Das war harter Tobak heute vor dem Schwurgericht im Landgericht Arnsberg. Denn als im sogenannten „Raser-Prozess“ die Zeugin aus Balve – eine Polizeibeamtin – befragt wurde, äußerte der Verteidiger des Porschefahrers ihr gegenüber den Verdacht der Falschaussage. Da er seine markigen Worte vom Gericht protokolliert wissen wollte, wurde die Verhandlung mehrfach unterbrochen.

Als sich das Schwurgericht zum vierten Mal innerhalb von etwas mehr als einer Stunde zur Beratung zurück zog, um sich mit dem Antrag des Anwalts zu befassen, standen einige Prozessbeobachter auf und verließen den Saal. „Was hier abgeht, ist doch lächerlich“, so der Mann aus Langscheid, der sich darüber beklagte, wie mit den Angehörigen der beim Unfall getöteten Frau und den vier Schwerverletzten umgegangen wird. „Neun Verhandlungstage waren angesetzt, jetzt sind wir schon bei sechzehn und es ist immer noch kein Ende abzusehen“, hieß es heute im Landgericht Arnsberg seitens wütender Nebenkläger und Prozessbeobachter.

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Zuvor hatte die Zeugin aus Balve ihren Ex-Freund aus Soest schwer belastet, indem sie vor Gericht aussagte, dass der Porschefahrer vom Sachsenring kommend sehr wohl in Hövel auf die B 229 gefahren sei und nicht von der Sorpe. Der Angeklagte habe ihr gesagt, dass ein gelber Audi ihn vor Hövel versucht habe zu überholen, dazu sei es aber nicht gekommen. Der Porschefahrer habe den Audi-Fahrer aber in Hövel per Handzeichen aufgefordert, ihn zu passieren, aber auch das sei nicht passiert.

Durch diese hoch brisante Aussage, die eine Bestätigung dafür sein kann, dass es doch zwischen Oelinghauser Heide und Hövel zu einem illegalen Autorennen zwischen dem Audi- und Porschefahrer gekommen ist, wie vom Staatsanwalt vermutet, nutzte der Anwalt des Porschefahrers, die Glaubwürdigkeit der Polizeibeamtin in Frage zu stellen. Er warf ihr vor, diese Angaben hätten sie bereits bei der ersten Zeugenanhörung im Landgericht machen müssen. Zumal sie durch die Vernehmung vor Prozessbeginn durch einen Polizeibeamten darauf hingewiesen worden sei, dass es sich bei dem Unfall um ein illegales Autorennen handeln soll. Die Hönnestädterin blieb jedoch cool im Zeugenstand und warf dem Verteidiger des Porschefahrers „Verschwörungstheorie“ vor.

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Die beiden Herren aus Hemer und Soest, die sich laut Anklage der Staatsanwaltschaft ein illegales Autorennen geliefert haben, und zwar am Abend des 1. August 2018, sitzen seit Monaten auf der Anklagebank der 2. Großen Strafkammer – als Schwurgericht – des Landgerichts Arnsberg. Damals wurden bei dem grauenvollen Unfall auf der B 229 (zwischen Hövel und Beckum) eine Frau getötet und vier Menschen lebensgefährlich verletzt, weil der 48-jährige Arzt aus Hemer mit seinem Audi in einen Golf geschleudert war, und zwar mit 85 km/h, wie der Staatsanwalt betonte.

Der Vorsitzende Richter des Landgerichts, Teipel, wollte an neun Verhandlungstagen herausfinden, welche Schuld die beiden Angeklagten, der 42-jährige Arzt aus Hemer und der 58-jährige Kaufmännische Angestellte aus Soest, auf sich geladen haben. Dieses Vorhaben ist bis zum heutigen Tag ein frommer Wunsch.

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