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Balve/Beckum. (R.E.) Fast vier Stunden waren die Einsatzkräfte am Samstagabend im Einsatz. Unter ihnen die Feuerwehrkameraden aus den Löschzügen 1 und 3 (LZ 1 – Balve, Mellen, Langenholthausen) und (LZ 3 – Beckum, Volkringhausen, Eisborn), ehe der 34-jährige Freizeit-Kletterer, der laut Polizei aus Völklingen stammt, geborgen werden konnte. Gegen 22.30 Uhr wurde der Schwerverletzte per Rettungshubschrauber einer Klinik in Gelsenkirchen zugeführt. Trotz seiner erheblichen Verletzungen schwebte er zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr.

Ursache für die Verletzungen ist ein Unfall im ehemaligen Steinbruch Busche, in dem das Klettern erlaubt ist. Der Freizeitsportler ist nach Auskunft der Polizei umgeknickt und dadurch etwa vier Meter tief gestürzt. Zuerst einmal sollen er und sein Begleiter versucht haben, den Steinbruch ohne fremde Hilfe zu verlassen. Da dies aber auf Grund der Verletzungen des 34-Jährigen nicht möglich war, setzte sein Begleiter einen Notruf ab. Die Alarmierung durch die Kreisleitstelle hatte aufgrund des unwegsamen Geländes und der Dunkelheit zur Folge, dass sich letztendlich mehr als 80 Einsatzkräfte sehr ambitioniert bemühten, den Schwerverletzten aus dem Steinbruch zu transportieren. Was ihnen auch gelang (wir berichteten). Die HÖNNE-ZEITUNG sprach nach dem Großeinsatz in Beckum mit dem Mann, der vor Ort die Regie führte: Stadtbrandinspektor Oliver Prior.

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HÖNNE-ZEITUNG: Herr Prior, zuerst die Frage, die in der Öffentlichkeit und auch Ihnen gestellt wurde: Warum waren 65 Feuerwehrkameraden aus der Stadt Balve am Samstagabend im Einsatz?

Stadtbrandinspektor Oliver Prior: Diese Frage ist einfach zu beantworten. Uns ist gemeldet worden, dass eine schwer verletzte Person im Steinbruch liegt, bei deren Bergung wir dem Rettungsdienst behilflich sein sollen. Wer den Steinbruch und das unwegsame Gelände kennt, der weiß, wie schwierig es ist, bei Dunkelheit in den Bruch zu gelangen, um einen Menschen zu bergen. Um das weiträumige Gelände zu erkunden und auszuleuchten, dies gilt auch für den Rettungshubschrauber-Landeplatz, benötigten wir jeden einzelnen Feuerwehrkameraden sowie das Technische Hilfswerk Balve.

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Wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben uns bis zur Unfallstelle im Steinbruch quasi vorgetastet. Sehr schnell war für mich als Einsatzleiter klar, wir benötigen die Unterstützung von Profis.

Wer waren diese Profis?
Wir haben den Bundeswehr-Rettungshubschrauber aus Köln ebenso angefordert wie die Höhenretter der Dortmunder Berufsfeuerwehr. Aber selbst für sie war es mit riesigen Schwierigkeiten verbunden, den abgestürzten Mann zu bergen. Deshalb musste er lange Zeit betreut werden.

Wer hat die Erstversorgung übernommen, die sich über fast drei Stunden erstreckte?
Von unserer Feuerwehr haben diese Aufgabe Christian Boike und Markus Grothe, beide sind professionelle Kräfte, und vom Rettungsdienst in Balve, Heiner Tillmann und Matthias Drenkelfuß, übernommen. Nicht zuletzt die Ortskenntnisse von Heiner waren in der Dunkelheit von enormem Vorteil für alle an der Rettungsaktion Beteiligten.

Wie ist die finale Bergung denn nun wirklich abgelaufen? Es gibt unterschiedliche Interpretationen.
Das Ganze war ein glänzendes Miteinander unserer vier Einsatzkräften aus Balve, die direkten Kontakt zum Schwerverletzten hatten, sowie des Notarztes aus Sundern, der Besatzung des Bundeswehr-Hubschraubers und der Höhenretter aus Dortmund.

Wie ist das Ende der Rettungsaktion im Detail verlaufen?
Bedingt dadurch, dass der Hubschrauber den 34-Jährigen nicht gleichzeitig mit einem Rettungssanitäter aus dem Bruch fliegen konnte, musste er für die Trage stabilisiert werden. Diese Aufgabe erledigten die Höhenretter im Zusammenspiel mit den Ersthelfern hervorragend, denn erst dann konnte er mit einem Seil vom Hubschrauber aus dem Steinbruch geflogen werden.

Ihr Fazit nach der äußerst intensiven Rettungsaktion
Obwohl wir in dieser Zusammensetzung noch nie aktiv waren, fällt meine Bilanz sehr gut aus. Uns ist es gelungen, von der ersten Minute an strategisch so vorzugehen, dass wir den schwer verletzten Kletterer unter größter Schonung bergen konnten.
Fotos von der Aktion unter https://hoennezeitung.de/2020/11/09/balve/impressionen-von-einer-aeusserst-schwierigen-rettungsaktion-in-beckum/

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