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Balve. (R.E.) Bei den derzeitigen Umbauarbeiten des „Vatikans“ (Haus Scheele) durch den heimischen Unternehmer Matthias Camminady stieß sein Mitarbeiter Stefan Grote auf einen Stein mit einer lateinischen Inschrift, die von Dr. Rolf Dieter Kohl, Stadtarchivar von Neuenrade, und Rudolf Rath Pfarrarchivar von St. Blasius Balve, in den Fokus genommen wurde. Nach Meinung von Dr. Kohl besitzt der Baustein eine große Bedeutung für die Geschichte der Stadt Balve. „Deshalb ist es erfreulich, dass er von Herrn Camminady gerettet werden konnte“, sagte der Neuenrader, bei dem sich Rath mit dem Buch „100 Jahre Schutzaktion – Die Rettung der Schönheit des Hönnetals“ für sein Mitwirken bedankte.

Stefan Grote (links), im Bild mit Rudolf Rath (2.v.l.), Dr. Rolf Dieter Kohl und Matthias Cammiandy (rechts), legte den mit einer Inschrift versehenen Baustein frei.

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Hauseigentümer Matthias Camminady sicherte den beiden Archivaren zu, dass der Stein einen Ehrenplatz im umgebauten „Vatikan“ erhalten soll, und zwar an einer Stelle, an der er für jedermann sichtbar ist. „Ich werde mit Rudolf einen geeigneten Platz aussuchen“, sagte Camminady, der sich ebenso wie Mitarbeiter Grote über die lateinische Inschrift auf dem Baustein informieren ließ, die Aufschluss geben soll über den Bau des Hauses Scheele. Laut Inschrift ist das Haus nach dem Brand durch die Eheleute Hermann Meyer und Elisabeth Hering errichtet worden. Das könnte nach den Stadtbränden 1692 oder 1707 gewesen sein. Begründung: Hermann Meyer wird erstmals 1701 genannt. Er war von 1707 bis 1723 Bürgermeister der Stadt Balve. In Balve gab es sieben Großbrände, und zwar 1584, 1599, 1607, 1623, 1692, 1707 und 1789.

Mit dem „Vatikan“ hat sich auch Ronald („Beppo“) Förster, Chef des Historischen Vereins „Quirinus“ Langenholthausen, befasst. Er hat unserer Zeitung seine Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Haus Scheele zukommen lassen. „1681 heiratet in der Balver Kirche Hermann Meyer genannt Rincke aus Balve Elisabeth Hering, die Tochter des bereits verstorbenen Peter Hering aus Langenholthausen. Peter (Petri, Petrus) Hering war noch Mitte des 17. Jahrhunderts Verwalter des Hauses (Langen)Holthausen. Der Bräutigam selbst war Sohn einer angesehenen Balver Familie. Sein Vater, Bernhard Meyer, lebte zum Zeitpunkt seiner Hochzeit 1681 nicht mehr. Dieser war als Jurist des Erzbischofs von Köln der Amtmann in Bilderlage (ein Ort im Fürstbistum Hildesheim).

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Die Familie Meier-Hering hatte mehrere Kinder. 1686 wurde Anna Catharina geboren. Hier war Catharina Hering genannt Glasmacher (Balve) Patin. 1691 wurde ein weiteres Mädchen geboren. Bei ihr waren Anna Welfers, die Küstersche zu Balve und Heinrich Varnhagen, Verwalter des Hauses Mellen, die Paten. Mit Georg-Bernhard Meier kam im Jahre 1698 noch ein Sohn zur Welt. Hier standen sogar Georg Hellweg, der Vikar am St.-Nikolaus-Altar der Balver Kirche und Bernard Plange (Ratsherr in Balve) als zweiter namensgebender Pate am Taufbecken. 1702 erblickte eine weitere Tochter das Licht der Welt. Bei ihr standen Anna Stute, die Frau des Verwalters von Wocklum Schreder (Schroder) und der Ratsherr Theodor Lösse aus Garbeck als Paten zur Verfügung.

Rudolf Rath (links) bedankte sich bei Dr. Rolf Dieter Kohl für die gute Zusammenarbeit.

Im Jahr 1708 stirbt die Ehefrau des Balver Ratsherrn (Consuly) Hermann Meier genannt Rincke. Nach ihrem Tod heiratete er ein zweites Mal. Im Jahr 1709 wird Cornelia Margaretha Vessen die Frau des Balver Ratsherrn. Mit dieser Namenskonstellation und den Aussagen auf dem Grundstein kann ein damaliger (Neu-)Bau des Scheelen Hauses in Balve nur für das Jahr 1681 angenommen werden. Die Grablege der Elisabeth Hering am 3. Januar 1708 schließt ein Datum danach eigentlich aus. Für den Namenszusatz „Rincke“ fand ich allerdings bisher auch noch keine Erklärung. Kann nur vermuten, dass es sich bei dem Platz um eine noch ältere Hofstelle mit dem Namen „Rincke“ handelte, wie sonst überall im Balver Land üblich.“

 

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