Balve/Beckum. Der Wissenschaftler Dr. Achim Schwermann und der Sozialarbeiter Stefan Schröder, welcher im LWL-Schulzentrum in Olpe tätig ist, luden zu einem Dino-Palaver im Haus am Platze ein. Zahlreiche Interessenten gesellten sich dazu, um in einer gemütlichen Atmosphäre und in einer entspannten und humorvollen Runde, Teil an spannenden Gesprächen über Fossilien, Dinosaurier und der weltweit bedeutenden Fundgrube in Beckum zu haben.
Die Grabungsstätte dort sorgt nämlich weiterhin für ein großes Aufsehen. Das weit verzweigte Höhlensystem bot zahlreiche Fossilienfunde, doch wie groß es wirklich ist, bleibt bisher ungewiss. Allerdings steht fest, dass die Bedeutung dieser Fundstelle weit über Deutschland hinausgeht. Die Dinosaurier-Funde in Beckum und Balve zeigen, wie lebendig die Urzeitforschung in Deutschland ist. Mit einem Alter von rund 125 Millionen Jahren deckt sie eine Zeitspanne ab, welche durch andere Fossilienfundstellen kaum vertreten ist. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Tierarten, welche dort schon gefunden wurden. Auch von der letzten Ausgrabung im vergangenen Sommer werden wieder einige Funde im Balver Heimatmuseum an der Luisenhütte zu sehen sein – eine Tradition, die sich über Jahre etabliert hat. Die Präsentation ermöglicht es Besuchern, die urzeitlichen Entdeckungen aus der Nähe zu betrachten.
Im vergangenen Jahr sorgte ein spektakulärer Fund in Beckum für große Begeisterung. Zwei Daumenstacheln des Equamodon, eines pflanzenfressenden Dinosauriers, wurden gefunden. Sogar Teile von Fröschen wurden ausgegraben – das bisher größte gefundene Fragment misst jedoch nur 5 mm und um die genaue Art, oder dessen Größe zu bestimmen, wird ein vollständiges Hüftfragment benötigt.
Einer, der sich mit den Funden bestens auskennt, ist Dr. Achim Schwermann. Seit 2002 ist er am Beckumer Steinbruch aktiv und 2017 übernahm er die Leitung der Ausgrabungen. Hauptberuflich arbeitet er am Naturkundemuseum Münster, wo er gemeinsam mit drei weiteren Paläontologen die Funde wissenschaftlich untersucht. Seine Begeisterung für Fossilien zeigt sich nicht nur im Beruf, auch in seiner Freizeit geht er in Steinbrüche, um nach Dinosaurierresten zu suchen.
Doch es steht fest, dass diese Beiden nicht allein mit ihrer Leidenschaft sind. Die berühmte Fossiliensammlerin Mary Anning, welche viele Ammoniten entdeckte, inspirierte Stefan Schröder. Schon im Grundschulalter wies er ein unglaublich großes Interesse an Dinosauriern auf und bis heute sammelt er alles, was mit der Urzeit zu tun hat. Darunter besonders viele Dinosauriermodelle. Er besitzt sogar das Modell eines Baby-Dinosauriers in Originalgröße, welches er auf einem Flohmarkt ergatterte. Seine Begeisterung reicht so weit, dass er sogar ein Buch namens „Pälo Nerds“ schrieb, indem er „der Entwicklung des Lebens auf den Grund geht“.
Er setzt sich zudem für die Weitergabe von Wissen ein. Er bringt Kladogramme in die Schulen mit, damit Schüler die Evolution der Dinosaurier besser nachvollziehen können.
Ein besonders spannendes Thema war auch, dass Dinos ihr ganzes Leben lang wuchsen, anfangs rasant, später langsamer – ähnlich wie heutige Reptilien.
Zuletzt informierte Dr. Schwermann darüber, dass dieses Jahr vermutlich ab der zweiten Julihälfte wieder Ausgrabungen in der Beckumer Fundgrube laufen werden, bei denen sich verschiedenste Studenten und Wissenschaftler für insgesamt drei Monate dazu bereiterklären, jeweils einen ganzen Monat lang intensiv zu arbeiten und fleißig Fossilien zu suchen. AM