Balve. Die Entscheidung der Ratsmitglieder war am Ende dann doch eindeutig. Einstimmig stimmten sie einer bevorstehenden Liquidierung der Stadtmarketing GmbH zu und beauftragten ihren Vertreter in der anstehenden Versammlung dafür zu stimmen.
Trotzdem entwickelte sich während der Ratssitzung zunächst eine Diskussion darüber, ob das der richtige Weg sei. Bürgermeister Hubertus Mühling teilte mit, dass es keinen Wunsch nach einer Geschäftsfortführung gegeben habe. Dem konnte Ratsherr Odo Wilmes nur beipflichten, indem er meinte, dass dieser Vorschlag nicht von Seiten der Stadt Balve gekommen sei.
Bedauernd äußerten sich UWG-Fraktionsvorsitzender Lorenz Schnadt und SPD-Fraktionschef Cay Schmidt.
Doch um was ging es eigentlich? Schließlich macht die GmbH seit 21 Jahren erfolgreiche Arbeit. Insgesamt hält die Stadt Balve ein Drittel der Gesellschafteranteile der Kommanditeinlage in Höhe von 25.740 Euro und ist damit der größte Kommanditist. Im Gründungsprotokoll stand damals als auch heute: „Die Gesellschaft ist eine Gemeinschaftseinrichtung der Balver Wirtschaft und der Stadt Balve. Die Gesellschaft fördert das Stadtbewusstsein, das Image, den Tourismus, den Handel, die Lebensqualität und die Wirtschaft.“ Sicherlich trifft nach 21 Jahren da nicht mehr alles zu. Die Verwaltung hatte eine ausführliche Stellungnahme vorbereitet.
Darin heißt es: „Nachdem die Stadtmarketing Balve lange Jahre gute Arbeit im Sinne des Gesellschaftszweckes geleistet hat, so kommen wir doch zum heutigen Zeitpunkt zu der Frage, wie diese Gesellschaft in Zukunft aufgestellt sein müsste, um den Anforderungen einer zum Beispiel Wirtschaftsförderungsgesellschaft zu genügen, oder aber zu entscheiden, ob diese Gesellschaft in ihrer kleinen Form noch zeitgemäß ist.“
In den beiden letzten Gesellschafterversammlungen sei dieser Punkt sehr intensiv diskutiert worden und da sei man mehrheitlich zur Entscheidung gelangt, die Gesellschaft nicht weiter aufzuwerten, sondern zu liquidieren, betonte der Bürgermeister.
Die guten Aktionen, die Stadtmarketing Balve hervorgebracht hat, sollten aber auf jeden Fall berücksichtigt und weitergeführt werden. Genannt seien hier unter anderem der Balver Gutschein, Unternehmerstammtische oder der Happy Einkaufstag.
In dem Zusammenhang bringt die Verwaltungsvorlage das städtische Innenstadtbüro ins Spiel. „Durch diese Abteilung der städtischen Verwaltung werden sogar Synergien in der Werbung für Balve, in der Vernetzung mit der Balver Wirtschaft und mit anderen Akteuren wie etwa der Balver Werbegemeinschaft entstehen.“
Das war dann auch der Kritikpunkt, den Lorenz Schnadt ansprach. Er war der Meinung, dass solche Aktivitäten eigentlich in private Hand gehörten und nicht unter politische Kontrolle. Die Notwendigkeit der Liquidation sah letztendlich auch er ein und so gab es ein einstimmiges Votum dafür, dass der größte Kommanditist in der nächsten Versammlung durch seine Vertreter für eine Liquidation stimmen wird.
Nicht ganz so sieht es allerdings Stadtmarketing-Geschäftsführerin Stephanie Kißmer. Nach ihren Worten sei von den Gesellschaftern angedacht, eine Neugestaltung des Stadtmarketings vorzunehmen. Eventuell könne man auch die jetzige Gesellschaftsform ändern.
„Die Stadt Balve kann das nicht entscheiden, da sie nur 33 Prozent Gesellschafteranteile besitzt. 67 Prozent der Anteile haben Balver Unternehmen. Es benötigt einen Beschluss der Gesellschafterversammlung, die voraussichtlich Ende des Jahres 2025 stattfindet. Ein finanzieller Engpass besteht nicht und die Presse wird offiziell informiert, wenn es etwas zu berichten gibt. Das ist zurzeit nicht der Fall“, so die Geschäftsführerin abschließend.. kr
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