Balve/Neuenrade. (P.B.) Die Freude war Engelbert Falke vom Veranstalter Kolpingforum Balve deutlich anzusehen, als er den Abend im Evangelischen Gemeindehaus an der Hönnetalstraße eröffnete: „Sonst warten wir immer noch fünf Minuten über die Anfangszeit in der Hoffnung, dass noch jemand kommt. Heute ist der Saal gut gefüllt, wir können pünktlich beginnen.“
Das Land, wo bekanntlich der „Pfeffer wächst“, stieß in der Hönnestadt auf großes Interesse: die beiden Referenten des Abends berichteten über Indien. Pater Pius Sabu stellte am Montagabend seine Heimat näher vor, und Berthold („Belo“) Streiter wiederum reist nicht nur gerne durch das Land, sondern unterstützt zudem die sozial Schwachen mit seiner Brillen-Sammelaktion.
Der Geistliche, seit 2017 im Pastoralverbund Balve-Hönnetal, erst als Praktikant, nun als Pastor in den Gemeinden in Balve und Neuenrade, nutzte die Gelegenheit, um sich und seinen Bundesstaat „Kerala“ im Südwesten Indiens den Anwesenden näher vorzubringen. „Ich bin als zweites von drei Kindern im Dorf Cochin geboren“, begann der beliebte Gottesmann seinen Vortrag. Dann ging es ins Detail: „Das Dorf liegt in der Gemeinde Kalamassery im Distrikt Ernakulam und ist ein wichtiger Industriestandort in der Stadt Kochi.“
Um die gewaltigen Ausmaße des Staates, der ja nur ein kleiner Bestandteil Indiens darstellt, zu verdeutlichen, eine Zahl: Kerala erstreckt sich über fast 600 Kilometer entlang des Arabischen Meeres. Pius Sabu wurde christlich erzogen und hatte schon früh den Wunsch, Priester zu werden. So trat er nach der Volksschule in den Orden der Karmeliter ein und ist somit eines von 2.013 Mitgliedern weltweit. Er studierte Theologie und Philosophie und wurde 2004 zum Priester geweiht. Deutschland ist nicht die erste Station für ihn in der Ferne, acht Jahre war er in Italien tätig, ein Jahr in Irland. Dazu studierte er zwei Jahre in Rom an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas und machte sein Lizentiat in dogmatischer Theologie.
„Der Name Kerala bedeutet „Land der Kokospalmen“ und tatsächlich stehen diese Pflanzen an allen Ecken und erzeugen Urlaubsfeeling“, kam er gezielt auf sein Geburtsland zu sprechen. Natürlich prägt die Frucht auch die dortige Küche. Die Fotopräsentation zeigte jedoch, dass in dem Klima viele weitere exotische Früchte gedeihen: vom Chili und den verschiedensten Sorten Bananen über Mango und Papaya oder Maniok bis hin zu Ingwer, Kurkuma sowie Muskat – eine fruchtbare Region.
Elefanten werden zu schweren Arbeiten eingesetzt, die Backwaters, das mit vielen Flüssen durchzogene Hinterland, sind nicht nur eine touristische Attraktion, sondern dienen zudem dem Warentransport. 33,4 Millionen Menschen leben in Kerala, davon sind 54,7 Prozent Hindus, 25,6 Prozent Muslime und 18,4 Prozent Christen. „Die Kirche ist ein wichtiger Faktor, sie unterhält Schulen und Kindergärten“, so der Geistliche. „Der Glaube an Gott ist Bestandteil des Lebens, rund 98 Prozent aller Einheimischen besuchen die Gottesdienste.“ Auf eine Begegnung ist Pius Sabu besonders stolz: „Ich habe einmal Mutter Teresa gesehen, als sie in meiner Heimat zu Besuch war.“
Im Anschluss gab Berthold Streiter ebenfalls einen Einblick in das Leben und die Eigenarten des gesamten Subkontinents. „1,3 Milliarden Einwohner, das Durchschnittsalter beträgt knapp über 26 Jahre, eine unglaublich junge Bevölkerung“, weist er daraufhin, dass hier die Demografie kein Thema ist. Armut ist überall zu entdecken, wie er mit Fotos belegt.