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entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG –

Balve. So oder so ähnlich könnte manche Fantasy-Geschichte beginnen: „Es geschah im Jahre des Herren eintausendneunhundertdreiundneunzig…“ – aber auch manche Erfolgsgeschichte. In den 80er und frühen 90er Jahren waren Fantasyspiele, wie „Hero Quest“ oder „Dungeons and Dragons“ sehr populär. Letzteres ist ein „Pen and Paper“ Rollenspiel. Das sind Spiele, die ohne Brett und ohne Computer, lediglich in der Phantasie der Mitspielenden stattfinden.
Zur Hilfe nimmt man lediglich einen Stift und ein Blatt Papier. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Helden, die Abenteuer in fremden Ländern erleben, die voller mythischer Wesen, wie Drachen und Kobolden sind.
Im Zuge dieses Hypes sollte die Firma „Wizards of the Coast“ mit einem gänzlich neuen Spielkonzept Geschichte schreiben: 1993 brachten sie „Magic – The Gathering“ oder auf Deutsch damals „Magic – Die Zusammenkunft“ auf den Markt. Mit dem sogenannten „Trading Card Game“ wurde so vor dreißig Jahren eine ganz neue Spiele-Gattung geboren.
Das Unternehmen war so erfolgreich, dass sie 1997 die Firma „Tactical Studies Rules“ (TSR), Entwickler und Vertreiber des heimlichen Ideengebers „Dungeons & Dragons“ übernehmen konnten. Weiterhin machten sie sich einen Namen durch den Vertrieb der „Pokémon“ Sammelkarten und wurden spätestens damit zum festen Besstandteil der Pop- und Jugendkultur. Seit 1999 gehören sie zum Spielegiganten Hasbro Inc.
Doch zurück zu Magic: Grob erklärtkaufen die Spieler Päckchen mit zufällig zusammengestellten Sammelkarten, die jeweils über eigene Spielmechanismen verfügen.
Die Päckchen mit je 15 Spielkarten nennen sich „Booster“. Aus diesen Karten baut man sich eine eigene Zusamenstellung von 60 Karten, dem sogenannten „Deck“ mit dem man nach festen Regeln gegen seine Mitspieler antritt.
Durch das Auflagekonzept von häufigen, weniger häufigen und seltenen Karten erzielen die mittlerweile ca. 20.000 herausgebrachten unterschiedlichen Karten teilweise irrwitzige Preise. Der legändere „Black Lotus“ aus dem Jahr 1993 brachte es hier bei einer Auktion in den USA vor einigen Monaten auf einen sagenhaften Preis von 550.000 US-Dollar.
Einmal durch Glück eine solche Karte in die Finger bekommen ist wohl der Traum eines jeden Magic Spielers. So auch Carsten Goerkes, Magic Spieler (fast) der ersten Stunde und Mitbegründer einer Balver Magic Gruppe, die mittlerweile auch seit fast 30 Jahren besteht.
Der Gruppe gehören aktuell 12 Spieler an, zu den Runden treffen sich meist 4-5 Gleichgesinnte.
„Da werden subtile Allianzen gebildet und wieder verworfen, am Ende kann nur einer gewinnen“, klingt ganz Fantasy-Like gleich ein wenig Highlander Feeling im Gespräch mit dem 46-Jährigen durch. Auch eine andere Fantasy-Reihe findet ihr Pendant in der Magic-Welt. „2023 gibt es ein Crossover mit ‚Herr der Ringe‘. Da wird es den ‚einen Ring‘ geben, der tatsächlich nur einmal gedruckt wird und in einem zufälligen Booster zu finden sein wird. Es ist zu erwarten, dass diese Karte direkt oberhalb der 100.000 US-Dollar gehandelt wird.“
Anfangs erschien es Goerke auch merkwürdig, dass die Karten teilweise so teuer seien. Aber die Karten seien auch sehr wertstabil, lediglich Neuauflagen oder Spielverbote einzelner Karten könnten sich negativ auf den Wert einer Karte auswirken.
Gleichgesinnte trifft man in Fantasyläden, wie beispielsweise dem „Auenland“ in Dortmund. Den Laden gibt es bereits seit den 90ern und noch immer wird hier getauscht, gehandelt, gefachsimpelt und natürlich gespielt. In Balve spielt man üblicherweise die sogenannte „Cube“-Variante. Hier ziehen die Mitspieler aus einem vorhandenen Kartenbestand und konzipieren ihre Decks vor Ort. Hierbei ist Strategie gefragt. Die Karten interagieren untereinander.
„Bei uns soll der beste Spieler, bzw. Deckbauer gewinnen. Nicht das Geld entscheidet!“  Es gibt beinah unendlich viele verschiedene Spielstrategien. Daher wurde MTG auch 2018 offiziell zum komplexesten Spiel der Welt erklärt. Spieltheoretiker hatten sich des Spiels angenommen und erkannt, dass sie nicht zuverlässig in der Lage sind am Computer den Ausgang einer Partie zu simulieren. Zu vielfältig ergehen die Spielverläufe.

„Die Spiele sind sehr gesellig“

Ganz so komplex muss es bei den heimischen Spielgruppe nicht zugehen. „Die Spiele sind sehr gesellig, es wird viel geredet und taktiert. Im Grund ist es auch nichts anderes als wenn man sich zum Skat oder Doppelkopf trifft.“
Dabei ist Magic lange schon nicht mehr einfach ein Kartenspiel. Es gibt verschiedene Adaptionen auf unterschiedlichen Konsolen, Android oder dem PC. In „Magic Arena“ kann man online mit anderen Magic Fans spielen. Es sind etliche Romane rund um die Magic Welt voller Vampire, Feen, Monster, Bestien, Goblins, Helden und Zauberern herausgekommen. Die Community hat mittlerweile über 40 Millionen Spieler.
Die popkulturelle Bedeutung des Produkts lässt sich auch daran ablesen, dass derzeit eine Netflix-Animationsserie produziert wird.
Gedanken seine Sammlung zu verkaufen hat sich Carsten Goerke noch nie gemacht. Zu groß ist der Spaß, den ihm das Spiel auch nach so vielen Jahren immer noch macht. Er freut sich über jeden, der sich für sein Hobby begeistern kann.
Um vielleicht die Freude am Spiel beim einen oder anderen zu wecken liegt dieser Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG eine exklusive – natürlich innoffizielle – Spielkarte bei, die in ihrer Ausgestaltung an nicht ganz so ferne Länder erinnert. Die Karte kann ausgeschnitten und in das reguläre Magic Spiel integriert werden.
Wir wünschen viel Spaß! DP

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