Anzeige

Balve. Enttäuschung bei den Kindern der 7a der Realschule Balve. Die für Mai angedachte Klassenfahrt findet nicht statt. Bei der Elternschaft trifft diese Entscheidung auf Unmut. Zum Hintergrund befragt die HÖNNE-ZEITUNG den stellvertretenden Schulleiter der Realschule, Thomas Münch.
Der Alltag der Kinder besteht keineswegs nur aus Bankdrücken. Befragt man Erwachsene zu ihrer Schulzeit erinnern diese sich häufig in blumigen Bildern an die gemeinsamen Klassenfahrten, die in der Kinder- und Jugendzeit etwas ganz besonderes darstellen. Üblicherweise erlebe man auf der Balver Realschule drei Klassenfahrten, erklärt Thomas Münch. In der fünften Klasse stehe eine Kennenlernfahrt nach Hachen auf dem Programm. In der sechsten Klasse folge eine mehrtägige Fahrt in die nähere Umgebung, beispielsweise nach Münster. In der zehnten Klasse gäbe es dann üblicherweise eine Abschlussfahrt.
All diese regulären Fahrten hätten in diesem Schuljahr auch stattgefunden, beziehungsweise seien fest eingeplant. Das war in den vergangenen Jahren coronabedingt teilweise anders. Die betreffende Maifahrt sei ein solcher Sonderfall, handele es sich doch um eine Nachholfahrt aus 2023. Die Eltern hätten seinerzeit über das Stattfinden der Fahrt abgestimmt und aufgrund der damaligen Coronasituation dagegen votiert.
Klassenfahrten seien keine Jux-Veranstaltungen, sondern vielmehr Unterricht in anderer Form. Die Fahrten sorgen regelmäßig für hohen personellen Aufwand bei der notorisch unterbesetzten Lehrerschaft. Bei der Fahrt der drei 10er Klassen müssten beispielsweise sechs mitfahrende Lehrer vertreten werden, die für den regulären Unterricht in der Ausflugzeit nicht zur Verfügung stünden.
Für die Konzeptionierung der Fahrten sei die Schulkonferenz verantwortlich. Aktuell werde überlegt die Sechser-Fahrt in die siebte Jahrgangsstufe zu verlegen. So hätte man einen geringeren Abstand zwischen den beiden großen Fahrten und es bestünde die Möglichkeit dem Klassenlehrerwechsel in dieser Jahrgangsstufe Tribut zu zollen, so dass sich Kinder und Lehrer bei dieser Gelegenheit bereits besser kennen lernen könnten. Ob diesem Wunsch aus der Lehrerschaft nachgegangen werde, entscheide ebenfalls die Schulkonferenz.
Thomas Münch, der mittlerweile auf eine 25-jährige Dienstzeit an der Realschule zurückblicken kann, weiß um die Wichtigkeit derartiger Veranstaltungen. Gerade während der Coronazeit sei bei den Schülern viel auf der Strecke geblieben, was es aufzufangen gälte.
Wenn auch die Siebener auf ihre Fahrt verzichten mussten, heiße dies nicht, dass die Schule in dem Bereich untätig sei. Man habe mit zusätzlichen Sportangeboten, „Ankommen nach Corona“ oder „Teambuilding im Wald“ versucht der Vereinsamung der Kinder entgegenzuwirken. „Hier geht es weniger um Lerninhalte als um das Gemeinsame“, erklärt der Lehrer für Informatik und Mathematik. Man merke, dass den Kindern zwei Jahre entgangen sind.
„Das erste Weggehen, das gemeinsam erleben und rausgehen fehlt völlig.“ Es sei daher kein Wunder, dass die Kinder gewisse „Soft-Skills“ vermissen ließen, nachdem man sie ein oder zwei Jahre mehr oder weniger vor dem Rechner separiert habe. Gerade für die Kultivierung derlei sozialen Fertigkeiten stellen Klassenfahrten einen besonderen Baustein im pädagogischen Konzept unserer Schulen dar.
Für die Kinder der 7a sind die Hintergründe vermutlich wenig tröstlich. Dennoch ist die Entscheidung der Schule gut begründet. Corona hat eben deutlich mehr gekostet als es auf den ersten Blick den Anschein hat. DP

Anzeige