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Von Richard Elmerhaus

Balve. Wenn vom 7. bis 10. Juni die Dressur- und Springreiter-Elite beim Balve Optimum an den Start geht, feiert der Reiterverein Balve ein Jubiläum. Denn vor 70 Jahren fand das erste Turnier auf der Anlage in Wocklum statt. Noch ein Jahr zuvor ermittelten die Reiterinnen und Reiter Sieger und Platzierte auf der Allhoffschen Wiese.

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Zusammen mit den Altvorderen des Reitervereins Balve warf Rosalie von Landsberg-Velen einen Blick in die 70-jährige Geschichte vom Balve Optimum.                 Foto: Richard Elmerhaus

Daran kann sich Turnier-Chefin Freifrau Rosalie von Landsberg-Velen nicht erinnern. Um die 70-jährige Turnier-Geschichte des Reitervereins Balve zu beleuchten, lud sie gemeinsam mit dem 2. Vorsitzenden des Reitervereins Balve, Matthias Camminady, einige Zeitzeugen ein. Unter ihnen Leonhard Mertens, Peter Kircher und Rudolf Rath.

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Beim Gedankenaustausch, der die ganze Zeit über gefilmt wurde, ging es hin und wieder sehr emotional und lautstark zu. „Nein, das weiß ich noch ganz genau“, war ein Satz, der nicht selten zu hören war. Damit sich die Gemüter jedoch schnell wieder abkühlten, holte Matthias Camminady uralte Programmhefte aus seinem Fundus. Die sicherte er sich, als vor zig Jahren die Druckerei Zimmermann baulich verändert und viele überflüssige Bücher und Programm entsorgt wurden. „Als ich die damals sah, habe ich sie sofort aufgesammelt und dadurch der Nachwelt erhalten“, schmunzelt „Cammy“, der seit vielen Jahren eine wichtige Säule im Reiterverein Balve und der Turniergemeinschaft ist.

Dies gilt auch für Rosalie von Landsberg-Velen, die aus Anlass des 70-jährigen Turniergeschehens einen Film drehen lässt, der jedoch vor dem Turnier gehütet wird wie ein Schatz. Wenn man mit der Turnier-Chefin spricht, dann ist der Film etwas ganz Besonderes, weil unter anderem Reitsport-Legenden zu Wort kommen.

Ob das Prachtexemplar auch die langjährige Zusammenarbeit von Vater und Tochter beleuchtet – wer weiß es? Fest steht jedoch: So lange Dieter Graf von Landsberg-Velen lebte (gestorben 2012) gab er die Richtung vor. Alle die beim Turnier, egal in welcher Funktion auch immer, ihren Beitrag zum Gelingen von Balve Optimum leisteten, zollten dem Reiter-Grafen Respekt und Anerkennung.

Sich mit ihm anzulegen, war ohnehin zwecklos. Er war eine herausragende Persönlichkeit, die nicht nur im Reitsport weltweit Akzente setzte. Wie er reagierte, wenn er oder sie seine Anordnungen nicht eins zu eins umsetzte, davon weiß seine Tochter Rosalie ein Lied zu singen.

Obwohl sie längst fester Bestandteil des Turniers Balve Optimum war, kündigte der Reiter-Graf seine Tochter (Bild) stets am Ende der Pressekonferenzen als die „Kinderdorf-Beauftragte“ an. Diesen Titel hatte sie sich „erarbeitet“, als sie hinter dem Abreiteplatz ein schmuckes Kinderdorf aus dem Boden stampfte, das bis heute auf die jungen Besucher eine magische Anziehungskraft ausübt.

Dieses familienfreundliche Angebot war ihr Einstieg in die Planung und Durchführung des Turniers. Damit begann aber auch der Streit mit ihrem Vater. „Wenn es um Details ging, haben wir wahnsinnig viel gestritten. Er war sehr stur. Nicht selten hat er wütend seine Pfeife durch die Gegend geworfen. Der Grund: Es war nicht seine Idee, die wir umsetzen wollten. Die Hierarchie musste eingehalten werden“, erzählt lächelnd Rosalie von Landsberg-Velen, die ihren Vater sehr stark vermisst. Übrigens: Der Graf lobte die sehr gute Arbeit seiner Tochter über den grünen Klee – allerdings immer nur dann, wenn sie nicht dabei war. Er war mächtig stolz auf sie.

Der Chronist kann sich noch gut daran erinnern, wie der Reiter-Graf einige Jahre vor seinem Tod auf die Frage reagierte: „Wie geht es weiter in Wocklum, wenn Sie nicht mehr Turnier-Chef sind?“ „Herr Elmerhaus, ich habe das Feld so gut bestellt, dass es das Turnier Balve Optimum auch dann noch geben wird, wenn ich nicht mehr bin. Es ist bei meiner Tochter Rosalie in sehr guten Händen.“

Auch mit dieser Aussage lag der Reiter-Graf, wie man heute sieht, goldrichtig. Denn seine Tochter drückt dem Turnier in Wocklum genauso ihren Stempel auf wie er es von 1949 bis 2011 getan hat.  Gerade zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt, begann der Chef des Reitervereins Balve damit, die Reitanlage in Wocklum zu modernisieren. Aus einem Fabrikgelände entwickelte sich der Turnierplatz in Wocklum, der heute von der Reitsport-Elite immer wieder gelobt wird.

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