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Helga Rath war nicht nur über zig Jahre eine hervorragende Grundschullehrerin, sondern auch eine Bürgerin, die sich mehr als ein halbes Leben ehrenamtlich für das Gemeinwesen engagiert. Sei es in der Politik, beispielsweise als Ratsherrin und Stellvertretende Bürgermeisterin, in der Kirche oder aber auch heute noch als „Sozialarbeiterin“ in Caritas und Flüchtlingshilfe. Kurz gesagt: Die Hönnestädterin ist der Prototyp des Ehrenamtes.

Am 1. Mai 1940 geboren, wollte sie heute ihren 80. Geburtstag in großer Runde mit Verwandten, Freunden und Bekannten im „Haus Felsenruh“ in Frühlinghausen feiern. Das Corona-Virus führte jedoch dazu, dass uns Helga Rath wissen ließ: „Die Feier fällt zwar heute aus, aber die Einladungen behalten ihre Gültigkeit. Wir feiern am 1. Mai 2021.“ Wir warfen mit der sympathischen und stets hilfsbereiten Balverin einen Blick in den Rückspiegel und die Zukunft.

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HZ: Wann sind Sie nach Balve gekommen?
Helga Rath: Im Jahr 1965 bin ich als Lehrerin an die Volksschule in Mellen gekommen. Hier gab es eine Ober- und Unterstufe. Ich habe die Unterstufe unterrichtet und da ich eine Weile die einzige Lehrerin war, habe ich die Volksschule leiten müssen.

Wann wechselten Sie nach Langenholthausen?
Als die Volksschule in Mellen aufgelöst wurde bin ich 1969 nach Langenholthausen gekommen.

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War es schwierig, mit dem temperamentvollen Schulleiter Engelbert Falke zusammenzuarbeiten?
Nein. Ich hatte stets ein gutes Verhältnis zu ihm, auch heute noch. Ich weiß, wie ich ihn nehmen muss und er weiß wie ich reagiere. Die Zusammenarbeit in der Grundschule Langenholthausen war super.

War es richtig, die Schule in L.A. zu schließen?
Wenn wir heute sehen, wie positiv sich die Schülerzahlen in Langenholthausen und Mellen entwickeln, war es nicht richtig.

Gibt es noch einen Grund?
Ich erinnere mich noch an Josef Rüth, der anlässlich der Schulschließung in Mellen sagte: Wir wechseln jetzt vom Bildungs- in den Erziehungsnotstand. Gemeint hat er damit, dass der Unterricht in kleinen Klassen effektiver ist als in großen. Unterrichten in Langenholthausen war aber im Vergleich zu den großen Städten dennoch wie ein Leben im Paradies.

Ist es heute anstrengender Grundschulkinder zu unterrichten?
Ja. Im heutigen Individualunterricht meint jedes Kind, der Lehrer oder die Lehrerin wäre allein für sie da.

Warum ist es problematisch, Schulleiter für Grundschulen zu finden?
Da überwiegend Frauen an den Grundschulen unterrichten, die sich nicht so viel zutrauen. Aber es ist auch nicht einfach, mit Lehrern umzugehen. Denn sie sind schwierig, sie sind ein eigenes Volk. Überdies haben Lehrerinnen oftmals Familie und Kinder, um die sie sich kümmern müssen.

Wie sind Sie in die CDU Balve gekommen?
Das ist ein Witz. Ende 1973 habe ich im Jugendzentrum mitgearbeitet, und zwar zusammen mit Rudolf (Red. ihr Mann) und Engelbert Falke. Rudolf hat mich erst in die CDU aufgenommen, wahrscheinlich wollte er meine politische Gesinnung prüfen, und dann hat er mir später seinen Heiratsantrag gemacht (sie lacht).

Waren Sie politisch interessiert?
Schon in der Schulte war Politik für mich interessant, denn ich bin mit Bundeskanzler Konrad Adenauer groß geworden. Damals habe ich seine Tochter beneidet, die mit ihm nach Amerika fliegen durfte, denn davon habe ich damals auch immer geträumt.

Wie war der Umgang mit den CDU-Granden Thomas Gemke und Odo Willmes?
Ich hatte zu beiden ein gutes Verhältnis, auch wenn Odo immer über die Lehrer geschimpft hat. Mich hat er natürlich ausgenommen. Du bist nicht gemeint, fügte er stets hinzu.

Ist Kommunalpolitik bereichernd?
Sie ist zwar manchmal anstrengend, aber sie macht es möglich, Einblick in das Vereinsleben zu bekommen und ist somit für den Horizont erhellend.

Es ist lediglich eine Frau im Rat der Stadt Balve
Dafür gibt es aus meiner Sicht nachvollziehbare Gründe: Die Frauen sind im Beruf und in der Familie sehr stark angespannt. Zudem befürchten sie, vor allem dann, wenn sie in die Öffentlichkeit gehen, einen Shitstorm in den sozialen Medien. Hinzu kommt, dass es immer noch genügend Männer gibt, die der Meinung sind, dass Frauen nichts in der Politik zu suchen haben. Richard Elmerhaus
Teil 2 des Interviews finden Sie unter https://hoennezeitung.de/2020/05/01/balve/ehrenringtraegerin-helga-rath-ein-kommunalpolitiker-muss-wissen-was-die-menschen-vor-ort-beschaeftigt/

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