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Balve. „Wer braucht denn sowas?“ Rudolf Rath (Foto), Archivar der katholischen Kirchengemeinden im Pastoralverbund, brachte es auf den Punkt. Beim Ausspruch und Titel der neuen Broschüre kommt es auf die Betonung an und schon sieht man das Ganze in einem anderen Licht. Auf jeden Fall regt er zum Überlegen an.

„Wenn sich dienstagmorgens wichtige Persönlichkeiten im Pfarrheim einfinden, muss es etwas Besonderes geben“, begrüßte Dechant Andreas Schulte die Gäste, die zur Vorstellung der neuen Broschüre von Rudolf Rath gekommen waren. Auf 104 Seiten würde sich das Leben des Archivars widerspiegeln während seiner 20-jährigen Tätigkeit. „Das ist sein Lebenswerk, das er uns hier verfasst hat“, dankte Dechant Schulte.

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Zahlreiche Gäste waren zur Vorstellung der neuen Broschüre gekommen. Fotos: Roland Krahl

Und so gab dann auch Rudolf Rath einen kleinen Überblick über die Höhen und Tiefen in seinem Leben als Archivar, angefangen mit dem Besuch von Pfarrer Dr. Reinhard Richter, bei dem der Gast gleich die Kuchenverteilung übernahm und das Feuer bei Rudolf Rath für die Archivarbeit entfachte. „Es hat mich gereizt, bei null anzufangen.“

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Rath zeichnete die einzelnen Stationen auf, die das Archiv durchlief. Einer der Tiefpunkte dabei war sicherlich die Flut von 2021. Große Mengen von Schriftstücken versanken im Wasser. „Doch wir konnten den größten Teil retten“, dankte er noch einmal allen damals daran Beteiligten. Ein weiterer Tiefpunkt war die ursprüngliche Planung des Archivs im Pfarrheim – zwei Zimmer, ohne ein Fenster. „Ein Raum für das Archiv war klar, aber ich hatte keine Lust tagein tagaus in einem Zimmer ohne Fenster zu sitzen.“

Insgesamt drei Broschüren sind inzwischen erschienen.

Doch auch das Problem ließ sich noch lösen und heute hat er einen Blick auf die Kirche. Damit war und ist Rudolf Rath vollauf zufrieden und um das schöne Büro wird er auch immer wieder beneidet. So ist es klar, dass ein Höhepunkt der Umzug ins neue Pfarrheim war. „Leider eben wegen der Flut ein Jahr zu spät“, merkte er an.

Inzwischen, so erzählte er weiter, sei die Zentralisierung der acht Archive weiter fortgeschritten. Es sei dabei wichtig gewesen, die Kirchengemeinden zu überzeugen von den Vorteilen, die das hätte. Eine feindliche Übernahme wäre niemals ein Thema gewesen. Heute seien alle froh, dass ihre Archive sicher in Balve lagern.

Diözesanarchivar Michael Streit bezeichnete die Archivarbeit in Balve als Leuchtturm. Es sei sich nirgendwo so intensiv darum gekümmert worden. Neue Archivare würden immer den Verweis mitbekommen, sich an Balve zu orientieren. So könne das Gedächtnis der Kirche vor Ort in hervorragender Weise erhalten bleiben.

Probst Dr. Reinhard Richter, Vorgänger von Dechant Schulte, war gerne nach Balve gekommen.

Auch Dr. Reinhard Richter, der den damals noch 20 Jahre jüngeren Rudolf Rath für die Archivarbeit begeisterte, war voll des Lobes. „Es war mir damals wichtig, dass ein Archiv lebendig bleibt und ich hatte auf den großen Tisch mit Kaffeemaschine verwiesen, dass man also Menschen kommen lässt, die dann hier eine Kommunikationsebene finden.“ Und so könne der Anstoß erfolgen, dass eben auch Dinge aus den Privathäusern ins Archiv gelangen, weil man sich sagt: „Das ist da besser aufgehoben, als in meinem Schrank.“ Und so ließ Dr. Richter ebenfalls Taten folgen. Er hatte ein Bild mitgebracht, das er in seiner Balver Zeit geschenkt bekommen hatte.

Ein Bild, das Dr. Richter in seiner Zeit in Balve geschenkt bekam, brachte er mit.

Dr. Reinhard Richter mahnte aber auch, daran zu denken, wie es weiter gehe. Es sei wichtig einen Mann zu finden, der bei Rudolf Rath in die Lehre geht, um dann einmal das Erbe anzutreten. Dass müsse man mitnehmen für die Zeit, die noch kommt.

Die Broschüre, die durch das NRW-Förderprogramm „Heimat-Scheck“, durch das Erzbistumsarchiv und die Heimwacht Balve finanziert wurde, ist kostenlos im Archiv zu bekommen. Sie ist inzwischen die Dritte aus der Feder von Rudolf Rath.