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Langenholthausen. (R.E.) Mit 18 Jahren als junger Bäcker in die Verantwortung genommen – sein Vater war im Alter von 53 Jahren plötzlich verstorben – führt Karl-Heinz Grote jetzt gemeinsam mit seinem Sohn Carl eine Bäckerei mit einem Umsatz von mehr als 8 Mio. pro Jahr sowie annähernd 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Heute feiert Charly Grote seinen 60. Geburtstag, den er am Samstag mit der Familie, Verwandten und Bekannten in der Langenholthauser Schützenhalle begießt. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute. Noch vor seinem Wiegenfest nahm sich der Vollblut-Unternehmer und Präsident des TuS Langenholthausen die Zeit, mit unserer Zeitung zu reden (wir berichteten). Heute der zweite Teil des Interviews, in dem es um die Goldbäckerei, aber auch um das soziale Engagement von Charly Grote geht.

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HZ: Warum kann ein mittelständisches Unternehmen wie die Goldbäckerei trotz der zahlreichen Backshops überleben?

Charly Grote: Wir öffnen unsere Backstube für Jung und Alt. Jedes Jahr sind fast 50 Gruppen aus Kindergärten, Grundschulen und Vereinen sowie Organisationen bei uns zu Gast. Dies ist neben der Qualität unserer Produkte auch der Grund, warum die Menschen bei uns kaufen. Sie stehen uns emotional viel näher als anderen Bäckereien in der Region.

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Bei all den Problemen, die eine so umfangreiche Erweiterung der Produktionsstätte inmitten von Langenholthausen mit sich bringt, stellt sich die Frage: Warum sind Sie nicht ins Gewerbegebiet gezogen?
Unsere Familienmitglieder sind durch und durch Langenholthauser. Zudem stand ein Teil des Gebäudes. Und ein ganz wichtiger Grund ist das ausgezeichnete Trinkwasser, das uns der Wasserbeschaffungsverband Langenholthausen Tag für Tag liefert. Es verfügt über eine sehr hohe Qualität. Jeder Bäckermeister weiß nur zu genau: Neben dem Mehl ist Wasser der wichtigste Rohstoff bei der Herstellung von Backwaren.

Wann steht die neue Produktionsstätte zu Verfügung, in die Sie 4 Millionen Euro investieren?
Ende September ist der erste Bauabschnitt beendet, dann können wir in den neuen Räumlichkeiten produzieren. Im Januar 2020 steht die neue Backstube mit kompletter Inneneinrichtung.

Reichen die 4 Millionen Euro?
Wenn wir diesen Etat in hohem Maße überschreiten würden, dann gehen wir über die Wupper. Deshalb haben wir einen Festpreis mit einem Generalunternehmen vereinbart.

Sind durch diesen Vertrag heimische Handwerksbetriebe beim Bau der neuen Backstube außen vor?
Nein. Zahlreiche Firmen aus der hiesigen Region sind in hohem Maße in die Baumaßnahme involviert. Das muss so sein, denn sie sind ja auch unsere Kunden, und zwar über viele Jahre.

Über viele Jahre haben Sie ein offenes Ohr für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens beheimatet sind.
Das soziale Engagement ist mir in die Wiege gelegt worden. Ich weiß noch genau, wie der Vater einer 5-köpfigen Familie bei uns im Laden eingekauft hatte, und zwar nicht wenig. Er hat meine Mama gefragt, ob er anschreiben darf: Was hat Mama gemacht? Sie hat nur die Zigaretten und den Schnaps aus dem Einkaufswagen genommen und ihm gesagt: Sie müssen nichts bezahlen. Auch ich helfe den Menschen. Wenn ich wie Mama sehe, dass ihnen das Leben schwer fällt, stelle ich ihnen die Frage: Wie kann ich helfen?

Sehen Sie es als Verpflichtung an, anderen Menschen zu helfen?Unabhängig davon, dass alle Unternehmer verpflichtet sind, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, hatte ich das Glück, dass Papa und Mama mir mit ihrer Lebensart gezeigt haben, dass wir eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft besitzen.

Engagieren Sie sich auch deshalb in Uganda?
Ja. Ich bin Theo Steffens und Monsignore Cosmas Alule sogar dankbar, dass sie mich 2007 in das Projekt, Bau einer eigenen Backstube in Uganda, integriert haben.

Noch heute unterstützen Sie die Menschen in Afrika.
Durch unsere Backstubenführungen kommen Jahr für Jahr zwischen 6.000 und 8.000 Euro zusammen. Da während der 100-Jahrfeier der Goldbäckerei Grote allein 30.000 Euro für Uganda gespendet worden sind, anstelle von Geschenken, sind es bis heute bereits weit mehr als 100.000 Euro, die die Reise von Langenholthausen nach Uganda angetreten haben.

Am Donnerstag, 27. Juni,  werden Sie 60. Sie sind finanziell unabhängig, haben für Ihre Familie ein sehr schönes Haus gebaut. Und wann gehen Sie in Rente?
Wenn ich es bis zu meinem 70. Geburtstag schaffe, dann schraube ich mein berufliches Engagement um 10 Prozent zurück. Mit Charly Grote sprach Richard Elmerhaus

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