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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve/Garbeck/Neuenrade. Heinz Friedriszik (Foto), seit über vierzig Jahren Gastronom und Unternehmer in Balve und Neuenrade, wurde 75 Jahre. Grund genug für die HÖNNE-ZEITUNG mit ihm das Gespräch über seinen Werdegang zu suchen.

Herr Friedriszik, Sie haben seit dem Kauf des Haus Drei Könige von Familie Niehoff in den frühen 80er Jahren Balve mitgestaltet, wie kaum ein zweiter, dabei wohnen Sie gar nicht in Balve. Was führte Sie in das Hönnestädtchen?
Ich hatte 1979 die Erlebnisgastronomie „Zur Altstadt“ in Neuenrade gegründet, welche ein Riesenerfolg war und wollte ein zweites Standbein haben. Damals stand das HDK zum Verkauf. Hubert Hahn hat den Kauf seinerzeit vermittelt. Das Objekt hatte das Potential, meine gastronomischen Wünsche weiter auszubauen.
In diesem Zusammenhang wurde ich dann Vorsitzender des Verkehrsverein in Balve und habe die ersten drei Jahre das Stadtfest in Balve organisiert, bevor Hans Hermann Hochkeppel diese Aufgaben von mir übernommen hat.

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Man kennt Sie vornehmlich als Gastronom. Im Gegensatz zu Ihrer jetzigen Frau Ina Friedriszik kommen Sie aber nicht aus der Branche. Wie ist ihr Werdegang?
Mein Werdegang ist ziemlich bunt. Nach Erreichen der Fachhochschulreife und einer kaufmännischen Lehre in einem Baugeschäft habe ich dann nach Ableistung meiner Wehrpflicht Betriebswirtschaft studiert. Nach erfolgreichem Abschluss wurde ich Leiter des Rechnungswesen und die letzten zwei Jahre arbeitete ich als Controller bei der Firma Graetz. Diese gehörte zur Unternehmensgruppe SEL in Verbund mit dem Amerikanischen Konzern ITT.
Nach Abwicklung des Standortes Altena und Verlagerung nach Bochum stand ich vor der Frage mit nach Bochum zu gehen oder zur Zentrale nach Stuttgart oder Pforzheim.
Da ist in mir der Entschluss gereift, meinen Studiumstraum zu erfüllen und eine Erlebnisgastronomie zu gründen und die Konsequenzen, der Entscheidungen die ich treffe selbst zu erleben.
Während des Studiums bin ich natürlich durch sämtliche gastronomischen Objekte der damaligen Zeit getingelt und für mich festgestellt: Kneipe oder Disco kann es nicht sein. Es muss etwas sein, wo jedermann oder -frau hingehen kann. So ist in mir der Wunsch entstanden eine Erlebnis­gastronomie zu gründen. Es muss schon etwas gastronomisches Blut in mir gewesen sein, da ich im Nachlass meiner Mutter, die im Jahr 2018 im Alter von 101 Jahren friedlich verstorben ist, den Meisterbrief Konditor und Bäcker meines Großvaters gefunden habe, der in Ostpreußen neben der Landwirtschaft eine Konditorei betrieben hat.
So habe ich mich dann erst 1978 mit einem Baubetrieb selbstständig gemacht und mit diesem Betrieb dann die Altstadt und andere Objekte gebaut.

Die Menschen besuchen Sie und Ihre Gattin in Balve heute vornehmlich in Ihren Gastronomiebetrieben Haus Drei Könige, Kasbar, Ballova und Gasthof Syré. Aber da gab es noch einen weiteren Laden. In den 90ern eröffnete im Garbecker Gewerbegebiet das eff3. Welche Erinnerungen knüpfen Sie daran?
Das eff 3 war ein weiterer Meilenstein meiner gastronomischen Erfahrung und ich habe diesen Schritt nie bereut.

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Woher komt der Name eff3?
Der Name eff 3 ist entstanden durch den ersten Buchstaben F meines Namens. Die „3“ stand für meine drei Söhne und den drei Ebenen der Disco.

Neben den aufgezählten Unternehmen betrieben Sie mit der Wilhemlshöhe oder dem Gasthof im Kohl auch verschiedene Läden in Neuenrade. Was treibt jemanden an immer weiter zu machen und zu expandieren?
Der Ehrgeiz, denn dieser ist der Motor des Lebens.

Neben Kneipensport wie Tischkicker, wo man Ihnen ein sehr gutes Händchen nachsagt, sind Sie auch begeisterter Tennisspieler. Körperlich wirken Sie topfit. Trotzdem hatten Sie vor einigen Jahren eine schwere Herzerkrankung und mussten operiert werden. Was hat diese Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit in Ihnen ausgelöst?
Meine Herzerkrankung wurde rechtzeitig diagnostiziert und zwar bevor mein Herz eine Schädigung erlitten hat. Ich bin inzwischen vollkommen genesen und körperlich dem Alter entsprechend fit. Diese Erfahrung mit der Endlichkeit des Lebens hat mich weiter angetrieben. Denn Stillstand ist Rückgang.

Tennis, Kickern, Schach, Knobeln – Das Spielen und vor allem das Siegen spielt immer wieder eine Rolle in ihrem Leben. Dazu gehört eine große Risikobereitschaft. Ist es dieselbe Risikobereitschaft, die sie vom Buchhalter zum Bauunternehmer und letztlich zu einem der größten Gastronomen und Immobilienbesitzer der Region gemacht hat?
Ich war nie Buchhalter sondern Betriebswirt der alten Schule. Das verstehen und Lernen der wirtschaftlichen Zusammenhänge war und ist immer mein Ziel gewesen. Dazu gehört auch insbesondere das verstehen der sozialen Komponente in unserer Gesellschaft.
Das ganze Leben ist für mich ein Schachspiel, meiner großen Leidenschaft in jungen Jahren.  Die Regeln dieses Spieles treffen einfach im ganzen Leben zu. Im Übrigen: Spiele mit jemanden dann lernst du ihn kennen.
Ich sage „No Risk no Fun!“ aber es sollte immer ein kalkulierbares Risiko sein.

Sie sind in Neuenrade für die freien Wähler im Stadtrat auch politisch tätig geworden. Was denken Sie an welchen Stellen Kommunalpolitik für Unternehmer Weichen stellen kann und soll?
Die Freie Wählergemeinschaft ist in Neuenrade hauptsächlich durch meine Initiative entstanden.
Die Gründe hierfür sind bekannt. Für Unternehmer ist es wichtig, kommunalpolitische Tendenzen rechtzeitig zu erkennen um entsprechende Entscheidungen zu treffen.

Viele Firmen in Deutschland haben Nachfolgermangel. Mit 75 haben Sie sich sicherlich auch schon mal mit dieser Frage auseinandergesetzt. Auch hier waren Sie erfolgreich. Wie ist es Ihnen gelungen Nachfolger für ihre Betriebe zu finden?
Um Nachfolger für die eigenen Betriebe zu finden, gehört auch eine Menge Glück dazu. Wenn dann noch aus der eigenen Familie ohne zwang Nachfolger kommen wie zum Beispiel durch meinen ältesten Sohn Kai, der die Wilhelmshöhe betreibt, kann man sich glücklich schätzen.
Einen großen Anteil hat auch meine Gattin Ina, die dann noch zusätzlich ihre eigenen Erfahrungen in der Gastronomie mit dem entsprechenden Willen mitbringen konnte.

Veranstaltungen waren für Sie auch immer ein wichtiges Thema. Noch heute sieht man Sie häufig beim Aufbau oder auch hinterm Tresen. Lange Jahre waren Sie beim Gertrüdchen in Neuenrade Hauptakteur. Die Stadt Neuenrade hat sich dazu entschlossen das Konzept zu ändern. Wie bewerten Sie diesen Schritt?
Die politische Entscheidung bezüglich des Gertrüdchen hat der Bürgermeister vorangetrieben. Nichts ist beständiger als die Veränderungen und ich wünsche für das neue Konzept viel Erfolg damit das Gertrüdchen auch in Zukunft den Stellenwert behalten kann den es verdient.

Unter anderem sind Sie auch Eigentümer des Gebäudes in dem die KiTa Kinderkreisel e. V. untergebracht ist, die ihr jüngster Sohn Fillip auch besucht hat. Für wie wichtig halten Sie ein gutes Kinderbetreuungsangebot als Standortfaktor für einen Ort wie Balve?
Die Politik ist gut beraten in jedem Ort ein sehr gutes Kinderbetreuungsangebot sicher zu stellen.
Die Veränderungen in unserer Gesellschaft schreiten immer schneller voran und Fachkräfte für die Unternehmen sind immer schwieriger zu finden. Daher ist es enorm wichtig aus den Familien heraus entsprechende Fachkräfte wieder in das Berufsleben einzugliedern. Dazu gehört eine sinnvolle Kinderbetreuung, die auch an den Unternehmen nicht vorbeigehen wird.

Sie sind auch Mitglied der Balver Werbegemeinschaft. Was erwarten Sie von einer solchen Vereinigung für die Zukunft?
Die Werbegemeinschaft ist enorm wichtig für die wirtschaftlichen Entwicklungen gerade in der Innenstadt. Dezentralisierung von Geschäften ist für die Zukunft des Einzelhandels extrem schädlich und die Werbegemeinschaft ist gut beraten, dem entgegenzuwirken. Dazu gehört auch ein entsprechendes gastronomisches Angebot, damit das Einkaufen auch ein Erlebnis wird.

Eine letzte Frage als in Balve tätiger Neuenrader: Scheibe oder Vogel?
Scheibe ist langweilig. Vogelschießen ist Gästeunterhaltung. Ich habe schon häufig den vorletzten Schuss abgegeben.
Mein Sohn Fillip ist da besser. Er ist ja schon glaube ich mindestens 4 Jahre Kinderschützenkönig.

Herr Friedriszik, wir bedanken und für das Interview und wünschen Ihnen alles Gute zum 75. und noch viele erfolgreiche Jahre.
Das Interview führte Daniel Pütz