entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –
Stadt Balve. Für den Kämmerer der Stadt Balve, Hans-Jürgen Karthaus (Foto), hatte das letzte Stündlein in der Stadtverwaltung Balve geschlagen. Seit dem 1. Juli ist er im wohlverdienten Ruhestand. Nach fast 48 Jahren zum Wohle seiner Stadt wechselte er nun in den nächsten Lebensabschnitt. Die HÖNNE-ZEITUNG interviewte den ehemaligen Herrn der Zahlen.
Herr Karthaus, vor 47 Jahren und 11 Monaten begannen Sie ihre Ausbildung bei der Verwaltung Balve unter Stadtdirektor Wilhelm Kortenbusch. Bis heute blieben Sie Balve treu verbunden. Was waren damals Ihre Beweggründe, den doch sehr „trockenen“ Verwaltungsberuf zu wählen?
Im Jahr 1974 habe ich mal ein Schülerpraktikum im Rathaus absolviert. Die Haushaltswirtschaft einer Kommune, das Verwalten öffentlicher Gelder, die Finanzierung von öffentlichen Baumaßnahmen haben damals mein Interesse geweckt.
War es zu diesem Zeitpunkt schon Ihr Ziel, die höhere Laufbahn einzuschlagen oder entwickelte sich das erst später?
Während meiner Berufsausbildung habe ich feststellen können, dass mir Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen als auch Verwaltungs- und Gemeinderecht besonders liegen. Zu diesem Zeitpunkt war es dann mein Wunsch, später mal gerne eine Leitungsfunktion im Finanzbereich der Stadtverwaltung zu übernehmen.
Mal eine Zwischenfrage. Als Kämmerer sollte man ja wirklich gut mit Zahlen umgehen können. Wie war denn Ihre Mathe-Note im Abschlusszeugnis.
In Wirtschaftsmathematik ein „sehr gut“.
Sie haben ja nun mehrere Stadtdirektoren und Bürgermeister erlebt und können nun im Ruhestand auch offen darüber reden: Welche Führungspersönlichkeit hat Ihnen in Ihrer Laufbahn am besten gefallen und warum?
Sowohl Stadtdirektor/Bürgermeister Rotermund als auch Bürgermeister Mühling haben mir gegenüber immer einen sehr kooperativen Führungsstil gepflegt. Mit beiden „Chefs“ konnte ich meine Anliegen, Wünsche und Ideen als auch konkrete Verwaltungsvorgänge in Ruhe besprechen. Ferner konnte ich mich auf die gemeinsam getroffenen Absprachen verlassen.
Sie waren maßgeblich in der Stadt Balve daran beteiligt, dass die kameralistische Buchführung der kaufmännischen Buchführung weichen musste. Nach mehr als einem Jahrzehnt: sind Sie immer noch überzeugt davon, dass das eine gute und richtige Entscheidung war – und warum? Aber bitte nur in Kürze.
Es war damals die richtige Entscheidung. Durch das neue kommunale Finanzsystem mit der Einführung der kaufmännischen Buchführung konnte erstmalig das Anlagevermögen einer Kommune konkret ermittelt und der Werteverzehr jährlich dargestellt werden. Nunmehr können Bilanzen und Ergebnisrechnungen (Gewinn- und Verlustrechnungen) nach HGB erstellt werden. Eigenkapital, Forderungen und Verbindlichkeiten zum Bilanzstichtag liegen somit ebenfalls konkret vor.
Dann wurden Sie 2012 Kämmerer der Stadt Balve. Und sie haben eine gute Bilanz vorzuweisen. Sie führten die Stadt Balve aus den Roten Zahlen, sorgten für die Gründung verschiedener Gesellschaften, die die Kasse der Stadt ordentlich füllten. Was ist für Sie der größte Erfolg Ihrer 12-jährigen Amtszeit und warum?
Das lässt sich nicht so ohne weiters sagen. Aber von der zu erzielenden Rendite wäre die Gründung und die Geschäftsführung der Balve Netz GmbH & Co. KG zu nennen. Diese Gesellschaft wirft eine Rendite von 9 bis 10 % jährlich ab und hat in den letzten 7 Jahren rund 3,4 Millionen Euro an Gewinnausschüttung und Gewerbesteuer in den städtischen Haushalt gespült. Aber auch die Gründung der Vertriebsgesellschaft Stadtwerke Balve GmbH (Strom- und Gasverkauf) und die Kanalnetzübertragung an den Ruhrverband können als Erfolgsgeschichten genannt werden.
Mit Ihrem Ausscheiden aus dem Rathaus endet für Sie ja nicht das Leben. Sie haben sich so einiges vorgenommen in Ihrem Ruhestand. Was werden Sie machen?
Als Erstes werde ich mir mehr Zeit für meine Familie nehmen. Das Enkelkind freut sich auch schon auf den Opa. Unsere Ferienwohnung an der Ostsee werden wir nun öfters aufsuchen. Außerdem möchte ich mich weiterhin beim Essensdienst des Malteser Hilfsdienstes und in der Balver Bürgerstiftung ehrenamtlich einbringen.
Herr Karthaus, die HÖNNE-ZEITUNG wünscht Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg im Ruhestand. Genießen Sie die Zeit und vielleicht hört man ja auch das ein oder andere von Ihnen. Alles Gute!
Das Interview führte
Roland Krahl per E-Mail.