Balve. (R.E.) Zwei Jahre benötigte Immobilienmakler Helmut Schäfer, um für das „Haus Scheele“ (Hauptstraße) einen Käufer zu finden. „Das Ganze war ein hartes Stück Arbeit“, bilanzierte er im Gespräch mit unserer Zeitung und machte wenig später deutlich, dass er mit dem Balver Unternehmer Matthias Camminady einen Käufer gefunden habe, der ebenso wie beim Drostenhaus bereit sei, in das etwa 160 Jahre alte Haus zu investieren.
Die Balver, aber auch viele Auswärtige, kennen die Gaststätte Scheele, in der es nicht nur Getränke, sondern auch gutes Eis gab, das mit einem Esslöffel portioniert wurde. Der Gasthof heißt noch heute im Volksmund „Vatikan“. Ursache für diese Bezeichnung sind die Mitglieder der Katholischen Kirchengemeinde St. Blasius Balve. Denn die Kirchgänger kehrten nach dem sonntäglichen Hochamt stets bei Scheelen ein. Aber auch die Geistlichen sowie die Kolpingsfamilie Balve waren häufig zu Gast, um im Nebenraum der Gastwirtschaft ihre Sitzungen abzuhalten. Dies gilt auch für den Kirchenvorstand von St. Blasius Balve. Gastwirt Franz Scheele war über viele Jahre Mitglied im Kirchenvorstand, und wie es heißt, mit viel Einfluss. Nach ihm führten Hedwig Preuß und zum Schluss Hermann Hartdegen das „Haus Scheele“.
Jetzt macht sich „Cammi“ Camminady daran, den „Vatikan“ umzubauen. Der Balver Unternehmer, der jahrelang neben dem „Haus Scheele“ in seinem Elternhaus („Im Winkel“ lebte, kehrt vielleicht einmal zu den Wurzeln zurück. „Wer weiß, ob ich später nicht selbst in das Haus ziehe“, so Camminady, der am kommenden Mittwoch mit dem Umbau der Immobilie beginnen wird.
Vor ihm und den Handwerkern liegt sehr viel Arbeit, da eine Kernsanierung des Hauses erforderlich ist. Am Ende der umfangreichen Baumaßnahme soll der „Vatikan“ über vier altengerechte Wohnungen verfügen, und zwar auf zwei Ebenen. Insgesamt stehen für die vier Wohnungen 320 Quadratmeter zur Verfügung. Es kann aber durchaus sein, dass auf einer Etage nur eine große Wohnung mit 160 Quadratmetern vermietet wird, ließ Camminady sich diese Option offen.
Obwohl das „Haus Scheele“ völlig umgestaltet werden soll, wird die 8-köpfige syrische Familie nicht um ihre Wohnung fürchten müssen. „Das sind so nette Mieter, dass sie auch nach der Umbaumaßnahme in meinem Haus bleiben können“, sagt der Unternehmer, der im Sommer 2021 zumindest zwei Wohnungen bezugsfertig haben möchte. „Zuerst nehmen wir uns ab Mittwoch die Kneipe vor, danach geht es an den Außenputz, der im Oktober angebracht wird“, informierte Camminady unsere Zeitung über den Fahrplan für die vier altengerechten, hochwertigen Wohnungen.