Balve. (R.E.) Vor 50 Jahren begann sie ihre Lehre als Verkäuferin bei Bathen in Beckum. Am 31. August zieht Agatha Rüschenberg einen Schlussstrich unter ihre erfolgreiche berufliche Karriere. „Ich werde mein Lotto-/Toto-Zeitschriften- sowie Tabakwaren-Geschäft ab 1. September in andere Hände legen“, sagt die Unternehmerin. Gemeint ist die DTV Tabakwaren-Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG aus Frechen. Das Großunternehmen mit Milliarden-Umsätzen erhielt nach langer Suche vor einigen Tagen den Zuschlag.
Ganz bescheiden verkündet DTV Tabak: Keiner versteht mehr vom Tabakgeschäft. Das mag zwar sein, aber in Balve ist es genauso wichtig, die Menschen und somit die Kunden zu verstehen. Und darin liegt die Stärke von Rüschenberg und ihrem Team, das über die Jahre völlig unaufgeregt seine Arbeit hinter der Ladentheke im heutigen „REWE-Markt“, früher Combi-Markt verrichtete.
Bevor sich Rüschenberg vor 22 Jahren mit ihrem Geschäft selbstständig machte, arbeitete sie im COOP (Haus Dransfeld/Hauptstraße). Danach wechselte sie als Stellvertretende Marktleiterin in den Depot-Markt und 1985 in den Combi-Markt. Als Albert Cordes dasTabakwaren-, Zeitschriften und Lottogeschäft in Balve aufgab, um sich mehr um seinen Laden in Warstein kümmern zu können, machte sich Rüschenberg 1998 selbstständig. „Diesen Schritt habe ich nie bereut“, bilanzierte die sympathische Beckumerin im Gespräch mit unserer Zeitung.
Obwohl sie sich darauf gefreut hat, nach 50 Jahren ihr berufliches Engagement zu beenden, geht sie mit einem lachenden und weinenden Auge. „Erst bemühe ich mehr als ein Jahr um einen Nachfolger und jetzt, wo es soweit ist, beschleicht mich ein seltsames Gefühl. Vor allem auch deshalb, weil mich die Kunden fragen: „Frau Rüschenberg, bleibt es denn auch bei Ihrem Nachfolger so heimelig wie bei Ihnen?“ Davon geht die Beckumerin aus, denn DTV Tabak übernimmt die Mitarbeiterinnen Martina Loerwald, „Dorle“ Eichhoff und Jutta Neuhaus, die die Leitung des Ladens übernehmen wird.
Nachdem die Ära Rüschenberg am 31. August 2020 im REWE-Markt endet, stellt sich die Frage: Was macht die Unternehmerin mit ihrer vielen Freizeit? „Ich muss mich neu sortieren.“ Inzwischen erhielt sie ein Angebot von ihrer Freundin, die eine Lottoannahmestelle in Lendringsen betreibt. Sie fragte bei der Beckumerin nach, ob sie nicht Lust verspüre, an zwei Tagen in der Woche für sie zu arbeiten. Diese Anfrage wurde von Rüschenberg positiv beschieden. Auch wenn sie 50 Jahre gearbeitet hat, jetzt nur noch zu Hause zu sitzen, das kann sie nicht. Schließlich war sie fast ihr ganzes Leben im Dialog mit den Menschen. Dieses Miteinander von einem Tag auf den anderen zu kappen, das passt nicht in ihre Welt, in der Kommunikation ebenso wichtig war wie der Verkauf von Tabakwaren, Zeitschriften und Lottoscheinen, und was sie sonst noch alles im Angebot hatte.
Bevor sie sich verabschiedet, möchte Rüschenberg auf diesem Wege all ihren Kunden für die Treue und das Vertrauen, das ihr und ihrem Team entgegengebracht wurde, ein herzliches Dankeschön entgegen rufen. Auch zahlreiche Kunden werden sich bei ihr bedanken, denn mit ihr tritt eine Institution ab. Sie war über zig Jahre das Gesicht im REWE-Markt, das die Balver, aber auch die auswärtigen Kunden vermissen werden.
Als ich nach Balve kam, war Frau Rüscheberg bereits „da“. Irgendwie ist Frau Rüschenberg eine Institution für mich, hat sie doch viele Balver Fachhändler überlebt. Mit ihrem Rückzug ins Privatleben (hat sie mehr als nur verdient!) muss ich auf eine weitere Konstante im Balver Stadtleben verzichten. Das wird der Balver Fachhandel nicht gerne hören: Frau Rüschenberg weiß, wie „es“ geht. Ruhig, freundlich, besonnen und hilfsbereit hat sie ihre Arbeit verrichtet, dabei diese Tugenden durch aktives Vorleben auf ihre Mitarbeiterinnen übertragen, so dass ich weiterhin mit Genuß meine Lektüre in „ihrem“ Geschäft erhalte. Ich bedanke mich bei Frau Rüscheberg und wünsche ihr alles erdenklich Liebe und Gute!
Eine tolle Frau, stets zuverlässig und freundlich.
Ich werde sie vermissen. Wünsche ihr für die Zukunft alles Gute.