entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –
Balve/Affeln. Trecker mag eigentlich jeder, würde ich behaupten. Wenn man im Sauerland aufgewachsen ist dürfte das ganz besonders gelten, zumindest wenn man die meist eher behäbig dahintuckernden Gefährte nicht gerade vor sich im Hönnetal hat. Das Selbstfahren hingegen stellt eine wunderbare Entschleunigung in unserem schnelllebigen Alltag dar.
Aus diesem Grunde hatte ich mir vor einigen Jahren überlegt mir selbst ein solches Eisenross zuzulegen. Als „Cabrio des kleinen Mannes“, sozusagen. Allerdings sollte es nicht einfach eine x-beliebige Landmaschine sein, sondern etwas mit Charakter.
Historischer Bauernmarkt in Affeln
Für das Leibliche Wohl sorgen alle Vereine aus dem Dorf (Bauern Omelett, Dämpfkartoffeln, Hausmacher Eintöpfe, Suppen, Gutes vom Grill, und auch die Currywurst Pommes Mayo)
Für die Kinder gibt es eine Strohburg einen Spielplatz und den Streichelzoo. Auch zum großen Treckertreffen sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen.
Dass mich meine Erinnerung getrügt hat, stellte ich erst nach dem Kauf meines 1964er D-15 fest. Tatsächlich handelte es sich seinerzeit um einen Holder B-12, wie ich später herausfand. Doch das ist im Grunde egal, inspirierte dieser mich doch dazu meine ganz eigenen Trecker-Erfahrungen zu machen. Dann eben einem Fahrzeug, dass zumindest so ähnlich aussieht.
Doch mit dem Kauf alleine ist es nicht getan. Wenn ich den Traktor auch seinerzeit auf Achse aus Neheim abgeholt habe, lief dieser zwar prächtig, sah aber nicht unbedingt danach aus. Schnell reifte in mir also der Wunsch das auch Vehikel optisch auf Vordermann zu bringen.
Leider hatte ich keinerlei Ahnung von der Materie. Doch das sollte nicht das Problem sein. Ein Freund, selbst Traktorfan, und Teilnehmer diverser Restaurationen, die er gemeinsam mit seinem verstorbenen Vater durchgeführt hatte versprach mir Hilfe. In mühevoller Handarbeit lösten wir jede einzelne Schraube nicht selten unter Zurhilfenahme eines Lötbrenners, manchmal auch einer Flex, aber eigentlich immer mit einer ordentlichen Portion WD40 – das Blut, das durch die Adern der meisten Treckerfreunde fließe, wie man mir berichtete.
Der Auseinanderbau der Karosserie spielte sich natürlich nicht ohne Komplikationen ab. Sei es, dass wir mangels eingebauten Luftfilter den Motor versehentlich so hoch drehten, dass der Krach und der Qualm den höchst erschrockenen Eigentümer der Scheune auf den Plan riefen, der Sorge hatte, dass der Trecker samt Scheune explodierte. Davon war er auch letztlich nur durch einen beherzten Lauf zur Höllenmaschine und der Kappung der Dieselleitung abzuhalten.
Erinnerungswert auch die Fahrt zur Tankstelle um das Chassis zu reinigen. Der Vormals grüne Trecker war nach der Behandlung mit dem Hochdruckreiniger plötzlich rot, da sich große Teile des Lackes bei der Wäsche verabschiedet hatten und die darunter liegende Grundierung zum Vorschein kam. „Naja, der musste eh runter“, dachte man sich und machte weiter.
Leider dann irgendwann ohne besagten Kumpel. Daher brauchte ich Ersatz. Leider stellte sich während meiner „Personalsuche“ heraus, dass zwar jeder Trecker mag, aber es nur die wenigsten wirklich mögen ihre Zeit für eine solche Restauration zu opfern. Also wurde das Projekt erst mal vertagt.
Jahr um Jahr ging ins Land. Jedes einzelne mit dem persönlichen Ziel am 1. Mai endlich mit dem eigenen Trecker eine kleine Tour drehen zu können. Irgendwann hieß es dann: Selber machen oder in Einzelteilen verkaufen. Letzteres kam für mich nicht infrage, zu sehr waren mir die klobigen Blechteile mittlerweile ans Herz gewachsen, auch wenn sie die meiste Zeit nur im Weg standen.
In mühevoller Kleinarbeit und dann doch dank der Unterstützung des einen oder anderen Freundes, sei es bei den Schweißarbeiten oder auch schlicht durch Ratschläge wurde also jedes einzelne Teil entrostet, grundiert und lackiert und schließlich wieder zusammengesetzt. Zuletzt halfen mir meine Söhne, von denen die älteren schon als Kleinkinder auf dem Bock mitfahren durften.
Schließlich war er dann da, der große Tag: TüV bei Landmaschinen Hepping, und das vier Tage vorm ersten Mai. Blöd nur, dass wir nach der Montage des Überrollbügels nicht mehr durch das Garagentor passten. Nachdem auch das Ablassen der Luft nichts brachte wurde das notwendige Einzelteil kurzerhand innen demontiert und außen wieder aufgeschraubt.
„Kurzerhand“ klingt allerdings leichter als es ist, wenn man sich überlegt, wie schwer so ein Stahbollwerk ist, das einen bei einem Überschlag des Traktors vor dem Tod durch Zerquetschen schützen soll. Doch irgendwie ging auch das.
Dann – endlich beim TüV angekommen – weiß ich nicht wann ich zuletzt so nervös war. Nicht auszudenken, wenn er es nicht schaffen würde, bei all den Arbeitsstunden, die ich mit der Vorbereitung auf diesen Tag verbracht habe.
Nachmittags dann der erlösende Anruf: Durchgekommen, mit einem einzigen Mangel: Das hintere Nummernschild sei nicht wie vorgeschrieben im 90° Winkel angebracht und daher nicht korrekt ablesbar. „Das ist auch wichtig, bei einem Trecker der in der Spitze 17 Kilometer pro Stunde fährt“, denke ich mir und freue mich trotzdem. Durch ist durch. Anlass für eine ausgiebige Treckertour bei bestem Wetter.
Nun erstrahlt der alte Haudegen nicht nur wieder im Deutz-typische Grasgrün, zur Feier des Tages habe ich ihm auch neue Sitzpolster spendiert, in Knallrot. Ein toller Anblick. Fast wie neu. Wenn auch nicht ganz: Seine Beulen durfte mein Freund der Trecker behalten. Die zeugen schließlich von Charakter und von einem bewegten Leben. Die meisten hatte er bereits als ich ihn bekommen habe, immerhin hatte der damals schon seine vierzig Lenze auf dem Buckel. Mittlerweile sind noch fünfzehn hinzu gekommen, Jahre, nicht Beulen. Zehn davon fristete er sein Dasein in Einzelteilen. Ein langwieriges Projekt.
Auch wenn so ein Traktor in diesem Alter nominell als Oldtimer gefahren werden kann, hat meiner eine ganz normale Straßenzulassung. Sicherlich dient er der laut Fahrzeug-Zulassungsverordnung notwendigen „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“.
Erstaunlicherweise schaut man immer wieder in freudige Gesichter, wenn man mit so einem Ungetüm durch die Straßen schleicht, wenn es dann auch mal länger dauert. Nur wenige haben Vorbehalte in Bezug auf Lärm oder auch die Schadstoffe, die ein solches Mobil ohne Frage freisetzt.
Irgendwie erscheint es mir aber fair, wenn ich schon bei einer reinen Spaßfahrt den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer aufhalte, dafür auch regulär Steuern zu entrichten. Meist beschränken sich diese Fahrten ja auch nur auf wenige Tage im Jahr. Und dann lässt der charakteristische Sound der einzylindrigen Maschine anscheinend nicht nur die Herzen derer höher schlagen, die als Kind das Glück hatten mal mit einem kleinen Trecker mitzufahren.
Mitfahren dürfen heute auch meine Kinder. Und wer weiß vielleicht haben sie wie ich später auch mal das Glück eine solche Maschine eigenhändig zu restaurieren und denken dabei an die vielen schönen Stunden zurück, die man mit so einem Hobby haben kann. DP
Wunderschöner Bericht 🙂