Kai vom Lehn offerierte den Ausschussmitgliedern eine Preiserhöhung von 60 Prozent für den Bau des Feuerwehrgerätehauses in Sanssouci. Fotos: Roland Krahl
Balve/Sanssouci. Lorenz Schnadt (UWG), Vorsitzender des Ausschusses „Umwelt, Stadtentwicklung, Bau“ (USB), ist bekannt dafür, dass er einer Diskussion nicht aus dem Weg geht und beharrlich bleibt. So auch in der heutigen Sitzung, als es um das Feuerwehrgerätehaus in Sanssouci ging und sich herausstellte, dass das Gebäude anstatt der im Juni 2020 vom Rat beschlossenen 3,016 Millionen Euro nunmehr die 5-Millionen-Euro-Marke wohl nur knapp verfehlen wird.
Bürgermeister Hubertus Mühling (l.) und Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt (2. v. l.) lauschen nicht gerade hocherfreut den Ausführungen von Kai vom Lehn (r.).
Besonders stieß Lorenz Schnadt auf, dass aus dem Hause des Architektenbüros die Äußerungen gekommen sei, dass der ehemalige Stadtbrandinspektor dafür verantwortlich ist, dass der Bau rund 500.000 Euro teurer geworden sei. „Unser Büro würde solch eine Äußerung nicht tätigen“, widersprach Kai vom Lehn. „Es ist ein Mitarbeiter von Ihnen, das wissen sie ganz genau“, konterte Schnadt, der weiterhin beteuerte, dass dies mehrfach geäußert wurde. Er selbst sei ebenfalls Zeuge gewesen. Es seien sicherlich Mehrkosten-Entscheidungen getroffen worden, „doch das hat definitiv nichts mit einer Kostensteigerung von 500.000 Euro zu tun. Fakt ist, dass diese Äußerung definitiv nicht korrekt ist“, so vom Lehn weiter.
Der Architekt des Feuerwehrgerätehauses betonte vielmehr, dass es seit 2020 enorme Preissteigerungen gegeben habe. Der Baupreisindex habe vor fünf Jahren 90,4 betragen, heute liege er bei 134,6. „Bei 60 Prozent Steigerungsrate gehe ich nicht zur Tagesordnung über“, so Schnadt weiter. Das nächste Gebäude in Garbeck stehe an und wenn man da jetzt von 5 Millionen ausgehe und dann bei 7 oder 8 Millionen ende, gehe der Stadt langsam die Luft aus.
Kai vom Lehn plädierte in dem Zusammenhang und Rückblick auf fünf Jahre, in Zukunft auf ein Generalunternehmen zu setzen. Die vielen Einzelausschreibungen hätten Zeit und auch Geld gekostet. Als Beispiel nannte er einen Fliesenleger, der die Ausschreibung gewonnen hatte, 500 Kilomter weit weg wohnt und trotz Aufforderungen letztendlich nicht seine Arbeit machte. Eine neue Ausschreibung musste gemacht werden. „Allein das hat uns schon 40 bis 60.000 Euro mehr gekostet.“
Und ja, bestätigte vom Lehn, es sei ein Mehrkostenpaket durch besondere Wünsche entstanden. Er nannte rund 40 in der Summe, beschränkte sich aber auf wenige Beispiel. Der Übungsturm habe eine weitere Etage haben müssen, was letztendlich mit 70 bis 80.000 Euro Mehrkosten zu Buche schlug.
Thomas Vogtmann (parteilos) fragte dann, ob der Rat nicht bei derartigen Mehrkosten zumindest hätte informiert werden müssen. Matthias Jedowski (CDU) verwies in dem Zusammenhang darauf, dass allein schon durch den jährlichen Haushalt eine Steigerung herauszuleiten gewesen wäre. Man hätte das also ahnen können, wenn auch nicht in dieser Höhe. Gleichwohl, so Schnadt, sei darüber öffentlich nie gesprochen worden.
Cay Schmidt (SPD) fragte sodann nach der Betriebsgenehmigung und der Umsetzung der Zu- und Ausfahrt. Ein weiterer Kostenfaktor und derzeit auch noch ein großes Problem sei dies, dass die Alarmausfahrt der Feuerwehr nicht, wie ursprünglich geplant, in einem Kreisverkehr mündet. Straßen NRW hat nicht einmal damit angefangen, diesen im Rahmen der B229n zu bauen. Die Ausfahrt nahe an der B515, sei rundweg abgelehnt worden, die jetzige Ausfahrt wäre das Optimalste gewesen, erläuterte Fachbereichsleiter Sven Rothauge zu diesem weiteren brisanten Thema. Doch für eine endgültige Abnahme müsse weiter verhandelt werden mit Straßen.NRW und dem Märkischen Kreis. So lange dürfe kein Feuerwehrfahrzeug dort raus fahren. Die Mehrkosten für den Bau der nicht provisorischen Ausfahrt ist ebenfalls fünfstellig.
Trotzdem konnten die Ausschussmitglieder von einem möglichen Ende der Baustelle erfahren. Kai vom Lehn konnte sich vorstellen, dass Mitte November alles soweit erledigt ist und dann auch der zweite Rettungsweg aus dem Obergeschoss fertiggestellt sein wird, der im Übungsturm verläuft. Bei der ausführenden Firma habe es Verzögerungen gegeben. Er hoffe aber, dass Mitte Oktober die Installation beginnen könne.
Die zahlreichen Feuerwehrleute, die an diesem Abend zum Ausschuss gekommen waren, hörten das gern, doch ob sie diesen Ausführungen letztendlich Glauben schenken wollten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. kr
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