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Balve.Ich kann die Welt nicht verändern, sondern kann nur versuchen, sie etwas besser zu machen“. Diese Aussage stammt von Özkan Güler. Der Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Balve ist einer dieser Menschen, die man ohne groß nachzudenken als echten Helden bezeichnen kann. Jedes Jahr nimmt er seiner Freizeit und viel Arbeit auf sich, um Menschen in vielen Ländern zu helfen und deren Leben etwas besser zu machen. Dabei hat er in den letzten Jahren viel erlebt. Die Reisen in Katastrophengebiete unter der Schirmherschaft der Türkisch islamischen Union der Anstalt für Religion ( DITIB ) und armen Ländern haben Spuren bei ihm hinterlassen.

Ein Herz für Kinder

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Wir treffen Güler in seinem Büro in der Balver Moschee, wo er uns von seinen Erlebnissen und Eindrücken der letzten Jahre erzählt. Zuletzt war ich auf einer Mission in Uganda. Dort haben wir eine Tätigkeit zu unserem Opferfest abgehalten. Ich war dort 8 Tage vor Ort und in dieser Zeit haben wir rund 2340 ausgewachsene Bullen nach islamischen Richtlinien dort geschlachtet und das Fleisch an bedürftige Menschen verteilt“. Wichtig war, dass alle Tiere nach der islamischen Richtlinie Halal geschlachtet wurden. Ähnlich wie beim koscheren Fleisch im Judentum, dürfen im Islam nur Tiere gegessen werden, die für den Konsum zulässig sind, regelgerecht geschlachtet wurden und nicht bereits verendet waren.

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Geschlachtet haben wir natürlich nicht selber. Das dürfen wir auch gar nicht und ich möchte das selber auch nicht machen. Unsere Gruppe hat das ganze nur geplant und koordiniert und sich um die Verteilung des Fleisches gekümmert. Das ganze hab ich jetzt bereits zum 6. mal gemacht. Ich war schon für solche Aktionen in Somalia oder im Senegal. Die Aktion in Uganda war aber bis jetzt die größte Aktion von allen“.

Das ganze findet immer im Rahmen des muslimischen Opferfestes statt. Wir Muslime haben zwei große Feierlichkeiten im Jahr. Das sind der Ramadan und das Opferfest. Beim Opferfest spenden viele Muslime Geld und lassen dann in ihrem Namen dort schlachten oder helfen damit bei anderen Vorhaben. Bei jedem Tier, welches dort geschlachtet wird, wird der Name des Spenders laut gesagt“. Aber auch wichtige Meilensteine in der Infrastruktur afrikanische Länder, werden durch die Spenden im Auftrag der DITIB dort umgesetzt.

Özkan Güler beim verteilen des Fleischs

Wir haben dort auch schon einige Brunnen errichtet, wo der Zugang zu sauberem Wasser den Menschen ermöglicht wird. Bei den dortigen alten Brunnenanlagen kam es sehr oft vor, dass das Wasser verunreinigt war und die Menschen krank gemacht hat. Durch die neuen Brunnen, welche durch Solaranlagen betrieben werden, gibt es nun dort auch sauberes Wasser. Mir ist noch vor Augen, wie Kinder erstaunt warten, dass Wasser aus einem Hahn kommen kann. Die kannten nur die alten Handpumpbrunnen. So ein Wasserhahn, für uns etwas ganz Normales, war für die Menschen dort eine neue Welt. Überhaupt sind die Menschen immer sehr freundlich und sehr dankbar. Einmal hat eine Frau laut geweint, als wir ihr eine Tüte mit Fleisch gegeben haben. Laut ihrer Aussage hat sie seit Jahren kein Fleisch mehr gegessen. Die Menschen sind dort sehr arm und können sich gerade das Nötigste erlauben. Ich hab noch das Bild vor Augen, wie ein kleines Mädchen eine von uns mitgebrachte Flasche Cola ganz eng an sich gehalten hat und das ihr Schatz war. Die Menschen sind dort einfach für jede Kleinigkeit sehr dankbar. Und wenn ich sehe, dass ich hier einen Menschen glücklich gemacht habe, sind alle Mühen vergessen und ich weiß, dass ich hier das Richtige mache. Ich opfere jedes Jahr fast meinen ganzen Urlaub für diese Aktionen. Und auch ohne die Unterstützung meiner Frau bei meinen ganzen Vorhaben,könnte ich diese gar nicht machen. Ich habe auch zum Glück mit meinem Arbeitgeber Paul Müller einen verständnisvollen Chef, der mich dabei unterstützt. Als am Anfang des Jahres das schwere Erdbeben in der Türkei war, hat er mich für ein paar Tage freigestellt, um dort zu helfen. Das ist alles nicht selbstverständlich“.

Wie der Zufall es wollte, lernte Güler am Balver Schützenfest den aus Uganda stammenden Priester Monsignore Dr.Cosmas Alule kenne, der, wie jedes Jahr, in Balve die Urlaubsvertretung der Geistlichen im Pastoralverbund Balve-Hönnetal übernimmt.

Uganda liegt direkt am Äquator. Aus diesem Land stammt auch Monsignore Dr. Cosmas Alule, welcher jedes Jahr in Balve die Urlaubsvertretung der Geistlichen im Pastoralverbund Balve-Hönnetal übernimmt.

Als ich gehört habe, dass Pater Cosmas hier vor Ort ist, habe ich mich mit ihm einmal getroffen. Wir hatten eine so schöne und gute Unterhaltung gehabt. Wir haben viel über die Probleme in seinem Heimatland geredet und überlegt, was wir dort vielleicht zusammen machen können. Falls ich für meine Missionen noch einmal nach Uganda fliegen darf, habe ich mir fest vorgenommen ihn da zu besuchen und seine Arbeit zusehen. Meine nächste Aufgabe ist aber jetzt 10 Brunnen in Nigeria zu errichten. Das wird wieder eine große Herausforderung für mich und das ganze Team. Unser Team besteht aus den Vorsitzenden der islamischen Gemeinde hier in unserer Region. Wir sind im Laufe der Jahre gute Freunde geworden und haben alle zusammen ein Ziel. Den Menschen in Ländern, welche unter Hunger, Kriegen oder Naturkatastrophen zu leiden haben, etwas zu helfen“.

Ein großes Projekt steht aber noch in diesem Jahr für Güler an. Wir planen am Ende des Jahres bei etwa 500 Menschen eine Operation gegen den grauen Star zu machen. Wir haben Anfragen von mehreren Ländern und müssen jetzt schauen, wo es am nötigsten ist. Eigentlich war diese Aktion schon im März geplant, aber wegen des Erdbebens in der Türkei haben wir dort erst einmal Unterstützung geleistet. Aufgeschoben heißt aber nicht aufgehoben. Wir versuchen bis Weihnachten noch dieses Vorhaben umzusetzen. Das ist aber noch viel Organisation. Der ganze Papierkram mit den Behörden muss noch erledigt werden und wir müssen dann dort Ärzte vor Ort finden, welche diese Eingriffe durchführen können“.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (türkisch Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, abgekürzt DİTİB), ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland. Der Verband mit Sitz in Köln-Ehrenfeld ist ein seit dem 5. Juli 1984 beim Amtsgericht Köln eingetragener Verein. Er untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı) der Türkei, welches früher dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert war und heute dem Präsidenten direkt unterstellt ist. Er ist Gründungsmitglied des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland. Der Vorsitzende der DİTİB ist in Personalunion auch türkischer Botschaftsrat für religiöse und soziale Angelegenheiten. Zudem werden die an staatlichen theologischen Hochschulen in der Türkei ausgebildeten Imame der DİTİB für fünf Jahre nach Deutschland geschickt und sind de facto Beamte des türkischen Staates, von dem sie auch bezahlt werden.

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