Das Foto sorgte für riesigen Wirbel im Netz.. Foto: privat

Balve/Helle. Für viel Aufruhr sorgte ein Foto, das auf Facebook geteilt wurde. Zu sehen ist eine Zeltstadt auf der linken Seite, ein abgerissenes Flatterband, einige wenige Zelte auf der rechten Seite jenseits des Flatterbandes und ein Traktor mit Güllepumpe. Schauplatz des Ganzen: Die Wiese neben der Balver Höhle.
Der Gedanke drängt sich auf, dass der Landwirt, der die Nachbarfläche bewirtschaftet, entweder erbost war, dass jenseits der Absperrung gezeltet wurde oder aber keine klare Absprache getroffen wurde. Entsprechend fielen die Kommentare auf Facebook aus. Die einen reagierten mit absolutem Unverständnis, die anderen stellten sich demonstrativ hinter den Landwirt. Doch was sind eigentlich die Hintergründe?
Die HÖNNE-ZEITUNG macht sich für Sie schlau und fragt zunächst bei der Stadtverwaltung nach, wie hier die Gemengelage überhaupt ist. Die Stadt Balve habe demnach die Fläche vom Ruhrverband gepachtet. Konkrete Absprachen zwischen der Stadt und dem Pächter der Nachbarfläche gäbe es allerdings nicht. Grundsätzlich sei jedoch bekannt, dass die Stadt Balve Pächter ist und die Fläche bei bestimmten Veranstaltungen zur Verfügung stellt.
Auf dem Foto lässt sich erkennen, dass ein Flatterband die beiden Flächen trennt. Dieses scheint aber abgerissen und jenseits der gedachten Linie stehen einige kleinere Zelte. Laut der Stadt Balve sei das Ordnungsamt vor Ort gewesen und habe „eindringlich darauf hingewiesen“, dass die Zelte nicht auf der Nachbarfläche aufgestellt werden dürften.
Auf die Frage, ob eine gesundheitliche Beeinträchtigung zu befürchten sei, antwortet Cindy Korte – Fachbereichsleiterin Ordnungsamt – Standesamt – Bürgerbüro – Recht, dass bei der Ausbringung sogenannte Schleppschläuche verwendet worden seien, sodass eine Gefahr für die Gesundheit nicht zu befürchten wäre. Wohl aber kam es zu einigen Verunreinigungen an Zelten im Randbereich. Diese konnten aber Samstagnacht nicht mehr festgestellt werden, daher werde seitens des Veranstalters bei den Besuchern nach etwaigen Fotos et cetera gefragt. Es werde derzeit intern geprüft, ob die Stadt gegen die Ausbringung der Gülle vorgehen kann und wird.
Unter „Gülle“ versteht man eine Mischung aus in der Regel tierischen Exkrementen und Wasser, die als Düngemittel auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Das nährstoffreiche Gemisch fördert das Wachstum von Pflanzen, ist aber gleichzeitig sehr geruchsintensiv. Die Schleppschläuche sorgen dafür, dass die Ausbringung der Gülle möglichst emissionsarm und bodennah vonstattengeht. Es wurde also nicht gespritzt. Die bodennahe Ablage sorgt für ein schnelleres Eintreten ins Erdreich und damit für weniger Geruchsbelästigung.
Dennoch waren viele Festivalbesucher vom Geruch nicht erfreut, nicht zuletzt störte aber auch, dass die Traktorfahrt in Zeltnähe um 8 Uhr morgens lärmbedingt für eine recht kurze Nacht sorgte. „Da hat sich Balve nicht von seiner gastfreundlichsten Seite gezeigt!“, erklärt Lukas Koch, Vorsitzender der Festspiele Balver Höhle, der sich beim Prophecy Fest um die Gastronomie kümmert.
Der Veranstalter sieht das Ganze etwas gelassener als mancher Facebookposter. Der Nachbarpächter habe Gülle ausgebracht, aber stets den Abstand zu den Zelten gehalten, letzteres sei inzwischen durch die Helfer bestätigt worden. „Auch eine Begehung am Samstagabend erbrachte keine Bestätigung anderslautender Gerüchte. Wir würden es natürlich sehr begrüßen, wenn von solch einer geruchsintensiven Maßnahme während des Prophecy Fests bei zukünftigen Ausgaben zugunsten der zeltenden Besucher nach Möglichkeit abgesehen werden könnte.“
Recherchen ergaben, dass es sich entgegen anderslautender Gerüchte nicht um den Pächter aus der Helle handelte, der die Wiese in der Vergangenheit nutzte. Seinerzeit konnte die Wiese komplett genutzt werden. Nachfragen beim Verpächter zeigten, dass es sich bei der Aktion nach Rücksprache mit dem betreffenden Landwirt um keine böse Absicht gehandelt habe. Vor Ort habe er mit den Campern gesprochen und ihnen versichert, dass keine Zelte umgebaut werden müssten und der nötige Abstand eingehalten werde.
Für die Zukunft haben sich Pächter und Verpächter aber nun darauf geeinigt, dass die Fläche nach Absprache für Veranstaltungen wieder wie in der Vergangenheit für das Zelten zur Verfügung steht und dass bei Nichtnutzung von etwaig störenden Maßnahmen Abstand genommen wird.DP