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Balve. (R.E.) In allen Ortsteilen der Stadt Balve wurden am heutigen Volkstrauertag Kränze von den Ortsvorstehern im Gedenken an die Opfer von Krieg und  Gewalt niedergelegt. Wegen der Corona-Pandemie fand die Kranzniederlegung ohne Beteiligung der Bevölkerung, der Musiker und Sänger statt. Den Kranz am Ehrenmal in Balve legten Ortsvorsteher Matthias Streiter und der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, nieder, und zwar im Beisein der beiden Bundeswehr-Soldaten Ludger Terbrüggen und Lutz Errulat. Die Kranzniederlegung endete mit einem gemeinsamen Gebet (Vater unser…) vor dem Ehrenmal.

Da das Gedenken an die in den Kriegen verstorbenen Menschen diesmal nicht von den Reden der Ortsvorsteher begleitet wurde, hier die Gedenkrede von Bürgermeister Hubertus Mühling aus Anlass des Volkstrauertages 2020:

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„Sehr geehrte Balverinnen und Balver,
in diesen Tagen gedenken wir wieder den Opfern der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und wir Gedenken den Millionen Toten, Vermissten, Flüchtlingen und Opfern der Gewaltherrschaft, die von Nazideutschland ausging und in die größte menschliche Tragödie, dem 2. Weltkrieg endete. Aber wir gedenken heute, im Jahr 2020, anders als wir es gewohnt sind. Am Volkstrauertag 2020 werden keine Lieder gesungen, keine Gedichte vorgetragen und keine Nationalhymne gespielt. Das weltweit grassierende Virus „Sars-CoV-2“ hält uns alle seit Monaten in Atem und lässt auch die so wichtigen Gedenktage wie den 9. November und den Volkstrauertag anders ausfallen.

Wir alle müssen uns und andere vor Infektionen schützen. Aus diesem Grunde finden die Gedenkfeiern zum Volkstrauertag nur in einem sehr kleinen Rahmen statt. Die Ortsvorsteher haben zum Gedenken einen Kranz an den Ehrenmalen unserer Dörfer niedergelegt und den Opfern von Krieg und Gewalt in unser aller Namen gedacht. Diese Kränze sind Ausdruck unserer Anteilnahme und unserer Erinnerung daran, dass es in Zukunft keine Gewalt, keine Verfolgung und keine Kriege geben sollte. Gleichwohl wissend, dass der Mensch der größte Feind der Menschheit sein kann und weltweit immer wieder Kriege und Gewalt herrschen. Aber dennoch können wir alle dazu beitragen, dass das in unseren Möglichkeiten Stehende getan werden kann, um Kriege und Gewalt zu verhindern.

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Dazu mahnen uns unsere Erfahrungen als Deutsche. „Nie wieder Krieg!“… ist seit den 60er Jahren die Devise der Nachkriegsgenerationen in unserem Land und ist damit Ausdruck unserer Lehren aus den schrecklichen Jahren des 1. und 2. Weltkrieges, die beide von deutschem Boden ausgingen und so viel Not und Elend über die Menschheit gebracht haben. Diese Lehre haben wir als Deutsche gezogen und können heute mit dieser, unserer eigenen Geschichte, offen umgehen und dürfen auch offen an diesem Tage trauern und auch mahnen.

Trauern und Gedenken um die Menschen aus unseren Familien, die durch Gewalt oder im Einsatz als Bundeswehrsoldat ums Leben kamen. Gedenken um die Menschen, die heute tagtäglich Opfer von Gewalt, Verfolgung und Folter werden. Denn nur durch das Gedenken und Mahnen bleibt das Wissen um die Gewalt in unserer Welt wach und wir können dagegen halten. Und aus diesem Gedenken heraus, können wir unsere guten Seiten als Mensch herausarbeiten. Denn im Grunde ist der Mensch gut. Dass dies so ist, zeigt uns gerade die jetzige Pandemie. Das Virus grassiert weltweit, macht vor keinen Staatsgrenzen halt, unterscheidet nicht zwischen arm und reich oder christlich und muslimisch und nicht zwischen den Hautfarben. Es kann jeden treffen und tödlich wirken. Gerade in dieser Zeit zeigt der Mensch Solidarität, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe dem Anderen gegenüber. Dies beobachten wir weltweit und dies gilt auch für unsere Gesellschaft in Balve.

Wir dürfen nicht nur die „schlechten“ Nachrichten nach vorne stellen, sondern vielmehr sehen, wie viele Menschen anderen selbstaufopfernd helfen. Dies erleben wir tagtäglich beispielsweise in den Krankenhäusern, den Pflegeheimen oder den ambulanten Pflegediensten. Das sehen wir alle auch in der Nachbarschaft oder den Tafeln, dem De-Cent-Laden oder dem Bürgerbus hier in Balve. Der Mensch ist im Grunde gut und handelt auch so. Vielleicht gerade aus dem Gedenken an die Greuel und die Gewalt, die die beiden großen Kriege hervorgebracht haben. Zu diesen Gedanken regt der Volkstrauertag an: Als ein Tag der Mahnung und des Gedenkens aber auch als ein Tag der Hoffnung und der Zuversicht auf eine friedlichere Zukunft“.

 

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