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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Stadt Balve. Sie wissen nicht, was vor 50 Jahren in Balve los war? Wie auch, wenn Sie selber die 50 Jahre noch nicht erreicht haben. Haben Sie doch schon? Na dann ist es doch besonders schön, in alten Erinnerungen zu kramen nach dem Motto: „Ach ja, da kann ich mich noch dran erinnern“ oder aber auch „da haben meine Eltern schon von gesprochen.“ Werfen Sie daher mit mir einen Blick zurück. Was war denn so los im Amt Balve im
Dezember 1973?                                       Roland Krahl


Keine Chance hat das Amt Balve, um beim Kreis Arnsberg bleiben zu können. Die Würfel sind bereits gefallen, schreibt die HÖNNE-ZEITUNG am 7. Dezember 1973
„Wenn überhaupt, dann besteht für den Kreis Arnsberg nur eine ganz geringe Chance, in Zukunft als Kreis selbständig zu bleiben, so eindeutig sprach Dr. Cronau, Arnsberger Oberkreisdirektor, im Gespräch mit der Balver JUNGEN UNION eigentlich immer dann, wenn es um grundsätzliche Fragen der Kreisreform ging.
„Balve ist bei allen Kreisreform-Lösungsvorschlägen immer nur in Verbindung mit der zukünftigen A-Gemeinde Menden/Lendringsen zu sehen.“ […] Der Balver Raum ist, das war dem Gespräch mit dem Kreisverwaltungs-Chef zu entnehmen – in Arnsberg bereits abgeschrieben.
Die Ölkrise macht auch vor Balve nicht halt. Hier wird überlegt, die Schulwoche zu verkürzen. Der Samstag soll unterrichtsfrei werden.
Wie uns Verwaltungschef Kortenbusch mitteilte, wird die Amtsvertretung in ihrer Sitzung am nächsten Mittwoch über solch einen Fall noch nicht entscheiden. In der Haupt- und Realschule diskutiert man noch, ob der Samstag wegfallen soll oder nicht. Sollten sich Haupt- und Realschule auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, dann wird eine Neuregelung erst nach den Weihnachtsferien zu erwarten sein. […] 5-Tage-Woche heißt auch, so schön sich die Verkürzung der Schulzeit für Schülerohren ausmachen mag, mehr Belastung für Schüler und Eltern.
Eine Wunderkerze löste einen Brand aus.
Gestern morgen rückte die Balver Feuerwehr besorgt zur Sonderschule (ehemalige Winterschule) aus. Dort hatte man Alarm ausgelöst. Doch der Brand konnte in wenigen Minuten gelöscht werden. Durch eine Wunderkerze fingen unter der Kellertreppe einige Kartons Feuer. Mit einem kräftigen Wasserstrahl wurde die Angelegenheit bereinigt.
Ein heftiger Schneefall beschäftigte die Zeitung.
„So viel Schnee hatten wir in den letzten Jahren nicht“ diesen Kommentar hörte man allerorts, und die Kinder machten die verrosteten Kufen ihres Schlittens wieder fit. Polizei und Räumdienst bereiteten sich auf ein arbeitsreiches Wochenende vor. Die Schneepflüge konnten die weißen Massen gar nicht so schnell zur Seite schaffen, wie aus dunklen Wolken Nachschub herunterrieselte. Noch am gleichen Abend gab es auf den Straßen kuriose Szenen: Auf der B229 zwischen Balve und Langenholthausen mußten einige LKWs kapitulieren. Personenwagen bewegten sich quer auf die Krankenhauskurve zu.
Die Alte Vikarie wieder herzurichten war ein großer Wunsch der Heimwacht. Im Dezember 1973 besuchte der Bürgermeister das Gebäude.

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Heimwachtvorsitzender Carl Cordes zeigte dem Bürgermeister die handgeschmiedete Hauslaterne in Form von Krummstab und Rute.

Das mit einer wechselvollen Geschichte behaftete Gebäude, die alte Vikarie St. Nikolai am Kirchplatz, /wurde durch eine Initiative der Balver Heimwacht der Nachwelt erhalten. Mit Unterstützung des THWs, des Schützenvereins und freiwilliger Bürger schufen die Heimwachtler unter Vorsitz von Carl Cordes und Alfons Mölle aus dem alten Gebäude eine Altentagesstätte. In den Jahren zwischen 1627 und 1637 wurde das Fachwerkgebäude gebaut und diente zunächst als Vikarie. Drei Stadtbrände überlebte das attraktive Haus, bis es jetzt im neuer innerer Form seiner Bestimmung als Altentagesstätte zugeführt werden soll. Letzten Sonntag inspizierte Stadtbürgermeister Joseph Lenze zusammen mit Carl Cordes den renovierten Innenteil.
Arztwechsel in der gynäkologischen Abteilung im St.-Marien-Hospital.
Zum Beginn des neuen Jahres erhält die geburtshilflich-gynäkologische Abteilung des Marien-Hospitals einen neuen Chefarzt: Dr. Simion Sigartau. Dr. Sigartau (links) war bisher Oberarzt am Kreiskrankenhaus Lüdenscheid-Hellersen. Der neue Chefarzt stammt aus Siebenbürgen und ist volksdeutscher Herkunft. Der bisherige Leiter der Abteilumg, Dr. Josef Tschoepe, wird seinen Dienst als Belegarzt an unserem Krankenhaus am 31. 12. 1973 nach neunjähriger erfolgreicher Tätigkeit beenden, um sich ausschließlich seiner neuen Praxis in der Stadt zu widmen.
In der Weihnachtsausgabe, 21. Dezember, der HÖNNE-ZEITUNG stehen auch Sportthemen an.
Bei den zum dritten Male ausgetragenen offenen Vereinsmeisterschaften des TTC Volkringhausen spielte der Titelverteidiger Heinz-Dieter Baumeister eine dominierende Rolle. Ohne Niederlage beendete er alle sieben Endrundenspiele und wurde überlegener „Meister aller Klassen“. Der Jugendmeister, Michael Schlotmann, zeigte die erwartete starke Leistung und wurde Vizemeister. Wie im Vorjahr plazierte sich Anton Schwalke auf dem dritten Platz.

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Die glückliche 2. Siegerin Petra Schuhenn mit Silbermedaille.

Und auch die VfK Schwimmer begeisterten.
Am vergangenen Sonntag reiste die Balver Schwimmequipe unter der Leitung ihres Obmannes
Bodo von Düren zu ihrem letzten Schwimmwettkampf dieses Jahres. Trotz des Sonntagsfahrverbots folgte man der Einladung der Schwimmabteilung Neptun vom TV Attendorn zu ihrem Adventsschwimmfest. […] Gleich zu Beginn der Läufe zeigte sich, daß die VfK-Schwimmer keine Hemmungen vor der großen Konkurrenz hatten. So sorgte im 1. Wettkampf Petra Schuhenn, Jahrgang 1962, im Brustschwimmen auf der 50-m-Bahn mit der Zeit von 0:48,5 Min. für eine Überraschung. Sie belegte damit den 2. Platz, erhielt die Silbermedaille und machte zugleich auf die VfK-Schwimmabteilung aufmerksam.
Der städtische Haushalt war damals wie heute ein Thema.
Erstmals die Rekordmarke von 4 Mio. DM überschreitet der Haushalt 1974, dem der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend einstimmig verabschiedete, Daß es sich nicht um einen aufgeblähten Etat handelt, weist die Tatsache nach, daß nur 350000 DM an Krediten für den Vermögenshaushalt, der insgesamt 900000 DM umfaßt, aufgenommen werden. Der Verwaltungshaushalt weist in Einnahme und Ausgabe 3.250.000 DM auf.
Die seit langem geplante Stadtkernsanierung soll über 50 000 DM in 1975 und je 150 000 im den beiden folgenden Jahren energisch angepackt werden.
Die Ausgabe des letzten Jahres am 28. Dezember 1973 lässt böses für Silvester vorahnen. Über Weihnachten hatte die Polizei viel zu tun. Hier nur ein kleiner Auszug einer langen Liste.
Scheinbar setzten einige Zeitgemossen alles daran, die Überreste des Weihnachtsgeldes in Spirituosen umzusetzen. Am vergangenen Freitag um 19.30 Uhr ging der Zauber los. Vor dem Haus des Tierarztes Dr. Hage lag ein Betrunkener, der so „Voll“ war, daß er seinem Namen nicht mehr zu sagen wußte. Nach einigen Ermittlungen wurde er mit der Streife nach Hause geschafft. Schlimmer ging es in den späteren Abendstunden des gleichen Tages zu. Zu Sachbeschädigungen und Körperverletzung kam es bei einer Schlägerei in der Discothek „Blaue Grotte“. Gegen 23 Uhr prügelten sich Zecher in der Bahnhofsgaststätte. Die Beteiligten müssen mit Anzeigen wegen Zechprellerei, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung rechnen. Auch der zweite Weihnachtstag hatte es in sich. Gegen 18.30 Uhr erlebten Passanten mit, wie ein volltrunkener Jugoslawe aus der Wirtschaft auf einen Zebrastreifen auf der Hauptstraße torkelte. Er stoppte Fahrzeuge und riß einem Wagen die Antenne ab. Als er dann einen weihnachtlichen Striptease vorlegen wollte und begann sich auszuziehen, schnappte ihn die Polizei. Die Solovorstellung endete in der Ausnüchterungszelle.
Nicht etwa ein Weihnachtsbaum brannte, sondern eine Neonröhre war die Brandursache.
Die Feuerwehr wurde am vergangenen Samstag zum Mischwerk Sanssouci in die Helle gerufen. Auf dem Werksgelände war in einem Holzbau wahrscheinlich eine Neonröhre durchgebrannt, so daß die Bretter verkohlten. Der Schaden konnte von den Blauröcken schnell behoben werden, und das war gut, denn unter dem Mini-Brandherd befand sich ein Lager mit Bitumen und Öltanks.

Weihnachtliche Stimmung in der St.-Blasius-Pfarrkirche.

Auch vor 50 Jahren gab es Konzerte in der Pfarrkirche.
Wie man während der Weihnachtszeit in europäischen Ländern singt und musiziert, demonstrierten der VHS-Kinderchor, zwei Flötengruppen und die Solisten Veronika Schuhenn und Hubertus Wycik. Mit Glockengeläut wurden die Zuhörer in der altehrwürdigem Pfarrkirche St. Blasius empfamgen. Vor dem festlich geschmücktem Barockaltar nahmen Chor und Bläser Aufstellumg. Frische und volle Kinderstimmen trugen die Weihnacht in alle Herzen.

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