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Balve. (R.E.) Freunde fürs Leben. Die Rede ist von Franz Jedowski und Don Roberts, die sich seit nunmehr 40 Jahren kennen. In all der Zeit hat es der inzwischen 90-jährige Waliser nie versäumt, einmal im Jahr in die Hönnestadt zu reisen, um das Schützenfest, aber auch das Stadtfest und vorrangig seinen Freund Franz in Balve zu besuchen.

Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Franz Jedowski für seinen Freund Don, der vor einigen Tagen sein 90. Wiegenfest in Wales feierte, auch in der Hönnestadt eine Feier anberaumte, und zwar mit zahlreichen Gästen, unter ihnen der Männerchor 1874 Balve, denn Don Roberts liebt den Gesang. Er kennt ebenso wie seine Frau Glen zig deutsche Volkslieder von der ersten bis zur letzte Strophe.

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Als die „Donkosaken“, wie der Männerchor 1874 Balve während der Geburtstagsfeier zum 90-Jährigen von Don Roberts im Garten der Familie Jedowski liebevoll genannt wurde, das Lied anstimmte „Ewig liebe Heimat“, da hielt der sympathische Waliser inne.

Der Grund: Balve ist für ihn wie eine zweite Heimat. Seit 40 Jahren kommt der ehemalige Deutschlehrer aus Wrexham, Partnerstadt des Märkischen Kreises, nach Balve. Da stellt sich die Frage: Wie kommt ein Waliser dazu, mit seiner lieben Frau Glen Jahr für Jahr aus Großbritannien nach Balve zu reisen?

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Die Antwort ist einfach, wenn man den Worten von Don Roberts aufmerksam lauscht. „Als ich das erste Mal mit Schülerinnen und Schülern als Deutschlehrer in Balve war und durch den Kinderchor Lothar Schuhenn und meinen Freund Franz kennen gelernt habe, war ich von der Stadt und den Menschen sehr angetan. Als ich dann auch noch das Schützenfest besuchte und mit Balvern in der Höhle zusammen gesessen habe, war ich geradezu fasziniert“, sagt Don Roberts. Er trägt natürlich bei seinen Schützenfestbesuchen ganz stolz seinen Schützenhut und bis 2018 ist er noch mit marschiert.

„Schützenfest ist keine englische Sitte, mir gefällt es trotzdem. Die Musik und der Krach in der Höhle sind wunderbar“, schwärmt der 90-Jährige und erzählt, dass Deutsch schon während des Krieges sein Lieblingsfach gewesen sei. „Unser Lehrer war ein Deutscher, der vor Hitler geflüchtet ist“, erinnert sich Don Roberts, der mit 18 Jahren vom Militär eingezogen worden ist.

Dann erzählt er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen eine lustige Anekdote: „Als wir in Wien stationiert waren, bin ich sofort nach der Ankunft zur Donau gelaufen und habe geguckt, ob sie auch wirklich so blau ist wie im Walzer besungen. So dumm war ich.“

Wer mit einem Waliser an einem Tisch sitzt, der spricht automatisch über den Brexit. In der Familie Roberts, ist er ein heißes Thema über das man nicht gern diskutiert. Denn während Don für den Austritt abstimmte, ist seine bessere Hälfte Glen für den Verbleib in der EU. „Wir sind aber immer noch glücklich verheiratet“, informiert Don Roberts augenzwinkernd.

Der Waliser macht aber sofort deutlich, dass er ganz auf der Seite des neuen Premierministers Boris Johnson steht. „Die EU ist kraftlos und nicht demokratisch. Deshalb ist es für Großbritannien besser, wenn wir sie verlassen“, sagt er. Und wenig später singt er jedes deutsche Volkslied mit, das während seiner Geburtstagsfeier, großartig initiiert von der Familie Franz Jedowski, von den „Donkosaken“ angestimmt wird.

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