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Balve. (R.E.) Vor 15 Tagen aus dem Ski-Urlaub gekommen, warten acht junge Männer aus Balve noch immer auf eine Ansage des Gesundheitsamtes des Märkischen Kreises, ob sie sich in Österreich mit dem Corona-Virus infiziert haben oder nicht. Sie wollen wieder aus ihren vier Wänden nach der selbst auferlegten häuslichen Quarantäne.

Die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Balver beläuft sich derzeit auf eine Person, denn erfreulicher Weise ist das erkrankte Ehepaar wieder völlig gesund. Insgesamt 21 Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne. Da sich das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises nicht in der Lage sieht, die zahlreichen Abstriche bei den Patienten zeitnah durchzuführen, kann es auch in Balve eine Dunkelziffer geben. Zumal acht Balver, die bereits am 12. März aus dem Skiurlaub heimkehrten und sich an das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises und ihren Hausarzt wandten, bis heute auf das Testergebnis warten.

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„Das Ganze ist schon sehr anstrengend, wenn man wie wir seit nunmehr 14 Tagen in der selbst auferlegten Quarantäne ist“, sagt uns ein Hönnestädter, der wenig Verständnis dafür hat, wie das Prozedere nach der Rückkehr der jungen Leute aus dem Ski-Urlaub in Österreich abgelaufen ist. Selbstkritisch räumt er jedoch ein: „Im Nachhinein war es ein Fehler, den Ski-Urlaub zu machen. Aber wir haben uns vorher in Österreich erkundigt und da ist uns gesagt worden, dass das Corona-Virus sich dort nicht verbreitet hat.

Als der Hönnestädter in der vorigen Woche vorsichtig nachfragen wollte, wann er denn nun endlich getestet werde, sei er von einer Mitarbeiterin des Märkischen Kreis derart angeherrscht worden, dass er das Telefonat abrupt beendete. „Ich habe ihr nur gesagt, dass ich die Informationspolitik des Gesundheitsamtes des Märkischen Kreises für suboptimal halte. Daraufhin ist sie sofort pampig geworden“, so der Balver, der immer wieder stark hustet, während er mit uns per Handy spricht.

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Die HÖNNE-ZEITUNG setzte sich mit der Pressestelle des Märkischen Kreises in Verbindung, um zu erfahren, wie es sein könne, dass bei den acht jungen Skifahrern auch nach zig Tagen noch keine Abstriche vorgenommen worden seien, obwohl sie sich in Österreich aufgehalten hätten.

Dazu teilte uns Pressesprecherin Ursula Erkens mit, dass der von unserer Redaktion beschriebene Vorfall noch geprüft werde im Kreishaus. Ein Disponent des Märkischen Kreises werde zügig Kontakt mit dem Balver aufnehmen und einen Termin vereinbaren. So war es dann auch. Zeitnah war ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Balve, um den Abstrich vorzunehmen. Einen Tag später wurde der letzte der acht Skifahrer aus Balve auf das Corona-Virus getestet. Er ist nach Lüdenscheid zum Container-Standort gefahren, um den Abstrich vornehmen zu lassen.

Nach Angabe von Ursula Erkens gehen beim Gesundheitstelefon täglich mehr als 1.500 Anrufe ein – doppelt so viele wie täglich bewältigt werden können. Natürlich bestehe der Telefondienst nicht ausschließlich aus Mitarbeitern des Gesundheitsamtes. Das Personal sei jedoch geschult worden und könne auf eine FAQ-Liste zurückgreifen. Wenn der Hausarzt die Notwendigkeit eines Abstrichs feststellt, sollte er auch den Patienten darauf hinweisen, dass er zu Hause bleiben soll, bis er seine Testergebnisse hat, so die Meinung des Kreises. Das hat er auch.

Dasselbe gilt nach Meinung der jungen Balver aber auch für das Gesundheitsamt. Denn sie wandten sich sofort nach ihrer Rückkehr aus Österreich erst einmal an das Gesundheitsamt des Märkischen Kreis. In dem Telefonat wurden sie von der Mitarbeiterin an den Hausarzt verwiesen, ohne den Hinweis auf häusliche Quarantäne für die Skifahrer.

Aufgrund der Vielzahl der ärztlichen Überweisungen, die beim Märkischen Kreis eingehen, schiebt das Gesundheitsamt eine hohe Bugwelle an noch nicht geleisteten Testungen vor sich her. Deshalb wurde das System Anfang der Woche von Hausbesuchen (80 pro Tag) auf „Drive-In-Teststationen“ (90 pro Stunde an allen drei Standorten) umgestellt, um die Entnahme der Abstriche zu optimieren. Hausbesuche gibt es nur noch in Notfällen.

„Allerdings kommen auch die Labore an ihre Grenzen. Ergebnisse lassen oft mehr als 72 Stunden auf sich warten. Wir bemühen uns um mehr Laborkapazitäten“, ließ uns Ursula Erkens von der MK-Pressestelle wissen. Und genau die lange Wartezeit ist es, die die in häuslicher Quarantäne befindlichen acht Balver nervt.

„Ein Freund von uns ist bereits am 19. März getestet worden. Bis heute weiß er nicht, ob er mit dem Corona-Virus infiziert ist“, sagt uns jener Balver, der Anfang der Woche getestet wurde, aber noch kein Ergebnis hat. Nach einem Anruf in Lüdenscheid ist er zu dem Ergebnis gekommen: „Die Informationspolitik des Gesundheitsamtes des Märkischen Kreises lässt stark zu wünschen übrig. Es ist einfach ärgerlich, wenn man auch nach Tagen nichts vom Kreis-Gesundheitsamt erfährt.“

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