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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve. Der Balver Weihnachtsmarkt steht vor der Tür. An zwei Tagen sollen mit heimeliger Adventsstimmung die Besucher auf den Drostenplatz gelockt werden. Die HÖNNE-ZEITUNG befragt den Vorsitzenden der Balver Werbegemeinschaft (BalWer), Daniel Pütz (Foto), wie es in diesem Jahr aussieht und was die Zukunft bringen könnte.

Herr Pütz, im vergangenen Jahr wurde bereits gemunkelt, dass man den Balver Weihnachtsmarkt sterben lassen wolle. Waren das nur Fake-News, oder war da etwas dran?
Natürlich stellt man sich in jedem Jahr die Frage, wie man mit immer weniger Leuten, die bereit sind sich ehrenamtlich zu engagieren einen Markt von gleicher Qualität auf die Beine stellen soll. Gerade nach den Corona-bedingten Ausfällen wurde das diskutiert, zumal die Rückmeldequote der Aussteller zunächst auch nicht so gut war. Doch letztlich finden sich dann meist Lösungen, wie man es dann eben doch wieder hin bekommt.Wie auch in diesem Jahr. Ich glaube auch nicht, dass der Weihnachtsmarkt gestorben wäre. Oft wurden ja auch bereits Rufe nach einem anderen Konzept laut. Dann wäre lediglich abzuwägen, ob die Werbegemeinschaft noch der richtige Veranstalter wäre, der Markt hätte aber vermutlich in anderer Form weiter stattgefunden. Andererseits hab ich trotz aller Ideen, die in den letzten Jahren diskutiert wurden noch niemanden „Hier!“ schreien hören, der die Aufgabe des Veranstalters übernehmen möchte. Von daher gehen wir wieder ran.
Vergleichbar zu früheren Zeiten, als sich die Besucher auf der Hauptstraße tummelten, ist der Markt rund um das Drostenhaus sicherlich nicht. Erläutern Sie doch bitte noch einmal kurz die Gründe, warum ein Weihnachtsmarkt auf der Hauptstraße nicht mehr möglich ist.
Von nicht mehr möglich kann keine Rede sein. Wir haben uns bewusst für ein anderes Konzept entschieden. Kleiner und gemütlicher sollte es sein. Weniger Markt als Treffpunkt für die Balver. Uns war immer klar, dass wir einen Markt, wie beispielsweise den Martinsmarkt in Mellen nicht realisiert bekommen, alleine schon, weil in der Adventszeit die Konkurrenz zu anderen Märkten viel größer ist, als im November, wenn Mellen seine Veranstaltung hat. Diese parallel laufenden Märkte sind mit längeren Standzeiten und höherem Besucheraufkommen deutlich attraktiver für Aussteller, die auch mal was neben Textilien und Krimskram anbieten. Diesem Umstand und der Tatsache geschuldet, dass der Handel in Balve generell leider insgesamt einen geringeren Stellenwert eingenommen hat, haben wir das Konzept geändert. Und diese Transformation ist nun auch vollzogen. Die Veranstaltung heißt künftig „Adventszauber am Drostenhaus“. Damit ist der „Markt“ auch aus der Namensgebung verschwunden, um keine falschen Erwartungen bei den Gästen zu wecken.
Auch die Werbegemeinschaft muss mit der Zeit gehen. Ist die Zeit der großen Weihnachtsmärkte vorbei, oder zentriert sich das nunmehr auf die großen Städte und Balve kann da nichts entgegen halten? Denn Vielfalt gibt es ja nun wirklich nicht mehr, es ist eher ein Markt der Vereine mit Fress- und Trinkbuden geworden. Warum soll der Balver denn trotzdem kommen?
Ob wir mit der Zeit gehen müssen, wird die Zeit zeigen. Aktuell ist es um uns ganz gut bestellt. Aber Scherz beiseite. Ich sage: Gerade wegen der „Fress- und Trinkbuden“ soll der Balver kommen. Ich finde die Bezeichnung „Fress- und Trinkbuden“ aber ehrlich gesagt auch etwas despektierlich. Wo liegt das Problem das zu bieten, was sich die Balver von uns wünschen? Gegenüber den großen Märkten können wir aus oben genannten Gründen dem Publikum nicht das bieten, was sie dort erwartet. Was wir aber können ist es ein nettes Ambiente für unsere Gäste schaffen und den Vereinen die Möglichkeit geben etwas für ihren Kassenstand zu tun. Daher konzentrieren wir uns auf unsere Stärken. Das ist unsere Art uns bei den Balvern und damit bei unseren Kunden zu bedanken. Die Balver honorieren das, indem sie uns besuchen kommen und die Resonanz der letzten Jahre gibt uns recht. Speziell im letzten Jahr waren die meisten Buden ausverkauft und mussten nachbestellen, bevor der Markt zu Ende war, teils bereits samstags.
Sicher war das auch der langen Pause und dem guten Wetter geschuldet. Dennoch hätten die Leute dann ja auch einen anderen Markt aufsuchen können. Haben sie aber nicht, vermutlich weil sie den kleinen Markt vor Ort dann doch schätzen. Und sein wir ehrlich: Auch auf der Hauptstraße war es doch am schönsten abends in der Dämmerung mit Freunden bei einem Glühwein zu plauschen.
Im vergangenen Jahr waren ja besonders die Familien traurig, dass es kein Krippenspiel mehr mit der lebenden Krippe gegeben hat. Damals hieß es, dass die Tierschutzbestimmungen dem entgegen stehen würden. Für mich durchaus verständlich, was den lebenden tierischen Teil des Krippenspiels angeht. Trotzdem könnte doch das Spiel ohne Tiere stattfinden! Oder gibt es andere Gründe?
Die lebende Krippe und das Krippenspiel waren ein echter Gewinn für den Markt. Die steigenden gesellschaftlichen – teilweise auch missverstandenen – Ansprüche in Sachen Tierschutz machen so ein Unterfangen natürlich nicht einfacher. Klar hätte man ein Krippenspiel auch ohne Ochs und Esel stattfinden lassen können. Allerdings wäre das nicht das Gleiche gewesen. Außerdem hatte der Festspielverein im letzten Jahr ebenfalls personelle Schwierigkeiten, da sie mit dem Winterstück ensemblemäßig gut ausgelastet sind. Zusätzlich ist die Bereitschaft der Leute auch nicht mehr so groß sich bei einem immer wiederkehrenden Stück wie dem Krippenspiel zu engagieren. Daher haben wir uns in diesem Jahr entschlossen einen neuen Weg zu gehen. Der Festspielverein ist wieder mit an Bord, was mich persönlich sehr freut, allerdings mit einem anderen Konzept.
Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, welches Highlight gibt es beim Balver Weihnachtsmarkt? Warum soll ich an zwei Tagen zum Drostenplatz kommen?
Der Markt konzentriert sich in diesem Jahr wieder auf den IBS-Parkplatz, das macht es logistisch für uns einfacher. Wir haben zwei Hauptattraktionen. Zum einen wird es eine Bühne geben, die hinter Immobilien-Schäfer platziert wird. Der Festspielverein wird hier Auszüge seines Musicalzaubers darbieten. Der gemischte Chor „Melodie“ Mellen wird singen. Felibejo, der bereits im letzten Jahr mit seinen Weihnachtsliedern mit vertauschten Melodien auf sich aufmerksam gemacht hat, wird da sein und auch der Festspielchor Balver Höhle ist mit von der Partie. Der Musikverein Balve wird für festliche Stimmung sorgen. Außerdem gibt es am Samstagabend einen DJ, der die Besucher auf die schöne Zeit einstimmt. Darüber hinaus haben wir wieder die Eisbahn, die sich im letzten Jahr als Publikumsmagnet erwiesen hat. Diese wird auf dem unteren IBS Parkplatz stehen, so dass beide Plätze ihr Highlight haben. Darüber hinaus haben wir etwa 16 Weihnachtshütten mit verschiedenen Angeboten, ein großes Zelt und wie schon gesagt werden sich viele Balver Vereine ins Geschehen einbringen. Außerdem haben wir wieder einen verkaufsoffenen Sonntag beantragt, so, dass auch die Geschäfte geöffnet haben werden. Ich denke die Zeit wird wieder wie im Flug vergehen.
Für die Zukunft: Ist da doch wieder die Idee eines Marktes in der Balver Höhle, vielleicht zusammen mit dem Weihnachtsliedersingen, eine Möglichkeit, die die Balver Werbegemeinschaft in Betracht ziehen könnte, um den Weihnachtsmarkt auf ein neues Level zu heben?
Wie eingangs schon gesagt: Diese Idee schwelt ja immer vor sich hin und glimmt dann Jahr für Jahr wieder kurz auf. Bisher hab ich noch von niemandem gehört, der sich ernstzunehmend als Veranstalter anbietet. Für uns als Werbegemeinschaft liegt das Hauptaugenmerk auf der Innenstadt, zumindest was den Weihnachtsmarkt angeht. Die Höhle vermarktet sich quasi von selbst, wir hingegen müssen sehen, dass wir die Menschen nach „Balve City“ bekommen und dazu leisten wir mit dem Weihnachtsmarkt einen Beitrag. Daher sind wir uns im Vorstand einig, dass wir als Veranstalter für einen Markt in der Höhle nicht in Frage kommen. Das würde unsere Kapazitäten auch deutlich überschreiten. Aber wie alle Jahre erkläre ich gerne wieder, dass wir einen potentiellen Veranstalter, sofern es sich um einen Balver Verein handeln sollte, gerne logistisch unterstützen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man einen gemütlichen Adventszauber in der Balver Innenstadt hat und eine Woche drauf einen Markt in der Balver Höhle, der auch überregionale Aussteller und Besucher anspricht.
Zum Schluss: können Sie heute mit Bestimmtheit sagen, dass es auch 2024 einen Adventszauber rund um das Drostenhaus geben wird?
Nein. Das kann ich alleine nicht sagen, weil dafür zu viele Unwägbarkeiten im Raum stehen und Genehmigungsverfahren und Anforderungen sich in stetigem Wandel befinden. Man schaue sich zu Beispiel die aktuelle Diskussion um die GEMA-Gebühren für Weihnachtsmärkte an. Oder auch Bannerwerbung in der Stadt: Das Aufhängen, das früher von der Stadt übernommen wurde, soll jetzt 450 Euro kosten. Außerdem wird es immer schwieriger Leute zu mobilisieren, die mit ins Rad fassen und letztlich muss es sich natürlich auch für die Teilnehmer lohnen. Ein Stand, der letztes Jahr super lief, kann in diesem Jahr Probleme haben, beispielsweise wenn das Wetter nicht passt. Ob Betreiber von diesem Jahr dann nächstes Jahr wieder dabei sind, wird sich zeigen. Letztlich machen wir das ja für die Leute und nicht für uns.
Wenn Sie mich hingegen fragen, ob ich mir persönlich wünsche, dass es nächstes Jahr wieder einen Adventszauber gibt, dann kann ich diese Frage sehr leicht beantworten: Ja.

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Vielen Dank Herr Pütz für die ausführlichen Informationen zum „Weihnachtsmarkt“ in der Innenstadt von Balve.
Von Roland Krahl

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