Langenholthausen/Helle. Hermann von Hatzfeld war im 17. Jahrhundert Droste zu Balve. Dieses seinerzeit hohe Verwaltungsamt ist in etwa vergleichbar mit einem heutigen Landrat. Allerdings hatte er nicht nur verwalterische Macht inne, sondern auch die militärische, jurisdiktionelle und polizeiliche Gewalt ging von ihm aus. Er vertrat hier vor Ort die Rechte des Landesherren.
Nicht nur mächtig, sondern auch reich war der Balver Droste. Unter anderem war er Besitzer des Schlosses Wocklum. Als Droste war Hatzfeld auch Empfänger des „Zehnten“, also der damaligen Abgabe aus Erträgen. Diese Abgaben wurden akribisch dokumentiert. Ein Fund, der jetzt von Balver Lokalhistorikern im Landesarchiv NRW gemacht wurde, bringt mehr Licht in ein interessantes Kapitel Balver Wirtschaftshistorie.
Dass die Eisenverhüttung hier einen hohen Stellenwert genoss, weiß jeder, der schon mal die Luisenhütte besucht hat. Das bekannte kulturhistorische Denkmal geht aber auf die Zeit nach Hatzfeld zurück. Mitte des 18. Jahrhunderts, weit über 100 Jahre nach dem Tod des Drosten im Jahre 1600, wurde sie in Betrieb genommen.
Der Historische Verein „Quirinus“ Langenholthausen ist aber bereits seit 15 Jahren der Auffassung, dass man im Balver Stadtgebiet einen Vorgänger der Luisenhütte ausgemacht habe – die Eisenhütte des Drosten. Nun legt der Verein den Nachweis dafür in der Monographiensammlung „Hermann von Hatzfeld – Montanunternehmer der frühen Neuzeit und Initiator der Balver Eisenhütte“ vor. Zunächst suchte Ronald Förster, der bereits eine vergessene Eisenhütte in Langenholthausen identifizierte, vor Ort nach Indizien. Solche können Ruinen, die örtliche Beschaffenheit oder alte Karten geben. Vor allem böten aber Erdproben, die entscheidenden Hinweise, erklärt der Vorsitzende von Quirinus.
Der Nachweis hoher Eisenkonzentrationen an einem Bach, die gewässeraufwärts plötzlich abrissen halfen ihm bereits beim Nachweis der Hütte in Langenholthausen. Ausschlaggebend für den Nachweis der Hütte in Balve war aber nun jenes Zehntenregister, das von Wocklum seinerzeit ins Landesarchiv nach Münster überführt wurde. Um die Dokumente auszuwerten holte man sich Hilfe von oberster akademischer Stelle.
Wilfried Reininghaus ist ehemaliger Präsident des Landesarchivs und außerplanmäßiger Professor für westfälische Landesgeschichte an der Universität Münster. Hans Ludwig Knau hat sich als deutscher Historiker und Heimatforscher intensiv mit der Geschichte des märkischen Sauerlands, insbesondere der frühen Eisengewinnung und -verarbeitung, beschäftigt. Förster selbst steuert zwei Beiträge im Buch bei. Josef Sauer, der den Aktenfund im Archiv machte, hat ebenfalls einen Beitrag. Des Weiteren seien Eva-Maria Habbel, Engelbert Lazer und Volker Haller beteiligt gewesen. Die Eisenhütte verortet das Buch an der Kluse, Nähe Firma Nietsche. Der Betrieb wurde von 1572 bis 1576 nachgewiesen und somit der Beweis geführt, dass Hermann von Hatzfeld bereits lange vor der Luisenhütte die Eisenverhüttung in Balve praktiziert hat.
Unter anderem mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen macht sich der Historische Verein dafür stark, dass Balve mit einer eigenen Ausgabe in den „Historischen Atlas westfälischer Städte“ aufgenommen wird. Gerne geben Engelbert Lazer und Ronald Förster ihre Erkenntnisse auch in Vorträgen wieder.
Das Buch bietet mit seinen 91 Seiten einen interessanten Einblick in die Balver Heimatgeschichte. Es erschien mit Unterstützung der Goldbäckerei Grote. Insgesamt habe man etwa zwei Jahre Arbeit in das Buch investiert.
Das Buch, mit einer Auflage von 500 Stück, ist zum Preis von 23 Euro käuflich in der Goldbäckerei Grote und beim Historischen Verein zu erwerben oder in der Stadtbücherei Balve auszuleihen.
Titelfoto: Übergaben das Buch des Vereins „Quirinus“ an Büchereileiterin Steffie Friske: Engelbert Lazer (l.) und Ronald Förster. DP