Das Bundesschützenfest in Medebach war für Dechant An­dreas Schulte, der insgesamt drei Jahre regierte, ein besonderes Erlebnis, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie.  privat

Balve/Garbeck/Mellen/Volkringhausen. Endlich ist es wieder so weit, die Schützenfestsaison hat begonnen. Ein Fest, das Jahr für Jahr Menschen zusammenbringt, Traditionen wahrt und für unvergessliche Erlebnisse sorgt. 
Doch was bleibt wirklich im Gedächtnis, wenn man an das Schützenfest denkt? Welche Szene fällt einem zuerst ein? Und was verbindet uns heute ganz persönlich mit dem Fest? Für diesen Artikel haben wir vier bekannte Persönlichkeiten aus der Region gebeten, von ihren schönsten und prägendsten Schützenfesterlebnissen zu erzählen. Ihre Antworten geben einen kleinen Einblick in die individuelle Seite einer Gemeinschaftstradition.
Am 22. Juli 2019 schrieb Dechant Andreas Schulte Geschichte: Als Pfarrer wurde er Schützenkönig der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft Balve – ein Ereignis, das nicht nur in Balve, sondern auch überregional Aufmerksamkeit auf sich zog.
Coronabedingt verlängerte sich seine Amtszeit auf sogar insgesamt drei Jahre. In dieser Zeit wurde er von vielen schönen Momenten und Erlebnissen begleitet, doch ein Tag ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben – das Bundesschützenfest am 16. September 2019 in Medebach.
„Es war ein besonderer Tag während meiner Amtszeit“, erinnert sich Dechant Schulte. Frühmorgens machte sich eine kleine Balver Abordnung im Bulli auf den Weg, um am Festhochamt teilzunehmen. Später traf der Bus mit dem Hofstaat ein – die Stimmung war ausgelassen, die Vorfreude groß. Besonders beeindruckt zeigte sich Andreas Schulte von der reibungslosen Organisation vor Ort und dem großen Engagement der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
„Die Begeisterung am Straßenrand war grandios, geradezu greifbar. Aus den Gärten winkten uns die Menschen zu“, erzählt er. Im Festzelt kam es schließlich zum Austausch mit Königspaaren, Hofstaat und Bruderschaften aus der gesamten Region – begleitet von stimmungsvoller Musik. Am Abend kehrte Schulte zufrieden und erfüllt nach Balve zurück. „Es war ein Tag voller Begegnungen und Freude – einer, der mir in lebendiger Erinnerung bleiben wird.“

Schützenfest ist etwas besonderes: Gemeinsam mit den Vätern an der Seite, zieht das Ehepaar Schulze Tertilt durch Mellen – für den König ein besondeeres Erlebnis.Foto: privat

Auch für den Mellener Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt ist das Schützenfest weit mehr als nur ein Wochenende in der Festhalle. Über viele Jahre hinweg hat er das Geschehen in Mellen aktiv mitgestaltet – sei es im Vorstand, als Adjutant oder als Schützenkönig.
„Es gibt nicht den einen Moment“, sagt er. „Es sind viele Erlebnisse, die das Schützenfest für mich besonders machen.“ Unvergesslich bleiben für ihn dabei vor allem die Jahre 2017/2018, als er zusammen mit seiner Frau das Königspaar in Mellen stellte. Gemeinsam mit ihren Vätern als Königsoffiziere im Zug zu marschieren, war für ihn ein sehr persönliches und familiäres Highlight. „So etwas erlebt man nur einmal. Das hat uns als Familie auf eine besondere Weise verbunden.“
Auch seine langjährige Vorstandsarbeit prägte seine Sicht auf das Fest. Zwölf Jahre lang war Schulze Tertilt Adjutant – ein Amt, bei dem er stets vorne links mitmarschierte. „Heute laufe ich weiter hinten in der Ehrenabteilung – das fühlt sich noch etwas ungewohnt an.“ Für ihn steht fest: „Das Schützenfest ist eine Veranstaltung, die Generationen zusammenbringt und das soziale Miteinander im Ort stärkt“ – genau deshalb bleibe es auch in Zukunft etwas Besonderes.

Autoscooter fahren gehört für Christoph Haarmann beim Schützenfest immer dazu.

Christoph Haarmann mit seiner Schützenkönigin Heike Schöne.Foto: privat

Für den Garbecker Ortsvorsteher Christoph Haarmann ist das Schützenfest vor allem eines: eine Auszeit vom Alltag. „Es ist eines der wenigen Feste im Jahr, bei dem ich nicht selbst etwas organisieren muss“, sagt er mit einem Schmunzeln. Stattdessen könne er einfach ankommen, bekannte Gesichter entdecken und das Miteinander genießen – für ihn ein „Fest der Begegnung“.
Ein Moment, der ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, war der überraschende Gewinn des Königstitels. „Es hat mir zunächst niemand geglaubt“, erzählt er. „Ich wollte immer gerne Schützenkönig werden, doch viele haben das nicht ernst genommen. Dann habe ich es ihnen gezeigt.“ Der Titel war für ihn nicht nur eine persönliche Freude, sondern auch ein kleines Stück Genugtuung.
Unvergessen bleibt ihm auch der Moment, als die Musikkapelle morgens bei ihm zu Hause spielte – direkt im Haus, um seine beiden Söhne zu wecken. „Das war etwas ganz Besonderes.“
Ein weiteres prägendes Kapitel ist für Haarmann das Treffen zum Frühschoppen am Schützenfestsonntag. Seit 1981 trifft man sich ab 11 Uhr in der Märkischen Straße 25. „Zum 40-jährigen Jubiläum gab es sogar ein Ständchen der Feuerwehrkapelle aus Langenholthausen“, erinnert er sich. Damals, vor nun 44 Jahren, begann alles mit gerade einmal zwei Personen, inzwischen sei es eine große gemischte Gruppe mit über 100 Personen. „Meine Söhne führen diese Tradition heute weiter – das macht mich stolz.“
Generationenübergreifend und offen gegenüber neuen Gesichtern: „Schützenfest verbindet alle Generationen – damals wie heute.“ Lediglich ein kleiner Wunsch bleibt da noch offen: Als treuer und stolzer BVB-Fan würde er sich freuen, wenn ihn der Schützenverein einmal mit dem Lied „You’ll Never Walk Alone“ abholen würde. „Das wäre für mich das i-Tüpfelchen.“

Hubertus und Claudia Mühling waren Königspaar in Volkringhausen.Foto: privat

Für Balves Bürgermeister Hubertus Mühling ist das Schützenfest vor allem eines, ein fester Bestandteil des dörflichen Miteinanders. „Es gibt für mich nicht das eine prägende Erlebnis“, sagt er. „Das Schützenfest ist vielmehr eine soziale Veranstaltung – es geht um Begegnungen, um Austausch und die gelebte Gemeinschaft.“ Man merke die Bedeutung dieses Festwochenendes daran, wie sehr im Ort darauf hingefiebert werde. „Für uns ist die fünfte Jahreszeit eben nicht der Karneval, sondern das Schützenfest. Es gibt im Grunde nur die Zeit vor und nach dem Fest.“
Das Schützenfest stärke Beziehungen, schaffe neue Verbindungen und halte den Ort lebendig. „Genau das macht es für mich so wertvoll.“ Ein Moment, der ihm dennoch besonders in Erinnerung geblieben ist, liegt mittlerweile 23 Jahre zurück: sein eigener Königsschuss in Volkringhausen. „Das ist ein Erlebnis, das jeder Schützenbruder einmal gemacht haben sollte“, sagt er. 
Doch nicht alle teilen diese Meinung – eine Ehefrau drohte demnach vor einigen Jahren ihrem Mann an: Sollte der Vogel tatsächlich fallen, gehe es augenblicklich auf seine Kosten in die Karibik. Die Quelle dieser Aussage möchte lieber ungenannt bleiben.
Ob Königsschuss, Frühschoppen oder der gemeinsame Marsch durch die Straßen: Die Erinnerungen, die das Schützenfest schreibt, sind so unterschiedlich wie persönlich. Genau das zeigt: Es sind eben nicht nur Uniformen, Vogelstange und Blasmusik – es sind die Momente und Erlebnisse, die  zwischen all diesem Trubel stattfinden, sie geben dem Fest eine ganz besondere und vor allem individuelle Bedeutung.  LB