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Balve. Bei der gestrigen Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Balve konnte man in viele besorgte Gesichter sehen. Denn die Balver Wälder geben bedingt durch die Massenvermehrung der Borkenkäfer, die den Fichten den Garaus machen, ein düsteres Bild ab. Die Sorgenfalten auf der Stirn von Förstern und Waldbesitzern werden immer dicker.

Dr. Mathias Niesar, der Spezialist für Wald und Klimaschutz beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW zeichnete vor den Waldbesitzern in seinem Vortrag ein düsteres Bild für die Zukunft der Wälder in Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Schwächung der Bäume durch das Dürrejahr und das fast ebenso warme Jahr 2019 sind die Bäume in den nordrhein-westfälischen Wälder extrem gestresst. Besonders schlimm trifft es die Fichte, die in Höhenlagen bis ca. 400 m fast keine Überlebenschancen mehr hat.

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Nur auf Nordhängen von Hochlagen kann weiterhin Forstwirtschaft mit dieser Baumart betrieben werden. Wie man auch in den heimischen Wäldern beobachten kann, macht der Borkenkäfer mit seiner derzeitigen Massenvermehrung den Fichten den Garaus. Durch das fehlende Wasser haben die Fichten ihren Harzgehalt verloren und so ist das natürliche Abwehrsystem gegen den Käfer zusammengebrochen. Aber auch die Buche, bisher als „Mutter des Waldes“ bezeichnet, könnte auf einem Drittel der Fläche Probleme bis zum Absterben bekommen.

In seinem Jahresbericht 2019 konnte der Balver Förster Richard Nikodem die Situation auch für die Balver Wälder bestätigen. Da das Balver Stadtgebiet größtenteils in der Höhe von bis zu 400 m liegt, sterben auch in der Hönnestadt weite Teile der Fichtenbestände ab. Die Forstunternehmer und Waldbesitzer kommen mit Ernte und Abtransport des befallenen Holzes gar nicht nach. Insbesondere, weil die europaweite Borkenkäferkalamität zum Zusammenbruch der heimischen Holzmärkte und der Holzpreise geführt haben.

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So wurde auch aus dem Balver Revier mehr als 80 Prozent des aufgearbeiteten Holzes nach Fernost exportiert. Eine weitere Intensivierung des Holzeinschlages im laufenden Jahr ist notwendig. Nur so besteht eine Chance, die wenigen noch nicht befallenen Bäume durch den Abtransport der in der Borke lebenden Käfer zu retten. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitten hat aufgrund der extrem hohen Befallsdichte wenig Aussicht auf Erfolg. In Balve wurde daher auch im vergangenen Jahr völlig darauf verzichtet.

Der Arbeitsschwerpunkt lag in der Bekämpfung des Borkenkäfers durch Ernte und Abtransport des befallenen Holzes (BILD). Der Holzeinschlag lag beim vierfachen Normaleinschlag eines Jahres und davon waren mehr als 99 Prozent Käferholz. So blieb nur wenig Zeit, sich um die Pflege der nach Kyrill angepflanzten Schadflächen zu kümmern. Trotzdem wurden ca. 30 ha davon gepflegt.

Ein weiteres wichtiges Thema in der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Balve war der Zustand der Forstwirtschaftwege. Aufgrund des intensiven Holzverkehrs sind die Wege oft verschlammt. Wegebaumaßnahmen machen aber erst dann Sinn, wenn die Holzerntemaßnahmen weitgehend abgeschlossen sind. Nur das Freistellen der Wegeböschungen wurde auf fast dreißig Kilometer Länge im letzten Winter durchgeführt, damit die Wege abtrocknen können und nicht aufweichen.

An die Wiederaufforstung der Kahlflächen kann aufgrund der extremen Arbeitsbelastung bei Förster und Waldarbeitern derzeit noch gar nicht gedacht werden. Hier gibt es auch bis zur nächsten Pflanzsaison im kommenden Herbst noch einiges vorzubereiten.

Die Privatwaldbetreuung in Nordrhein-Westfalen wird völlig neu strukturiert. Die in der Vergangenheit fast ausschließlich von staatlichen Förstern zu günstigen Gebühren durchgeführte Betreuung und Anleitung der privaten Waldbesitzer soll stärker privatisiert werden. Deshalb müssen alle Forstbetriebsgemeinschaften in NRW bis zum Jahresende neue Dienstleistungsverträge zur Beförsterung ihrer Wälder abschließen. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW wird sich aber wieder um alle Reviere bewerben. Natürlich auch um Balve. Aber erstmals muss sich der Landesbetrieb dem Wettbewerb mit privaten Anbietern direkt stellen. Die Waldbesitzer sollen durch ein anderes Fördersystem als bisher aber durchschnittlich keine höheren Gebühren zahlen. Der Vorstand wurde beauftragt, alle erforderlichen Schritte durchzuführen, um auch für Balve einen neuen Dienstleistungsvertrag abzuschließen.