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Entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG.

Von Roland Krahl

Balve. Fünf neue Ehrenmitglieder wurden während der Mitgliederversammlung der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft vorgestellt. Die HÖNNE-ZEITUNG hat sich Günter Cordes heraus gegriffen. Er war der älteste bis vor kurzem tätige Schützenbruder. Und er ist auch weiterhin aktiv mit seinem Schützenfestheft, das Günter Cordes seit 1986 Jahr für Jahr herausgegeben hat. Nur in der Coronazeit musste auch er eine Pause einlegen. Für ihn war es eine schöne Zeit, seine Schützenzeit. Im Interview wird das auch noch einmal deutlich.

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Herr Cordes, Sie gehören zu den langgedienten Schützenoffizieren in der Bruderschaft. Was hat Sie denn letztendlich dazu bewogen aufzuhören und wie lange haben Sie die Fahne getragen?
Ich war rund 26 Jahre beim Fähnrichkorps. Beim letzten Schützenfest 2022 merkte ich, dass es gesundheitlich nicht mehr so war, wie vor der Corona-Krise.
Es hat Ihnen offensichtlich Spaß gemacht, in der Bruderschaft mitzuwirken. Und trotzdem hatten Sie eine mehrjährige Pause. In der Zeit waren Sie „nur“ Schützenbruder, aber eben ohne Amt. Warum war das so?
Ich habe den Grünrock gerne getragen. Aber nach meiner Königszeit 1994/95 habe ich mich mehr der Feuerwehr gewidmet. Zum 75. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Balve habe ich damals ein Buch geschrieben und die Standarte angeschafft. Für die Feuerwehrstandarte war ich viele Jahre federführend tätig, habe eine Truppe aufgebaut und dafür gesorgt, dass die Standarte zu vielen festlichen Anlässen, wie Prozessionen, mitgeführt wurde.
Sie haben ja in diesen Jahren so viel erlebt, waren sogar Schützenkönig. War das das schönste Schützen-Erlebnis? Und was ist da so besonderes dran, Schützenkönig zu sein?
Schützenkönig zu sein ist was ganz, ganz besonderes. Ich habe es bis heute nicht bereut den Vogel abzuschießen. Es war so eine schöne Zeit die unbeschreiblich ist. Ich kann nur jedem raten einmal diesen Augenblick zu erleben.
Zuletzt waren Sie Fahnenoffizier und auch teilweise für die Organisation der Fahnenträger verantwortlich. Gab es da Probleme, bei Veranstaltungen genug Leute dafür zu bekommen? Gibt es etwas woran Sie sich mit Schrecken erinnern?
In den ersten Jahren als Fahnenoffizier lief alles super, ich hatte genügend Fähnriche. Das änderte sich mit der Zeit, zwar standen auf dem Zettel viele Fähnriche und Ersatzfähnriche, bei Veranstaltungen aber wusste ich die Mannschaft nicht zusammen zu bekommen, selbst auf dem Schützenfest nicht.
Mein Albtraum war der Säbel, den ich öfters als einmal in der Höhle ließ. Sonntag- oder Montagmorgen zum Kirchgang stand ich quasi nackt da – ohne Säbel.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass ja nicht nur die Vereine sondern auch eine Schützenbruderschaft Nachwuchssorgen hat? Feiern wollen alle, etwas dafür tun eher weniger. Ist das die Mentalität der heutigen Jugend?
Es ist, fast in allen Vereinen, dass die Jugendlichen heute kaum noch Verantwortung tragen wollen. Wenn ich den Fähnrichkorps heute sehe, fehlen oft ganze Jahrgänge, die scheinbar gar keine Lust haben einen Posten zu übernehmen. Dank der Jungschützen rutscht der Eine oder Andere in den Grünrock. Aber bei rund 1800 Mitgliedern in der Bruderschaft sollte man meinen, dass hier genug Potenzial vorhanden wäre.
Herr Cordes, Sie waren nicht nur Offizier, sondern sind auch Herausgeber des jährlich erscheinenden Schützenfestheftchens. Auch sonst haben Sie ja so einiges für die Schützenbruderschaft verfasst. Was war das denn alles?
Das Schützenheft gebe ich seit 1986 heraus und das mit Leib und Seele. Es macht einfach Spaß das Heft zu schreiben und unter vielen Fotos die richtigen auszusuchen. Das mache ich auch weiterhin. Ebenso habe ich zum Buch von Franz Gercken „333 Jahre“ mit ein paar Texten und Fotos beigetragen.
Anders sah es beim Jubiläumsbildband 2013 aus, hier habe ich zusammen mit Franz Gercken die Texte geschrieben und Conrad Betten stand uns beratend zur Seite. Die Fotos stammten zum größten Teil von mir. Das gesamte Buch lief quasi über meinen Computer. Auch die Gestaltung dieses Bildbandes stammt von mir. Die Zusammenarbeit mit Franz Gercken und Conrad Betten hat mir viel Freude bereitet.
Sie sind dafür in der Höhle geehrt worden in Coronazeiten. Wie haben Sie diese Zeit als Schützenfestler empfunden?
Es war eine traurige Zeit – Balve ohne Schützenfest. Zwar haben die Aktiven an der Schützenmesse 2020/21 in der Höhle teilgenommen und danach in kleiner Runde gefeiert, aber es war nicht das Fest der Feste. Vor allem stand die Angst im Nacken, sich mit Corona anzustecken.
Sie sind ja als Ehrenmitglied von ihrer Kompanie vorgeschlagen und bei der Jahreshauptversammlung bestätigt worden. Sie bleiben damit ja dem Vorstand treu. Können Sie sich in der nun beginnenden „Schützen-Rentenzeit“ etwas vorstellen, was sie für ihre Bruderschaft machen könnten?
Genug. Erst mal werde ich das Schützenheft so lange ich kann herausgeben.
Die Uniform bleibt im Schrank da ich bei Beerdigungen aushelfen werde, wenn Not am Mann ist. Das sollte aber wirklich kein Regelfall sein.

Herr Cordes vielen Dank für dieses Interview, das uns einen tiefen Einblick gewährt hat. Die Redaktion der HÖNNE-ZEITUNG wünscht alles Gute für die kommenden Jahre.

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Foto oben: Günter Cordes als Jubelkönig im Festzug.

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