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Balve. (R.E.) Nachdem bei drei Personen das Corona-Virus festgestellt und sich auch immer mehr Kontaktpersonen in Quarantäne befinden, sprach die HÖNNE-ZEITUNG mit Dr. Gregor Schmitz über die Corona-Virus-Testung. Wir wollten von dem erfahrenen Hausarzt aus Balve, der sich bereits seit Mitte Januar gemeinsam mit seinem Kollegen Heinz Ostermann – Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Märkischen Kreis – intensiv mit der Problematik der COVIS-19 Erkrankung beschäftigt, unter anderem wissen:

„Wer wird getestet?“
Dr. Gregor Schmitz: Eine Laboruntersuchung auf SARS-CoV-2 ist dann angezeigt, wenn es sich bei den Betroffenen um begründete COVID-19-Verdachtsfälle handelt. Es liegen Krankheitszeichen vor und innerhalb der letzten 14 Tage gab es Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall. Es liegen Krankheitszeichen vor und ein Aufenthalt in den letzten 14 Tage in einem Risikogebiet sowie einem besonders betroffenen Gebiet in Deutschland. Darüber hinaus sollte ein Test auch bei Patienten in Erwägung gezogen werden, die Krankheitszeichen haben und sich in den letzten 14 Tagen in Regionen aufgehalten haben, in denen COVID-19-Fälle vorkommen, die aber noch nicht als Risikogebiete oder besonders betroffene Gebiete gelten. Überdies sollten Patienten mit Hinweis auf eine virale Pneumonie (Redaktion: Lungenentzündung) ohne Alternativdiagnose getestet werden.

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HZ: Ist ein Test bei Patienten ohne Symptome sinnvoll?
Eine Labordiagnose sollte nur bei Krankheitszeichen durchgeführt werden zur Klärung der Ursache.

Ist ein negativer Test bei gesunden Patienten sicher?
Wenn man gesund ist, sich aber noch in der Inkubationszeit befindet – kann bis zu 14 Tage betragen -, sagt ein negativer Test auf COVID-19 nichts darüber aus, ob man nicht doch noch krank werden kann.

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Warum werden nicht alle Menschen getestet?
Wie gesagt, nur ein positiver Test beweist, dass der Betroffene CORONA-VIREN in sich trägt und diese beim Husten oder Reden in seiner Umgebung verteilen kann. Bei einem negativen Test kann es sein, dass einfach zu früh getestet wurde. Aus meiner Sicht ist dies besonders gefährlich. Die Patienten sind negativ getestet und fühlen sich sicher, obwohl sie bereits ansteckend sein können. Ein weiterer Grund ist auch der, dass die Laborkapazitäten begrenzt sind. Durch wahllose Testungen sind die Kapazitäten schnell erschöpft und stehen den wirklich Betroffenen nicht mehr zur Verfügung. Die Forderung mancher Virologen im Fernsehen gehen leider an der Realität im Lande vorbei. Auch wilder, publicityträchtiger Aktionismus mancher Kollegen ist wenig hilfreich.

Warum wird nicht beim Hausarzt getestet?
Zu Beginn der Krankheitswelle gab es nur ein Testlabor in Berlin. Nach und nach haben auch die Labore, mit denen die Hausärzte zusammenarbeiten die CORONA-Tests in ihr Programm aufgenommen. Daher gab es kurze Zeit die Information, dass die Teste beim Hausarzt durchgeführt werden können. Da die meisten Hausärzte jedoch nicht über entsprechende Schutzausrüstung verfügen, hat der Märkische Kreis beschlossen, die Tests selbst durchzuführen. Dies ist sinnvoll, da damit das Risiko vermindert wird, dass sich die Hausärzte und ihre Mitarbeiter selbst anstecken und somit für die medizinische Versorgung ausfallen. In speziellen Ausnahmefällen können auch die Hausärzte die Tests abnehmen, sofern sie über die notwendige Schutzausrüstung verfügen. In unserer Praxis haben wir beispielsweise eine Patientin getestet, bei der wir kurzfristig das Ergebnis benötigten, da eine dringende Operation anstand.

Wie wird im Märkischen Kreis getestet?
Seit dem 9. März hat der Krisenstab des Märkischen Kreises zunächst zwei, dann vier mobile Abstrich Teams zu den Betroffenen geschickt. Leider stellte sich zu Beginn der letzten Woche heraus, dass so viele Testungen von den Niedergelassenen Ärzten angefordert wurden, dass die Abstrich-Teams die Anforderungen nicht mehr bewältigen können. Wie bereits von Ihnen berichtet, werden ab Montag, 23. März, drei zentrale mobile Abstrichstellen in Lüdenscheid, Plettenberg und Iserlohn eingerichtet. Dorthin können die Betroffenen fahren, um sich testen zu lassen.

Kann jeder, der sich testen lassen will, dorthin fahren ?Nein, es werden weiterhin nur bei den Patienten Abstriche entnommen, bei denen gemäß den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI ) eine Testung indiziert ist. Die Indikation wird weiterhin von den Niedergelassenen Ärzten gestellt.

Warum benötige ich für den Test eine Überweisung vom Hausarzt, und muss ich sie selbst abholen und zum Abstrich mitbringen?
Die Überweisung benötigen die Patienten einerseits, weil damit dem Gesundheitsamt mitgeteilt wird, dass ein medizinischer Grund für die Testung vorliegt und andererseits, dass die Krankenkassen die Kosten für den Test übernehmen. Die Überweisung muss nicht persönlich abgeholt werden. Der Hausarzt schickt – wenn der Abstrich erforderlich ist – die Überweisung per Fax direkt an den Märkischen Kreis. Dort nehmen die Mitarbeiter Kontakt mit den Betroffenen auf und bestellen sie zu einer der drei mobilen Abstrichstellen ein.

In den letzten Tagen hört man immer wieder von Schnelltests im Blut, die in der Praxis durchgeführt werden können. Was ist davon zu halten?
Diese Tests, die gerade von verschiedenen Anbietern beworben werden, weisen Antikörper gegen das Corona-Virus im Blut nach. Bevor jedoch Antikörper gebildet werden, muss der Körper Kontakt mit den Viren gehabt haben. Die Bildung der Antikörper setzt dann in den darauffolgenden Tagen ein. Bevor diese Tests positiv werden, also in mehreren Tagen, kann der Betroffene andere bereits angesteckt haben. Vorstellbar ist jedoch, dass Betroffene, die keine Viren im Abstrich aufweisen und Antikörper gebildet haben, die COVID-19 Erkrankung durchgemacht haben und wahrscheinlich jetzt immun sind.

Woher bekommen die Hausärzte ihre Informationen?
Hier kommt es auf das Engagement jedes Einzelnen an. Als Arzt oder Ärztin muss ich die einschlägigen Veröffentlichungen regelmäßig lesen und bewerten. Ich selbst bin, zusammen mit meinem Kollegen Heinz Ostermann, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Märkischen Kreis, bereits seit Mitte Januar intensiv mit der Problematik der COVIS-19 Erkrankung beschäftigt. Wir stehen im ständigen Austausch mit der Gesundheitsbehörde und dem Krisenstab. In Balve findet nahezu täglich ein Austausch zwischen der Praxis von Dr. Paul Stüeken und uns zur aktuellen Situation und eventuell notwendigen Maßnahmen statt. Auch zur gynäkologischen Praxis von Frauenärztin Gabriel Richter besteht enger Kontakt.

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