Balve. (R.E.) Heute morgen war es so weit. Nach 44 Jahren und vier Monaten überreichte der Abteilungsleiter der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis, Leitender Polizeidirektor Michael Kuchenbecker, Polizei-Hauptkommissar Franz-Josef („Bubi“) Griese aus Balve in Iserlohn seine Entlassungsurkunde. „Das war ein sehr bewegender Moment, zumal Herr Kuchenbecker in dem fast zwei stündigen Gespräch deutlich machte, wie sehr er meine Arbeit geschätzt hat. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die öffentliche Wahrnehmung meiner langjährigen Arbeit in der Stadt Balve und die schönen Rückmeldungen durch die Bürger.“ Gemeinsam mit dem beliebten „Dorf-Sheriff“ warfen wir einen Blick in den Rückspiegel, blickten aber auch nach vorn. Denn mit Thomas Wietbüscher tritt ein Kollege aus Balve in seine Fußstapfen.
HÖNNE-ZEITUNG: Warum sind Sie Polizeibeamter geworden?
PHK Franz-Josef Griese: Such Dir einen Job, der Dir Spaß macht und Du musst nicht mehr arbeiten. Schon als Kind im Vorschulalter hat mich der Beruf des Polizeibeamten fasziniert. Als dann mit 16 Jahren eine konkrete Entscheidung anstand, habe ich gemerkt, dass das Interesse noch immer vorhanden war. Daraufhin bin ich zur Polizeiwache Menden und habe mir Bewerbungsunterlagen geben lassen…
Ihre erste Station nach der Ausbildung?
Nach dem Ende der Ausbildung war meine erste Verwendung in der Einsatzhundertschaft in Brühl. Dort wurde ich zum Fahrer eines Wasserwerfers ausgebildet.
Wie lange waren Sie im Wach- und Wechseldienst?
Vom 1. April 1980 bis zum 31.Dezember 2002.
Wann und warum sind Sie nach Balve gewechselt?
Der Bezirksdienst mit seinen vielfältigen Aufgaben und seiner Nähe zum Bürger war für mich besonders reizvoll. Dass ich dann auch noch meinen Dienst in „meiner Stadt“ ausüben durfte, war für mich etwas Besonderes. Hier kenne ich mich aus. Überdies hatte ich großes Interesse daran, die gute Arbeit meiner Vorgänger fortzusetzen.
Was macht einen guten Bezirksbeamten aus?
Bürgernähe, Präsenz, Ausgeglichenheit, Vertrauen.
Ist die Polizeiwache Balve eine besondere Herausforderung?
Besondere Schwierigkeiten bestehen in Balve nicht. Allerdings dauert es bei Einsätzen, wo Unterstützung erforderlich ist, häufig länger bis diese in Balve eintrifft.
Ist es für einen Polizeibeamten von Vorteil, wenn er wie Sie fast jeden Bürger kennt?
Ich sehe den Beruf des Polizeibeamten – „Schutzmann“ – noch überwiegend als Freund und Helfer an. Ich glaube, dass das häufig von den Bürger als vorteilhaft wahrgenommen wurde.
Ist es hin und wieder nicht heikel, wenn es um die Befragung eines Balvers nach einer Straftat geht?
Heikel oder unangenehm ist es dann eher für die Person, die mir gegenüber sitzt. Wenn man diese Dinge mit der erforderlichen Professionalität erledigt, sind sie kein Problem.
Waren die 44 Jahre und vier Monate mit viel Stress verbunden?
Nach so langer Zeit waren sicherlich auch stressige Zeiten und Einsätzen dabei. Ein Polizeibeamter sollte jedoch durchaus eine gewisse Stressfähigkeit mitbringen. Besonnenes Handeln ist grundsätzlich gefordert.
Wie kommt die Familie mit einem Polizeibeamten zurecht, der mehr auf der Straße als zu Hause ist?Zunächst mal haben auch Polizisten geregelte Arbeitszeiten. Diese liegen jedoch häufig zu anderen Tages- oder Wochenzeiten. Hier ist eine besondere Bereitschaft in der Familie und dem sonstigen privaten Umfeld äußerst hilfreich. Besonders durch meine Ehefrau, aber auch durch die Freunde habe ich immer sehr große Unterstützung erfahren und Verständnis erlebt.
Wie fällt das Urteil Ihrer Frau aus?
Meine Frau war immer der Meinung, dass ich der einzige Mann in Balve bin, der an allen drei Tagen zu allen Schützenfesten im Stadtgebiet Balve gehen konnte, ohne dass es zu Hause Ärger gab.
War Ihre ständige Präsenz auf den Schützenfesten und Großveranstaltungen in der Höhle eine Bereicherung für Ihr Berufsleben?
Eine Bereicherung deshalb, weil ich die Menschen oftmals anders als im alltäglichen Leben kennen lernen durfte. Auch dienstliche Belange konnten hierbei durchaus erledigt werden.
Was halten Sie von der Absicherung der Festzüge durch die Veranstalter? Wird den Teilnehmern nicht eine trügerische Sicherheit vorgegaukelt?
Alle Beteiligten versuchen ihr Möglichstes, um die Festzugteilnehmer abzusichern. Hier sind besonders die Helfer gefordert, die Absperrungen so herzurichten, wie es verlangt wird. Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn eine deutliche Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl erhöhen würde. Doch das ist in Zeiten von Personalmangel und zusätzlichen Aufgaben schwer zu leisten.
Was werden Sie nach dem Empfang der Entlassungsurkunde vermissen?
Ich hoffe, dass mir nichts fehlen wird. Alles hat seine Zeit, und ich konnte mich lange auf den Termin vorbereiten.
Fallen Sie in ein Loch, nachdem jetzt endgültig Feierabend ist?
Mit Familie, Haus und die vorhandene Reiselust wird es kein tiefes Loch sein.
In den Rückspiegel blickend, wie fällt Ihre Bilanz aus?Die letzten 18 Jahre in Balve waren das Highlight in meinem Berufsleben. Denn die Arbeit in meiner Heimatstadt war das Beste, was mir passieren konnte.