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Entnommen der gedruckten Ausgabe der HÖNNE-ZEITUNG.

Balve. Der Dirigent des Musikvereins Balve, Philipp Cramer, hatte einen denkbar ungünstigen Start. Sein Begrüßungskonzert musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die Proben gestalteten sich äußerst schwierig. Und trotzdem stieg das Niveau bis heute kontinuierlich weiter an. Wer daran noch Zweifel hatte, der konnte sich beim Neujahrskonzert in der St.-Blasius-Kirche von der Klasse des Musikvereins Balve und des Dirigenten überzeugen. Es gab nur positives Echo.
Jetzt hat Philipp Cramer aber noch etwas größeres, etwas einmaliges für die Region vor. Dazu will die HÖNNE-ZEITUNG ihn befragen.

Herr Cramer, bevor wir zu ihrem neuen Projekt kommen, sagen Sie uns doch bitte etwas zu Ihrer Person.
Ich heiße Philipp Cramer, bin 23 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf namens ‚Beukenbeul‘, welches zu Attendorn gehört. Zur Zeit studiere ich „klassisches Schlagzeug‘‘ im 8. Semester an der Musikhochschule Münster. Seit 2020 habe ich die Ehre den Musikverein Balve zu dirigieren. Des weiteren spiele und singe ich in verschiedenen Bands, Orchestern, Ensembles und Chören, wie etwa dem Landesblasorchester NRW, Splash-Percussion NRW, Kreisorchester HSK, Hochschulorchester Münster, Madrigalchor Münster, Revoxx Rocks, Die Nachtschicht, Big Band Rehringhausen und so weiter. Zu meinen Hobbys zählen Skifahren, Motorradfahren und Sport.
Sie sind ja mit Ihren 23 Jahren noch relativ jung für einen so verantwortungsvollen Posten. Wie sind sie denn dazu gekommen? Machen Sie Musik beruflich?
Aufmerksam auf den Dirigentenposten bin ich durch einen Flyer in der Musikhochschule geworden. Beim Lesen stellte ich mir vor wie es wohl sein könnte… – jedoch verwarf ich diesen Gedankengang schnell, da ich mich aufgrund meines damaligen Alters (21 Jahre) als zu ‚jung‘ empfand. Kurze Zeit später spielte ich mit dem Kreisjugendblasorchester MK in der St.-Blasius-Kirche.
Während der Anspielprobe sprach mich Martin Theile (Dirigent MV Rhode, ehemaliger Dirigent MV Lichtringhausen) erneut auf die Dirigentensuche an und ermutigte mich, es zu versuchen. Durch einen schnellen Kontaktwechsel und durch erste Telefonate wurde ich auch schon ins Musikhaus eingeladen um erste Eindrücke beider Seiten zu gewinnen. Kurze Zeit später folgte dann das Probedirigat.
Ja, das was erst als Hobby gestartet hat, ist inzwischen zu einer Art Beruf geworden. Da ich mich gerade in den letzten Zügen des Studiums befinde, wird das ‚‘richtige‘‘ Berufsleben jedoch erst nach dem Studium richtig losgehen.
Sie sind im Musikverein gleichermaßen beliebt bei Jung und Alt. Gerade in Balve hat man zum Glück eine starke junge Fraktion, wie auch eine etwas Ältere. Ist es schwer, alle unter einen Dirigentenstab zu bekommen?
Nein. Das ist das Schöne an der Musik. Sobald die Musiker ihre Instrumente ansetzen, vergessen sie ihr Alter und jeder passt sich dem allgemeinen Klang der Musik an, völlig egal wie alt jemand ist. Im Endeffekt kommt es nur auf die Musikalität und Freude am spielen an, deswegen spielt das Alter keine Rolle.
In der Mitgliederversammlung haben Sie die Vereinsführung über den grünen Klee gelobt. Was ist denn in Balve so besonders?
Wir haben das Glück einen Vorstand zu haben welcher wirklich sehr viel Herzblut in den Verein steckt. Angefangen bei unserem ersten Vorsitzenden Paul Stüeken, welcher mit seiner entwaffnenden Herzlichkeit jeden zu motivieren versteht, sowie Tobias Platte (2. Vorsitzender), welcher alles für diesen Verein gibt. Obwohl er wie viele andere, tagsüber arbeiten geht, setzt er sich jeden Abend nach Feierabend nochmal hin und erledigt sehr viele Aufgaben für den Verein. Sein Telefon klingelt gefühlt in Dauerschleife. Aber auch die anderen Vorstandsmitglieder leisten eine hervorragende Arbeit. Ein guter Vorstand ist für einen Verein wie ein Kapitän. – Er entscheidet ob das Schiff weiterfährt oder ob es untergeht. Und die Bedingungen im Musikverein Balve könnten nicht besser sein um etwas Großes zu erschaffen.
Doch nun zu Ihrem neuen Projekt, der Gala der Filmmusik. Das hört sich für den Laien gut an, für Sie und die Musiker scheint es aber etwas ganz besonderes zu sein. Sie haben das ja auch als Projektorchester betitelt. Was ist denn nun so besonderes daran?
Es ist in der Hinsicht besonders, weil ein sinfonisches Orchester entsteht, welches vorher gar nicht existiert hat. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Projektorchester. Das heißt es können alle Musiker mitmachen die möchten. Sei es als Streicher, Sänger oder auch als Bläser. Des weiteren wird nur Literatur der Filmmusik gespielt. Hierbei ist es aber wichtig zu erwähnen, dass es sich um Originalnoten der Filme handelt. Es soll also genauso klingen wie im Film. Zudem wird der Aufführungsort die Balver Höhle sein. Stellt man sich nun ein großes Orchester mit etwa 120 Instrumentalisten plus Chor in der Höhle vor – und dann der erste Akkord von der Star Wars Saga… – Dann kann man sich in etwa vorstellen wie groß und einzigartig dieses Projekt sein wird.
Dieses Projekt ist die einmalige Chance etwas so Gewaltiges zu erschaffen, welches es im ganzen Sauerland noch nicht gegeben hat.
Sie haben die Streicher erwähnt. Das heißt sie bewegen sich damit in den Bereich eines Sinfonieorchesters. Für mich als Laien bedeutet das, dass noch mehr Harmonie zu hören ist und dadurch alles noch Voluminöser erklingt. Was bedeuten die Streicher für Sie?
Streicher sind für Filmmusik, oder generell sinfonische Orchestermusik, einfach unentbehrlich. Das was in einem Blasorchester sonst die Klarinetten spielen, spielen in großen Orchestern sonst die Streicher. Der Klang ist dadurch nicht nur voluminöser, sondern an vielen Stellen auch intensiver und brillanter.
Und dann soll auch noch ein Chor das Projektorchester unterstützen. Ist es da nicht besonders schwierig für den Chor gegen das Orchester anzusingen? Oder werden dann die Stimmen mit Mikrofon und Lautsprecheranlage verstärkt.
Zum Konzert wird tatsächlich das ganze Orchester sowie der Chor mikrofonisch abgenommen.
Das sorgt zum einen für einen ausgewogenen Klang aber auch damit sich der Klang in der Höhle gut verteilen kann.
Ich höre schon, dass das eine große Sache werden wird, die im September in der Höhle aufgeführt wird. Da bedarf es auch einer guten finanziellen Grundlage, die durch Sponsoren gesichert werden soll. Was sagen Sie als Dirigent und musikalischer Leiter, warum sich jemand als Sponsor an diesem Projekt beteiligen soll?
Dieses Projekt ist nicht nur für die Musiker eine einmalige Chance, sondern auch für die Sponsoren. Wir haben Musiker dabei die nicht nur aus dem Sauerland kommen, sondern zusätzlich verteilt aus ganz NRW. Des weiteren rechnen wir mit mindestens 600 Zuschauern, welche auch von überall her kommen. Ich glaube wenige Veranstaltungen im diesem Bereich haben die Möglichkeit eine so große Werbung für Sponsoren zu generieren. Zudem wird es vermutlich ein einmaliges Projekt welches so nicht wieder stattfinden wird. Und wer möchte nicht in 20 Jahren sagen können, er habe bei „diesem‘‘ Filmorchesterprojekt in der Höhle mitgewirkt und hat es erlebt?
Das Ganze wird ein so großes und tolles Projekt, wo die Menschen hoffentlich noch Jahre später darüber berichten werden.

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Herr Cramer, dann wünsche ich Ihnen und Ihrem Projekt viel Erfolg. Ich denke, den uneingeschränkten Rückhalt des Vereins haben Sie und die Stärke Ihrer wwwww und Musiker hat sich gerade in der letzten Zeit gezeigt, so dass wir dem Konzert im September entgegenfiebern können. Vielen Dank.


Das Interview führte Roland Krahl per E-Mail.

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