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Der Bürgermeister ist sauer. Nur über Nebenkanäle erfährt er, was in seiner Stadt an Windenergieanlage errichtet werden soll. Eine Beteiligung des Rates der Stadt Balve ist beim Genehmigungsverfahren nicht vorgesehen, da die Anlagen in sogenannten Windenenergiezonen stehen sollen. Eine Mitteilung des Märkischen Kreis wäre allerdings guter Ton und unter „Freunden“ selbstverständlich gewesen.

So steht nun bereits fest, dass der Balver Wald nach den vorliegenden Anträgen ordentlich verspargelt werden wird. Wohl dem, der keinen Blick auf den Balver Wald hat. Touristisch gesehen ist das eine Katastrophe für Balve. Denn das Ende ist ja nicht abzusehen, da der komplette Höhenzug als Windenergievorrangfläche ausgewiesen ist. Es muss also nicht bei diesen Anlagen bleiben. Zudem kommen vorerst auch noch sechs weitere Windräder auf dem Gebiet der Stadt Hemer hinzu. Ganz zu schweigen von den weiteren fünf Windenergiebereichen auf Stadtgebiet.

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Überhaupt ist es völlig unverständlich, warum im Märkischen Kreis die Stadt Balve 80 Prozent der Last tragen muss, obwohl hier jetzt schon rund sieben Prozent der Fläche mit Windenergieanlagen belegt ist. So jedenfalls die Auskunft eines CDU-Ratsmitgliedes. Selbst wenn diese Zahl nicht stimmen sollte, löst die Zuweisung von acht Vorrangflächen im Stadtgebiet von insgesamt zehn im Märkischen Kreis befremden aus.

Man fragt sich jetzt: Warum konnten diese Anträge bisher so geheim bleiben? Warum regt sich nicht der Widerstand? Nun, die wenigen Waldbauern, die davon profitieren, haben wenig Interesse daran, dass die geplanten Bauten groß bekannt werden. Denn sie verdienen nicht schlecht daran. Für die wenigen Quadratmeter Waldboden werden horrende Summen an jährlicher Pacht bezahlt, so sagen wissende Quellen. Auch sonst ist das ein lohnendes Geschäft, wenn neue Waldwege oder alte verbreitert werden müssen, wird gezahlt – für die Stromtrasse bis zur Einspeisung in Wocklum, wird gezahlt.

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Man kann es den davon profitierenden Waldbauern, nicht verübeln, dass sie nach Kyrill und dem Borkenkäfer die Hand aufhalten und so einen lang ausgebliebenen Geldsegen bekommen. Doch scheinheiliges Gehabe als Retter der grünen Energie ist hier Fehl am Platz, denn die Zeche einer über Jahre erschreckenden Landschaftsansicht müssen am Ende alle zahlen.

Ich will zum Schluss mal klarstellen: ich bin für Windenergie – auch in Balve. Doch die Last muss im Kreis gerecht verteilt werden. Es kann einfach nicht sein, dass Balve den Kreisanteil von 80 Prozent trägt und am Ende mit einem „Appel und nem Ei“ an Stromrückvergütung abgespeist wird, die die Last für die nächsten 20 Jahre nicht einmal annähernd abdeckt. Wenn, dann dürfen nicht nur die Waldbauern davon profitieren, sondern jeder Bürger in Balve – ohne wenn und aber. Sicherlich gibt es da in anderen betroffenen Gemeinden schon entsprechende Konstrukte.

Und da frage ich mich letztendlich, wann rührt sich „das Volk“ und stellt seine Forderungen? Die politischen Vertreter schaffen das nicht allein!           Roland Krahl

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