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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve/Garbeck. Die alte Riege beim SG Balve/Garbeck hat seinen Hut genommen. Nach vielen Jahren Vorstandsarbeit ist irgendwann auch mal Schluss. Grund genug um mit dem Ex-Vorsitzenden ins Gespräch zu kommen.
Herr Müller, wie lange waren Sie Vorsitzender der SG Balve/Garbeck? Wie ist Ihr Werdegang im Verein?
Neben den vielen Jahren, die ich auf und neben dem Spielfeld verbracht habe, waren das von 2007-2011 vier Jahre als 2. Geschäftsführer und anschließend 13 Jahre als 1. Vorsitzender. 
Was bewegt Sie nun, diesen Posten abzugeben?
Leider geht die Zeit auch an mir nicht spurlos vorbei. Ende des Jahres sind die 64 erreicht. Dazu kommt, dass ich mittlerweile stolzer Opa von drei Enkelkindern bin. Und die werden hoffentlich mehr Zeit bekommen, als meine beiden eigenen Schlümpfe.
Des Weiteren hat die SG zwei Gesichter. Das eine, und das ist ganz hervorragend, ist die SG als Veranstalter, Baulöwe und Macher rund um den Fußball. Das sieht sehr gut aus. Auch in der Jugend und im AH-Bereich können wir uns durchaus sehen lassen. Unser Hauptproblem ist und bleibt aber der Seniorenbereich. Da haben wir nach einem Zwischenhoch leider wenig an den Haken bekommen.
Vielleicht wäre es auch daher etwas besser gewesen, wenn dieser Wechsel schon vor zwei Jahren vollzogen worden wäre. Aber nachher ist man bekanntlich immer schlauer.
Was waren die größten Herausforderungen in Ihrem Leben als Sportfunktionär?
Da ist zum einen der gemeinsame Kampf der Balver Vereine gegen die Änderung des Zuschnitts der Fußballkreise. Politisch gehören wir wie auch Affeln und Küntrop zum Märkischen Kreis, sportlich allerdings sind wir schon seit Jahrzehnten mit dem Kreis Arnsberg verheiratet. Das beizubehalten wurde auch gemeinsam geschafft. Weiterhin wollte der Verband uns anstatt des Hallenfußballes dieses unsägliche Futsal aufdiktieren. Auch das wurde weitgehend verhindert.
(Anmerkung der Redaktion: Futsal wird im 5 gegen 5 auf einem handballähnlichen Spielfeld mit einem sprungreduzierten Ball gespielt. Das Spiel wird nach den internationalen FIFA-Futsal-Spielregeln ausgetragen.)
Wie hat sich die Fußball- und Vereinslandschaft in Ihrer Tätigkeitsphase verändert?
Da gibt es doch einiges. Der Fußball ist leider nicht mehr der Nabel der Welt. Fusionen in allen Bereichen nehmen dewwutlich zu. Das ist nicht nur im Seniorenbereich so, sondern auch beim Nachwuchs. Immerhin stellen die Balver Vereine zur neuen Saison wieder eine A-Jugend. Dazu kommt natürlich auch, dass selbst in unseren ländlichen Gegenden zahlreiche andere Vereine um Mitglieder buhlen. Weiterhin hat sich auch die Einstellung zum Mannschaftssport geändert. Dass Spieler sonntags, anstatt mit ihrer Mannschaft zu spielen, nach Dortmund oder Schalke fahren, hätte es früher sicherlich nicht gegeben.
In Ihre Amtszeit fällt auch der Bau des Sportlerheims am Krumpaul. Sicherlich eines Ihrer größten und nachhaltigsten Projekte. Wie bewerten Sie dieses nach 10 Jahren, auch mit Blick auf den immer wieder geäußerten Kritikpunkt, dass solche Vereinsheime der heimischen Gastronomie das Leben schwer machen?
Dieser Bau war für die SG sehr wichtig. Am Platz gab es nur den in die Jahre gekommenen Unterstand. Aus diesem wurde alles verkauft, was man als Zuschauer auf einem Fußballplatz benötigt. Ein untragbarer Zustand!
Unser Vereinsheim steht in gar keiner Konkurrenz zu unserer heimischen Gastronomie. Es ist lediglich zu unseren Heimspielen geöffnet und wird gelegentlich für kleinere Feiern genutzt, zumeist von unseren eigenen Mitgliedern. Über das sogenannte Kneipensterben sollte sich also unser Gesetzgeber Gedanken machen.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger als Ratschlag mit auf den Weg? Was wünschen Sie ihm?
Ich glaube, dass dieser keinen Ratschlag benötigt. Jonathan Gruschka kommt nicht allein daher, sondern er hat ja auch ein paar vernünftige junge Leute mitgebracht. Dazu bleiben auch noch einige der alten Hasen dem Vorstand erhalten.
Werden Sie künftig noch weiter für die SG Balve/Garbeck tätig sein?
Frei nach dem Motto von Trude Herr: „ Niemals geht man so ganz“. Wenn Not am Mann ist und wenn es meine Zeit zulässt, werde ich bestimmt auch helfen.
Was sind ihre schönsten Erinnerungen, die Sie mit uns teilen möchten?
Für den eigenen sportlichen Bereich war das natürlich der Sieg unserer Ü40 in Berlin. Der sofortige Wiederaufstieg unserer 1. Mannschaft in und mit Rumbeck gehört auch dazu.
2024 ist ein denkwürdiges Jahr: Der FC Bayern München verliert nach 12 Jahren erstmals die Meisterschaft, „Oscar“ Müller gibt den Vorsitz der SG ab. Was bleibt von Ihnen im Verein zurück?
Da bleibt ein Verein, der in allen Bereichen des Vorstands mit guten Leuten bestückt ist. Diesen möchte ich hiermit meinen herzlichen Dank für die über vielen Jahre geleistete Arbeit aussprechen. Viele Mitglieder wissen gar nicht, wieviel Zeit und Herzblut da investiert wird. Den Neuen wünsche ich, dass das Flaggschiff 1. Mannschaft zügig wieder Fahrt aufnimmt. Zugegeben, das ist eine schwere Aufgabe.
In Zukunft sonntags morgens: Platz oder Sofa?
Das wird wohl beides der Fall sein.
Herr Müller, wir danken Ihnen fürs Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute.
Das Interview führte Daniel Pütz per E-Mail


Titelfoto: Die drei Vorstandsmitglieder Christian Müller (v. l.), Uli Stracke und Ralf Borchert sind nach langer Führungsarbeit aus ihren Ämtern ausgeschieden. Foto: SG Balve/Garbeck

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