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Mellen. Experiment geglückt. Einen Drahtseilakt vollzog der gemischte Chor „Melodie“ Mellen, galt es doch beim „Melodie Mellen goes back to the 80s“ Abend chorinteressiertes Publikum und 80er Party-Fans unter einen Hut zu bringen. Etwa hälftig teilten sich die Gäste in der Schützenhalle auf. Unüblich für Sängerfeste tummelten sich die meisten Besucher an Stehtischen. Lediglich in der Mitte gab es einige Tische mit Sitzgelegenheiten um auch den Gästen älteren Semeseters gerecht zu werden. Ebenfalls unüblich: Von Anfang an gab es Thekenbetrieb, der üblicherweise auch nicht unbedingt leise von Statten geht.

Um den Chören trotz ausgelassener Stimmung an den Tischen zu Gehör zu verhelfen, hatte SAL Showtechnik eine potente Anlage aufgebaut. Die Frage die den Abend überschattete: Würde das Publikum so lange diszipliniert den Vorträgen lauschen, dass man den Ansprüchen eines Konzertabends und einer Party beidermaßen gerecht würde?

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„Zunächst war ich skeptisch“, erklärt Bernhard Krüdewagen, Vorsitzender des Männerchores 1874 Balve, „dann war ich aber doch überrascht, wie intensiv den einzelnen Vorträgen gelauscht wurde, sodass jeder Auftritt vom Publikum auch mit viel Jubel honoriert werden konnte“, resümierte er.

DJ Tobi Schäfer kurzfristig ausgefallen

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Durch das Programm führte Engelbert Vedder. Ursprünglich hätte er seinen Neffen Tobi Schäfer, bekannt aus Funk und Fernsehen an seiner Seite gehabt, dieser musste allerdings kurzfristig absagen. Glücklicherweise ließen sich die Mellener nicht schrecken und konnten spontan einen Ersatz-DJ verpflichten, dieser war von Nöten, denn nach dem Konzert sollte ja noch die 80er-Party laufen.

Mit kleinen Anekdoten kündigte „Engi“ die Chöre und deren Stücke an, immer wieder mit Verweisen auf das historische Umfeld in dem die Stücke erschienen waren. Mancher Zuhörer konnte also in Nostalgie schwelgen, wenn „Wo man Träume noch Leben kann“ von den Balver Männern erklang, „With or Without you“ vom „Heartchor“ aus Lüttringen oder „Dein ist mein ganzes Herz“, vom gemischten Chor „Taktvoll“, ebenfalls aus Lüttringen. Die „Speckspatzen“ aus dem hessischen Altenkirchen zeigten sich besonders beeindruckt von der Chorvielfalt im Sauerland: „Unglaublich wie viele und starke Chöre es hier gibt, das haben wir so nicht erwartet“, erklärte eine Sängerin.

„Gelungener Versuch, die klassische Form eines Sängerfestes aufzupimpen“

Ein Highligt des Abends waren sicher die Southland Voices, die in ihren Pailletten-Kostümen eh schon für Hingucker sorgten, die dann aber noch von ihren ausgefeilten Choreografien getoppt wurden, sodass der Frauenchor auch nicht ohne Zugabe von der Bühne kam. Kreischorleiter und Southland Voices Dirigent Frank Rohrmann zum Abend: „Gelungener Versuch, die klassische Form eines Sängerfestes aufzupimpen und für die Zukunft auszurichten. Den Gastgebern ist es durch saubere Organisation gelungen, den Spagat zwischen Konzert- und Partyatmosphäre so auszutarieren, dass eine tolle Stimmung im Saal und gespannte Aufmerksamkeit für A-Capella Vorträge sich nicht aussschlossen“.

Viel Lob also für die Veranstalter: diese ließen es sich nicht nehmen, dem Konzert mit zwei Auftritten einen musikalischen Rahmen zu geben. Und diese hatten es in sich: Nachdem zu Anfang zu „Sweet Dreams“ eine ausgefeilte Choreografie auf die Bühne gebracht wurde und zum herzerweichenden „The Rose“ Rosen im Publikum verteilt wurden, erklang zum Schluss „Time after Time“ und zum großen Finale regnete es zu „99 Luftballlons“ Ballons von der Decke, was für erstaunte Ausrufe beim Publikum sorgte. Als dann gegen 20.45 Uhr die letzte Zugabe „Rama Lama Ding Dong“ verklungen war, ging ein sichtlich erleichteter Chorleiter Daniel Pütz von der Bühne, der sich mit Frank Rohrmann den Löwenanteil der Auftritte teilte.

Party (fast) ohne Ende

Doch damit war der Abend noch lange nicht zu Ende. Schnell begann sich die Diskokugel zu drehen und die gemeinsam feiernden Sänger, wie Nicht-Sänger das Tanzbein zu schwingen. „So voll ist es hier sonst nur an Schützenfest“, war ein Satz, der immer wieder fiel. Insgesamt besuchten die ausverkaufte Veranstaltung 500 Leute, die die Halle erst gegen 2.30 Uhr räumten.

Doch neben erfolgreicher Veranstaltung und starker Auftritte darf sich der Gemischte Chor „Melodie“ Mellen auch noch über einen anderen Effekt freuen: Insgesamt sieben neue Sängerinnen und Sänger konnten im Rahmen des 80er-Projektes langfristig gewinnen. „Wir haben heute unsere Mitgliederanträge abgegeben und freuen uns dabei sein zu dürfen.“, erklärten die Neuzugänge im Rahmen der Generalprobe.

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