Balve/Helle. Die Anwohner in der Helle kommen nicht zur Ruhe. Waren es im vergangenen Jahr die lauten Veranstaltungen in der Balver Höhle, die die Bürgerinnen und Bürger verärgerten und ihr Protest bei der Schützenbruderschaft letztendlich zum Erfolg führte, sind es nun Briefe, die die Anwohner erschrecken und anscheinend vermutet einer, dass hinter der Aktion der Festspielverein steckt. Das ist jedoch vollkommen absurd, da explizit die Anwohner bei ihrem letztjährigen Protest die Festspielaktionen in der Höhle ausgeschlossen hatten und auf der anderen Seite die Festspiele keinerlei Einschränkungen erlitten.
Doch von Anfang an. Seit einigen Tagen erhalten die Anwohner in der Helle Briefe mit einem Gedicht (siehe unten). Das wäre ja noch nett gemeint, aber mit einem pulvrigen Inhalt. Es ist zwar nur Glitzerpulver, doch der Schreck saß zunächst tief, denn in der Vergangenheit waren derartige Pulverbriefe sehr heikel. Der Absender blieb unbekannt.
Aus diesem Grund scheint nunmehr, vielleicht auch wegen des Glitzerpulvers, jemand auf den Gedanken gekommen zu sein, dass der Festspielverein dahinterstecken könnte und verfasste seinerseits einen anonymen Brief, den Lukas Koch (Foto), Vorsitzender der Festspiele Balver Höhle, in die Finger bekam. Darin heißt es unter anderem: „Da ich selber der Meinung bin, dass der Höhlenfestspielverein das kulturelle Angebot in Balve bereichert, sozialpolitisch wichtig ist und vieles ehrenamtlich bzw. auf freiwilliger Basis geschieht, sind derartige Briefe eher provokativ und sorgen für Unmut und Disharmonie.“
Diese eindeutige Zuweisung der Schuld an den Pulverbriefen weist Lukas Koch entschieden zurück. „Wir haben mit dieser Briefaktion nichts zu tun, das versichere ich im Namen des Vorstandes und der Mitglieder.“ Der Vorsitzende ist auch irritiert darüber, dass mit ihm nicht persönlich gesprochen wird, sondern er einen anonymen Brief erhält, der ihn zudem ad absurdum führt. „Die Zusendung anonymer Briefe an die Anwohner der Balver Höhle zeugt nicht gerade von ausgeprägter Intelligenz, sondern eher von Dummheit oder zumindest Unwissenheit“, heißt es gleich im ersten Satz. Genau das mache der anonyme Schreiber jetzt auch, so Lukas Koch. Zumal eindeutig aus dem Pulverbrief hervorgehe, dass es sich um gestrichene Veranstaltungen handele.
Von daher versteht er auch nicht, dass der Schreiber am Ende sagt: „Da ich Ihre ehrenamtliche Arbeit sehr schätze, wünsche ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern trotzdem viel Erfolg für die nächsten Jahre und bedaure es, dass die Kommunikation aus oben genannten Gründen auf anonym erfolgt.“
„Ich bin jederzeit bereit, auch vertraulich, mit einem Betroffenen zu sprechen. Ich verurteile eindeutig die anonyme Briefeschreiberei mit dem Pulverinhalt. Davon distanzieren wir uns als Verein eindeutig. Ich kann nur den Schreiber dazu auffordern, mit mir in Kontakt zu treten, um Unklarheiten zu beseitigen. Wir haben immer die Kommunikation mit den Anwohnern gesucht und wenn nötig, Lösungen gefunden. So soll es auch bleiben!“ kr
Anmerkung der Redaktion:
In dem anonymen Brief an den Vorsitzenden der Festspiele wird auch die Redaktion der Hönne-Zeitung explizit genannt: „Eine Eskalation mit rechtlichen Folgen möchte wohl kein Anwohner und am wenigsten Sie oder die Veranstalter. Provokante Briefe oder öffentliche Bloßstellungen in sozialen Medien oder der Bericht des Herrn Krahl in seiner „Hönnezeitung“ sind schon sehr provokativ (so die Meinung vieler Anwohner) und tragen sicher nicht zu einem dauerhaften, friedvollem Miteinander bei, woran eigentlich allen Anwohnern gelegen ist.“
Dazu sei angemerkt, dass im Gegensatz zu dem anonymen Schreiberling unsere Kommentare immer unterzeichnet sind und die Meinung des Unterzeichners darstellen. Provokante Kommentare regen die Diskussion und Kommunikation an und liegen im Sinne der HÖNNE-ZEITUNG. Jeder Leser hat zudem die Möglichkeit, seine Meinung in Form eines Leserbriefes kundzutun, wozu wir ausdrücklich auffordern. Voraussetzung ist allerdings, dass dies nicht anonym geschieht, gleichwohl kann der Leserbrief nach Absprache anonymisiert erscheinen. Die Redaktion
Das künstlerisch durchaus interessante Gedicht des anonymen Briefeschreibers an die Anwohner:
In Balve, wo die Höhle sang,
das fröhliche Volk das Tanzbein schwang,
da ist der Schmerz nun tief und schwer,
denn die Freude fehlt plötzlich sehr.
Die Bühne schweigt, der Klang verweht,
wo sonst Musik durch Felsen geht,
der Klang von Melodien und Lachen –
verstummt durch allzu ernstes Wachen.
Sie gingen zum Amt mit ihrem Begehr,
„Wir wollen die Feste nimmer mehr!“
So strich man Nächte voller Leben,
als wär‘ nie Klang dort eingetreten.
Zum Dank, so sagt man still und fein,
zog Glitzer ein bei manchem Heim,
in Briefen voll mit Glitzerpracht,
hat man dem Ärger Luft gemacht.
Es rieselt auf Teppich, Tisch und Wand,
verteilt sich heimlich und penetrant.
Ein jeder Krümel, der da blinkt,
ein leiser Gruß, der ewig winkt.
Denn wer das Feiern hat verbannt,
bekommt nun Funkeln – Hand in Hand.
Möge der Glanz noch lange bleiben,
wie unser Schmerz, der sich nicht lässt vertreiben…