Höveringhausen. Bereits am 14. April gelang dem 33-jährigen Matthias Schucka eine Sensation: Er erflog weltweit einen Tagessieg im Segelflugzeug! Am vergangenen Freitag legte er dann aber noch einmal nach und erflog 1002km ohne Motorleistung.

Für viele Fliegerinnen und Flieger bedeutet Segelfliegen Entspannung, Ruhe und Abschalten. Für Matthias Schucka aus Neuenrade ist das Segelfliegen aber auch zum Leistungssport geworden. Er misst sich deutschland- und weltweit mit Piloten aus anderen Vereinen. Wie das funktioniert? Die Flüge werden per GPS getrackt – Position, Höhe und Geschwindigkeit werden gemessen und gespeichert. Das kann man sich in etwa so vorstellen wie bei einem Fitnesstracker, wenn jemand Fahrrad fährt oder joggt. Ist man nach einem Flug wieder gelandet, wird der Flug ausgelesen und in ein Onlineportal hochgeladen. Damit die verschiedenen Flugzeugtypen auch vergleichbar sind, gibt es Indexpunkte – so können auch Flugzeuge aus den 70er und 80er Jahren mit den modernen Flugzeugen von heute mithalten. Ausschlaggebend sind natürlich die Länge der zurückgelegten Strecke und die Geschwindigkeit. Grob zusammengefasst bedeutet das: Wer am weitesten und schnellsten fliegt, erreicht die meisten Punkte.

In einem Online-Ranking kann man dann sehen, wer wann, wo, wie viel und wie schnell geflogen ist. Außerdem wird daraus ein Tagessieger ermittelt. Am Ende des Jahres findet so bspw. auch die Auswertung der Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug statt.

Dicht unter den Wolken ist hier Matthias Schucka unterwegs, mit einem grandiosen Blick aus dem Cockpit. Foto: privat

Für Matthias Schucka könnte diese Saison nicht erfolgreicher starten: Sein weltweiter Tagessieg am 14. April bleibt unvergessen, da es außerhalb von Deutschland natürlich Gebiete gibt, die wettertechnisch bessere Bedingungen aufweisen. Angespornt durch diesen Sieg, erbrachte er am 9. Mai dann aber eine Leistung, die es im Luftsportverein Sauerland, beheimatet auf dem Flugplatz zwischen Garbeck und Küntrop, so noch nicht gab: Ein Flug über 1000 km am Stück.

Für seine Flüge nutzt er das Vereinsflugzeug, eine LS8, die in den 90er Jahren gebaut wurde. Gestartet wurde um kurz vor zehn Uhr auf dem Flugplatz in Höveringhausen. „Der Anfang dieses Fluges war irgendwie echt schwer und ich musste erst einmal reinfinden und mich nach den ersten 200km neu motivieren“, beschreibt Schucka seine Stimmung zu Beginn des Fluges. Nachdem er aber kurz vor Halle umdrehte, wendete sich das Blatt: „Ab da lief’s dann und das Wetter erinnerte mich an Südafrika – Wolken wie gemalt und beste Voraussetzungen für gute Steigwerte.“ Segelflieger nutzen Thermik, warme aufsteigende Luft, um an Höhe zu gewinnen. So flog er zwischen Langenfeld und Halle mehrere Strecken hin und her, um auf die nötige Kilometerzahl zu kommen.

Gegen Ende wurde es noch einmal spannend. Auch die Vereinsmitglieder, die vom Boden aus per Tracking den Flug verfolgten, waren sich einig: Matthias hat’s noch einmal richtig aufregend gemacht. „Ich entschied mich am Ende – als ich ca. 950km voll hatte – dafür, in die Soester Börde zu gleiten, um dann die 1000km endlich erflogen zu haben.“ Das sorgte dann zwar dafür, dass Matthias in Oelde landete und mit einem Anhänger wieder abgeholt werden musste, aber gleichzeitig eben auch für den Vereinsrekord und seinen persönlichen Erfolg.

Auch aus Vorstandsperspektive eine hervorragende Leistung: „Wir sind richtig stolz auf Matthias, der schon so lange zahlreiche Erfolge ins Sauerland bringt. Jetzt kann er sich noch einmal ganz besonders freuen, dass ihm die magische Zahl der 1000 Kilometer endlich gelungen ist. Ganz ohne Hilfsmotor, sondern im reinen Segelflug“, freut sich Segelfluggruppenleiter und Vorstandsmitglied Sven Friedriszik.