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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve. Es begab sich in einer Zeit in der heute Nostalgieserien wie „Stranger Things“ und ähnliche angesiedelt sind: Helmut Schweitzer Radio, Fernsehtechniker Meister sowie Informationstechnikermeister, legte mit seiner Ausbildung im Haus Staffel bei Hans Staffel den Grundstein zu seiner fünfzig Jahre andauernden Karriere. Fernsehserien auf VHS Bänder aufzuzeichnen war der letzte Schrei, Musik spielte man von Tonbändern ab, CDs gab es noch keine, so wie sie heute auch schon fast wieder in Vergessenheit geraten sind und Fernseher glichen eher Wandschränken als Wandbildern, wie es heute der Fall ist.
Nach seiner  Ausbildung und Bundeswehrzeit kon­trollierte der heute 67-Jährige Platinen bei Firma Graetz um dann wieder beim Neuenrader Pendant zur Balves Haus Staffel, geführt von Hans Staffels Bruder Ingbert Staffel, anzufangen. Als es ihn dann Anfang der 90er zurück nach Balve in das mittlerweile von Sohn Hans Dieter Staffel geführte Geschäft verschlug, wurde ihm schnell klar, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Also gründete er sein eigenes Geschäft: Radio Schweitzer.
„Der Laden lief wie von selber, ich musste Fernseher in meiner Garage lagern, so gut gingen die Geschäfte“. Goldene Jahre für den Handel in einer Zeit in dem im Radio und Fernsehgeschäft Staffel noch dreizehn Leute mitarbeiteten. Dennoch sieht sich „Cheese“ wie er von seinen Freunden genannt wird in erster Linie als Handwerker. „Du siehst am Ende des Tage immer was du gemacht hast!“
Der Techniker der sich schnell auf die Installation von Satelliten-Anlagen spezialisiert hat, arbeitet auch heute im Rentenalter noch. Sein Gewerbe hat er abgemeldet, kümmert sich aber für Elektrotechnik Busche um die Betreuung der TV-Kunden. „Das mache ich so lange ich es kann!“
Schweitzer ist es wichtig auch jungen Leuten klarzumachen, dass das Handwerk eine lebenserfüllende Perspektive bietet. Als Anfang der 2010er Jahre der Internethandel immer stärker wurde, zog Schweitzer mit seinem Geschäft nochmal aus der Garbecker Straße auf den Drostenplatz. „Ich dachte hier tobt das Leben, doch das war eine Fehleinschätzung.“
Mit dem technischen Wandel in der TV-Industrie ging auch ein schleichendes Sterben der kleinen Fernsehhändler einher. Also besann sich Schweitzer wieder auf sein handwerkliches Können, schloss das Ladenlokal und betreute seine Satelliten-Kunden von da an von zu Hause aus. Unterkriegen lassen ist nicht sein Ding. „Wenn etwas kaputt ist muss man es reparieren. Heute werfen die Leute alles weg.“
Wie langlebig die Technik von damals war zeigt ein Blick in sein häusliches Büro. Neben Plattenspielern, HIFI-Türmen und Videorekordern stapeln sich etliche Tonbandgeräte von einst namhaften Herstellern wie UHER und REVOX. „Für diesen Videorekorder habe 1986 einen eigenen Lehrgang besucht. Damit waren Tonaufnahmen in HIFI-Qualität möglich. Im Querverfahren. Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, was sich die Leute damals alles ins Wohnzimmer gestellt haben.“
Seine Augen glänzen, wenn er von der Technik von damals erzählt. Der Blick auf die Geräte hat was nostalgisches. Die Frage drängt sich auf, wie wir heute von Nachhaltigkeit sprechen können, wenn wir uns alle zwei Jahre ein neues Smartphone gönnen, während hier Bandmaschinen im Regal stehen, die auch nach über vierzig Jahren noch voll funktionsfähig sind und einen nach wie vor brillianten Sound bieten.
Heute füllen die Geräte nur noch eine Nische unter Liebhabern. Aber auch die will bedient werden. Unter anderem von einem Herrn Helmut Schweitzer der vor fünfzig Jahren in Balve einen Beruf ergriff, der ihn noch heute erfüllt. DP

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