entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –
Balve. Der Schreck war groß in der Balver Geschäftswelt. Ohne Vorankündigung wurde aufgrund von Baumaßnahmen der Westnetz die Hauptstraße gesperrt. Doch nicht alle teilten den Unmut über die autofreie Woche.
Adalbert Allhoff-Cramer freut der Blick auf die autofreie Straße. „Von beruhigtem Verkehr kann man in Balve nur in den Nebenstraßen sprechen.[…] tatsächlich ‚brettern‘ in Balve nach wie vor auch 40-Tonner an der Grenze des Erlaubten“. Beruhigt könne man den Verkehr erst dann nennen, wenn gegenseitiger Sichtkontakt für alle Beteiligten und eben kein Stau herrsche.
Der Verkehrspsychologe möchte für das Thema sensibilisieren. Als Denkanstoß hat er am Rande der Hauptstraße ein weißes Mammut platziert. „Das ist der weiße Elefant im Raum!“ Er verweist darauf, dass sich die Rahmenbedingungen geändert hätten. Eine kürzliche Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) habe zur Folge, dass Kommunen nun größere Entscheidungsspielräume eingeräumt werden um den Straßenverkehr verträglicher zu gestalten.
Wir erinnern uns: 2016 wurde in Balve heiß diskutiert, ob man im Rahmen des Ausbaus der Kreisstraße nach Garbeck diese in eine Bundesstraße umwidmen könne, um die Hauptstraße, die eine Bundesstraße ist, zur Kreisstraße zu degradieren und diese dann für LKW zu sperren, Lieferverkehr natürlich ausgenommen. Die Diskussion wurde seinerzeit aus den Reihen der heutigen Werbegemeinschaft angestoßen.
Nach einer ausführlichen Informationsveranstaltung mit Roland Wachtmeister vom Märkischen Kreis beschloss der Verein (damals noch Vereinigung Balver Fachhandel unter dem Vorsitz von Rolf Biggemann) einstimmig, dass an der vorliegenden Situation nichts geändert werden solle. Jedes Auto sei wichtig für Balve und somit auch jeder durchfahrende LKW.
Doch wie sieht die Situation heute aus? „Seit die Hauptstraße wieder geöffnet ist, donnern wieder in beide Richtungen die LKW, was eine hohe Lärmbelästigung darstellt. […] Morgens 4.30h wird man davon geweckt.“ Außerdem lade die Innenstadt bedingt durch die LKW nicht zum Verweilen ein, heißt es aus dem Hause Uhren, Schmuck, Optik Biggemann nach der Wiedereröffnung.
„Jeder LKW weniger ist eine Bereicherung für die Stadt, sowohl für die Anlieger als auch für die Händler“, erklärt Alexander Jedowski von der Sauerländer Landmetzgerei. Allerdings es gibt auch anderslautende Stimmen. Auf keinen Fall eine Änderung wünscht sich beispielsweise Carl Grote von der Goldbäckerei Grote und führt dazu Sundern als Negativbeispiel an.
Doch was sagt die Stadtverwaltung dazu? Auf Anfrage der HÖNNE-ZEITUNG erklärt Bürgermeister Hubertus Mühling, dass nach langem Ringen zwischen Bund und Ländern mit der Änderung vom Grundsatz her künftig Städten erlaubt sei, Straßenräume anders zu nutzen. Dies beinhalte unter anderem auch die Anordnung von Tempo-30-Zonen.
Im Rahmen des ISEK (Integrierte Stadtentwicklungskonzept) und des Parkraum- und Verkehrskonzeptes seien bereits Strategien erarbeitet worden. Diese und die rechtlichen Änderungen im StVG seien Grundlage, die „Verkehrsbelastung in Balve zu reduzieren, ohne den Verkehr gänzlich aus der Innenstadt zu verdrängen.“
Allerdings erklärte Mühling auch, dass nun zunächst eine Anpassung der StVO abgewartet werden müsse. Der Bürgermeister zeigt sich aber zuversichtlich, dass auch Balve als kleine kreisangehörige Kommune Möglichkeiten zur Bestimmung eingeräumt werden.
Der weiße „Elefant“ steht derweil an der Hauptstraße und schaut sich das Treiben an. Was er im Stillen denkt, bleibt aber wohl sein Geheimnis. DP
Titelfoto: Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Darauf will der weiße Elefant an der Hauptstraße hindeuten. Foto: Pütz
Warum wird die Stadt nicht für LKWS gesperrt? Die können doch über Garbeck Kreisverkehr dann Bauernautobahn fahren.
Dann würde die Stadt entlastet.