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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve. Benjamin Preuß ist vielen bekannt als das Gesicht hinter der Tuba im Musikverein Balve. Doch der sympathische 32-Jährige hat sich rar gemacht in den letzten Jahren. Dies allerdings mit gutem Grund: Denn der gelernte Indus­triekaufmann fühlte sich in seinem Beruf nicht zufrieden, also beschloss er was Neues auszuprobieren. Was Handwerkliches sollte es sein.
Und was lag näher, als sein liebstes Hobby, das Tubaspielen, mit in seine neue Berufswahl einfließen zu lassen. Allerdings sind Ausbildungsplätze im Bereich Instrumentenbau selten. Zunächst galt es also eine Ausbildung als Metallblasinstrumentenmacher zu finden.
Hierfür zog es den Balver nach Music World in Brilon. Beim überregional bekannten Blasmusikspezialisten, der für die Versorgung etlicher Blasmusiken im ganzen Sauerland verantwortlich zeichnet, schloss Benni, wie ihn seine Freunde nennen, seine Ausbildung zum Gesellen ab. Doch vornehmlich mit der Reparatur und ergonomischen Anpassung von Instrumenten beschäftigt, füllte auch diese Tätigkeit ihn nicht aus.
Also ging es ins ferne Bayern, wo die Blasmusik noch einen deutlich höheren Stellenwert genießt. Bei Melton in Geretsried, südlich von München, arbeitete er zunächst zwei Jahre als Geselle, um dann seine Meisterschule zu beginnen. „Zu uns kommen Profimusiker aus der ganzen Welt.“
Im Trimestermodus absolvierte er also abwechselnd den Unterricht und seine Arbeit. Um Geld zu sparen vermietete er seine Wohnung während der Meisterschulmonate unter. „Rund um München hat es hohe Mieten. Das Meister-BAFöG in Höhe von 900 Euro hilft auf jeden Fall, ist aber eben nicht genug, wenn man schon 500 Euro Kaltmiete zahlt.“ Die Meisterschule müsse auch im Instrumentenbau „auf eigene Kappe“ finanziert werden, erklärt Preuß.
Gerade wenn man vorher bereits regulär gearbeitet hat, bedeute dies natürlich eine Einbuße des Lebensstandards. Doch das ist es Benjamin Preuß wert. Wenn man mit ihm spricht, hört man seine Begeisterung für die Ursprünglichkeit des sehr speziellen Handwerkes heraus.
Nicht zuletzt wegen dieser Begeisterung fürs Detail schloss er seinen Meisterkurs jetzt als der Beste von sechs Anwärtern ab. Damit kann sich Preuß deutschlandweit als den Besten dieses Jahrgangs bezeichnen. Außer in Ludwigsburg gibt es nur noch im Vogtland die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen und hier werde derzeit wegen Änderungen in der Prüfungsordnung kein Kurs angeboten, erklärt er.
Sein Meisterstück ist – wie könnte es anders sein – eine Tuba. Von der Kalkulation, der Zeichnung übers Walzen und Hämmern bis zur Oberflächenbearbeitung alles aus einer Hand – „das ist schon was ganz Besonderes“, erklärt Benjamin Preuß stolz. Generell sei der Beruf sehr facettenreich.
Von Blechbearbeitung, Oberflächenbearbeitung, Drehen, Fräsen, Rohrbiegung und Werkzeugbau sei alles dabei. „Letztlich ist kein Instrument wie das andere“, so Preuß mit Blick auf „seine“ Tuba, die er künftig auch selbst spielen wird.
Das Instrument sei mit 27.000 Euro kalkuliert, und das komme auch in etwa hin. Besonders viel Aufwand erfordere die Planung. Als Tubenbauer dürfe man etwas mehr vorbereiten, als beispielsweise Trompetenbauer. „Da sind die schon sehr fair“. Letztlich habe jeder Meisterschüler 14 Tage für die finale Fertigstellung, was mit Blick auf die Größe einer Tuba natürlich eine Herausforderung darstellt.
Wer Benni und sein Meisterstück sehen und hören möchte, der kann dies beim großen Umzug am Sonntag des Balver Schützenfestes tun. Hier wird das Instrument mit der Gravur „Meisterstück Benjamin Preuß 2024“ und einem Eichenlaub am Schallstück erstmals öffentlich zu hören sein. DP


Titelfoto: Benjamin Preuß mit seinem Meisterstück.Foto: privat

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