Wildschweinrotte an der Kirrung.

Balve/Neuenrade/Märkischer Kreis. Die Afrikanische Schweinepest ist im Sauerland angekommen. Wie ein Damoklesschwert hing sie seit Jahren über den schweinehaltenden Betrieben und der Jägerschaft.
Die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP ist eine Tierseuche, die – für den Menschen harmlos – vornehmlich Wildschweine, aber eben auch Hausschweine betrifft und so gut wie immer tödlich verläuft. Die Viruserkrankung trat zuerst in Afrika bei Warzenschweinen auf, und wurde seit 2007 von Georgien nach Europa eingeschleppt. Seither kommt die ASP wie ein bedrohlicher Schatten immer näher ans heimische Sauerland.
Nach ersten Fällen im Osten Deutschlands ist sie nun im Hochsauerlandkreis eingetroffen. Der Fund eines verendeten Wildschweins stellte sich als ASP positiv heraus. Weitere Kadaver bestätigten den Verdacht. Das Virus ist nicht nur sehr leicht zu übertragen sondern auch sehr widerstandsfähig. So ist auch die Rasanz der Ausbreitung zu erklären.
Infektiös ist nicht nur der direkte Kontakt mit betroffenen Tieren, sondern auch kontaminiertes Futter, Fahrzeuge, Kleidung oder Speisereste können das Virus übertragen. Es überlebt beispielsweise in rohem Fleisch, gefrorenem Blut oder Wurst über Monate. So kann ein an der Autobahnraststätte achtlos weggeworfenes Salamibrot zu einer Ausbreitung über hunderte Kilometer binnen Stunden führen.
Aus diesem Grund reagieren die Behörden auch sehr empfindlich. Der Fundort des ersten toten Wildschweines liegt in Kirchhundem. Der Kreis Olpe hat hier per Allgemeinverfügung eine sogenannte „infizierte Zone“ eingerichtet. In diesem Bereich ist beispielsweise die Jagd (außer in Ausnahmefällen) untersagt, Schweinehalter sind angehalten, ihren Bestand auf Erkrankungen zu überprüfen und Anzahl und Ort, sowie Veränderungen an die zuständige Behörde mitzuteilen, nicht jagdlich geführte Hunde dürfen in diesen Zonen nicht frei herumlaufen.
Ziel ist es, möglichst wenig Wildbewegungen im betroffenen Gebiet zu haben, sodass die infizierten Tiere verenden, bevor sie das Virus weitergetragen haben. Eine Impfung existiert nicht.
Der Märkische Kreis ist zwar noch nicht betroffen und gilt daher noch als ASP-frei, wird aber zur besonderen Vorsicht gemahnt.
Den Jägern werden Röhrchen für Blutproben zur Verfügung gestellt. Jedes erlegte Wildschwein sei zu behandeln, als sei es infiziert. Der Aufbruch, das sind die Innereien des Tieres, dürfen nicht im Wald verbleiben. Nach der Jagd seien Fahrzeug und Kleidung zu desinfizieren. Hegeringsvorsitzender Markus Grothe ordnet für die HÖNNE-ZEITUNG die Maßnahmen ein:
„ASP-Blutproben und Hygienemaßnahmen sind ja ganz toll. Im HSK gibt es schon lange Sammeltonnen für Schwarzwildaufbruch. Eine stand in Sundern jetzt kommen nochmal welche dazu.
Im MK scheint es darauf hinauszulaufen, dass wir den Aufbruch entweder selbst entsorgen lassen oder dass er weiter im Busch landet, weil Secanim für den Frischlingsaufbruch eines einzelnen Jägers nicht rauskommt. […] Ist ja nicht so, dass die ASP völlig unerwartet auftritt. An alles ist gedacht, naheliegende und wichtige Details werden aber einfach außer Acht gelassen.“
Aktuell werden Sauen hauptsächlich nur im Einzelansitz bejagt. Das ändert sich, wenn im Spätsommer die Erntejagden und im Herbst die Drückjagden beginnen. Grothe hierzu: „Unsere Maßnahmen sind erhöhte Vorsicht/Hygiene beim Betreten fremder Reviere, erhöhter Abschuss beim Schwarzwild, erhöhte Hygiene insgesamt. Interessant wird auch speziell der Herbst/Winter werden. Die Teilnehmer der Drückjagden kommen ja meist nicht alle aus derselben Region und so wäre die Verbreitung über große Entfernungen kein Problem. Da wird ein Hygienekonzept vonnöten sein, das sich kaum umsetzen lässt.
Speziell die Hunde und Hundeführer sind dicht dran und müssten nach jeder Jagd gereinigt und desinfiziert werden. Bei vier Jagden pro Woche einfach unmöglich.“
Märkischer Kreis noch kein Seuchengebiet
Da der Märkische Kreis noch nicht als Seuchengebiet gelte, sei eine AdHoc Umsetzung von Maßnahmen schwierig. Der Aufbruch kann (nach Rücksprache des Veterinäramts mit der Abfallwirtschaft) über die Restmülltonne entsorgt werden. Langfristig sei die Einrichtung von Sammelstellen wie im HSK geplant, solange der MK kein Seuchengebiet ist, mahlten die Mühlen aber langsam.
Grothe empfiehlt den Aufbruch doppelt einzutüten und einzufrieren, um ihn dann kurz vorm Abholen in die Tonne zu werfen, um die Geruchsbelastung möglichst gering zu halten.
Um die Wildschweindichte zu verringern war die Jägerschaft in der Vergangenheit dazu aufgerufen möglichst viele Wildschweine zu erlegen. Um die Bejagung effizienter zu gestalten wurden einzelne Sondermaßnahmen getroffen, beispielsweise wurden Schonzeiten aufgehoben und der Einsatz von Nachtsichttechnik bei der Schwarzkitteljagd wurde erlaubt. Ob diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt sind, wird sich nun zeigen.
Ein Eintrag der Afrikanischen Schweinepest in einen Tierbestand kann massive wirtschaftliche Folgen für die betroffenen Betriebe haben. Doch auch die Tiere leiden. Sie bekommen hohes Fieber, Atemprobleme, bluten an Ohren, Haut und innerlich, und verenden letztlich in fast allen Fällen. Häufig müssen ganze Bestände nach einem Infektionsfall präventiv getötet werden. Der Wiederaufbau eines Bestandes kann mehrere Jahre dauern.
Es gilt also nun den Ausbruch in der freien Wildbahn nach Möglichkeit zu begrenzen und durch Vorsichts- und Hygienemaßnahmen den Eintrag in einen schweinehaltenden Betrieb zu verhindern.DP