Das Pflanzteam um Stephan Koch (2. v. l.) hat bereits mehr als 300 Bäume eingepflanzt. Bei dem Setzen der Mammutbäume war auch Bruder Christoph (r.) mit dabei. Fotos:privat

Balve. Der Hausname Koch ist in Balve nicht selten und viele Ältere können sich auch noch an Lehrer Koch erinnern, den sie in der Schule hatten. Ein gebürtiger Balver ist auch Stephan Johannes Karl Koch, der als junger Mann nach Afrika, genauer gesagt nach Techiman in Ghana, für den Deutschen Entwicklungsdienst als Metallbaumeister gegangen war. „Ich habe in einem Ausbildungsbetrieb an neuen Produkten gearbeitet und die Lehrlinge unterrichtet. Auf diese Weise bin ich hierhergekommen, habe irgendwann meine Frau kennengelernt und bin über sie in die hiesige Gesellschaft integriert worden (hab ich das Gefühl). So bin ich letztendlich hier hängen geblieben“, erzählt der Auswanderer.
Schon lange ärgert ihn, dass große Firmen ein Raubbau an den Urwäldern rundherum betreiben und auch vor den riesigen in den Himmel ragenden Mammutbäumen nicht Halt machen. Nur noch gerade ein Baum dieser Art steht in der Region.

Der Planting Chief aus dem Ort in Aktion. Jetzt ist die Pflege wichtig.

Ärgern allein hilft nicht, man muss handeln, dachte sich der Balver. Handeln heißt in dem Fall einen neuen Wald anpflanzen, der dann vielleicht in 50 Jahren wieder mal ein Urwald sein kann. Doch wie kam es zu der Idee, fragt die HÖNNE-ZEITUNG Stephan Koch.
„Der Sohn meiner Frau hat einen großen, ummauerten Garten, etwa ein Hektar. Er hat dort verschiedene Sachen angebaut, letztes Jahr war es eine Menge Mais. Der kam erst prächtig, verkümmerte dann jedoch, weil es auch hier immer trockener wird, die Sahara rückt uns auf die Pelle.

Wie unscheinbar der Mensch doch gegenüber dem riesigen Mammutbaum, nur noch der einzigste in der Region, ist.

Wir haben überlegt, was man machen kann und ein Agroforrest scheint eine gute Lösung zu sein. Ein Agroforrest ist ein richtiger Wald mit den großen Bäumen, wie sie einmal auch genau dort standen, wo jetzt Gras und Gestrüpp herrschen.
Wir wollen in einem Kernbereich Waldbäume pflanzen, zum Rand kommen dann Nutzbäume dazu, wie Mango, Avocado, Cashew, Kokosnuss, Bananen und schließlich sogar Gemüse, verschiedene Kräuter, Büsche, Gewürze. Der Wald soll wieder Lebensraum werden und viele Menschen ernähren und er soll Regen zurückhalten, der sonst mit der guten Erde ins Meer verschwindet. Wir wollen wieder einen fruchtbaren, saftigen Boden aufbauen“, erzählt der ambitionierte Wahl-Ghanaer.
So wurde zunächst eine 500 Meter lange Wasserleitung vom Dorf zum Garten gelegt, dann rund 400 Bäumchen gepflanzt, unterstützt vom „Ghana Green Projekt“ der Regierung in Accra. Weitere Bäume werden in der Umgebung gesammelt, aus Samen Pflanzen gezogen und dann betreut eingepflanzt.
„Mit einem alten traditionellen Chief aus dem Dorf haben wir auch Mammutbäume gepflanzt. Die werden unserem Wald später Struktur geben und das Herz bilden. Um sie herum soll der Wald wild sein, dort soll alles wachsen, wie es kommt, möglichst große Biodiversität ist das Ziel. Zu den Rändern hin soll es dann langsam in Gartenland übergehen. Kritisch wird es in der ersten Trockenzeit werden, was wir da durchbringen, wird überleben“, so Stephan Koch weiter.
Arbeit ist noch genug im „Balver Wald“, so wurde er nämlich getauft, zu tun. Die Wasserversorgung muss verbessert und ein Fressschutz für die jungen Bäume entwickelt werden.
Innerhalb des eingezäunten Bereiches ist das noch leicht, doch auf einem Streifen vor der Mauer zur Straße hin sollen ebenfalls Bäume gepflanzt werden. „Und die müssen geschützt werden, denn es gibt viele frei laufende Schafe, Ziegen und Kühe. Wenn sich unser Fressschutz dort bewährt, hoffen wir auf Kunden aus dem Dorf und der nahen Stadt Techiman und wir wollen auch, mithilfe unseres eigenen Chiefs (traditioneller Dorf-Chef) soviel wie möglich den Ort selber wieder begrünen“, hofft man auf Erfolg, denn das ist ein Grund dafür, dass keine weiteren Grünflächen im Dorf angebaut werden.

Aus diesem kleinen Pflänzchen soll mal ein 80 Meter hoher Mammutbaum werden.

Trotzdem, erste Erfolge sind sichtbar und der Aufruf in der HÖNNE-ZEITUNG in der Mai-Ausgabe hatte einige Balverinnen und Balver veranlasst, entsprechend zu spenden. „Ich war tatsächlich ganz gerührt über das Vertrauen und die Unterstützung, die mir so viele Menschen aus Balve entgegengebracht haben. Ohne die Starthilfe wäre es mir schlichtweg nicht möglich gewesen, auch nur anzufangen.“
Nur so konnte dieser erste Erfolgsbericht des Balver-Wald-Projektes, das im Ort übrigens Garden Eden genannt wird, überhaupt zustande kommen. Denn über große finanzielle Reserven verfügt Stephan Koch nicht, da er selbst nur eine bescheidene Rente hat. Das Projekt steht und fällt daher mit eingehenden Spenden. „Die Muskel- und Arbeitskraft stellen wir dann zur Verfügung“, erläutert Stephan Koch lächelnd, wohl wissend, dass auch das nicht immer leicht sein wird.
Und noch etwas wünscht sich der Ex-Balver: „Wir würden uns zu gegebener Zeit über Besucher des ‚Balver Waldes‘ freuen! Die werden dann am Eingang in den Wald das Schild ‚Balver Wald‘ finden. Der Balver Schmied bin ich ja selbst. Und ganz herzliche Grüße aus dem ‚Balver Wald‘ im fernen Ghana – das kann ich jetzt schon sagen.“kr


Spendenkonto:
Konto Name: Garden Eden
IBAN: DE44 4476 1534 0018 6917 02
BIC: GENODEM1NRD, Volksbank Balve