Neuenrade. Neuenrade wurde im Jahr 1355 das Stadtrecht verliehen und somit wäre das eigentlich ein Grund, den 670. Geburtstag, zumindest im kleinen Rahmen, zu begehen. Und noch ein weiteres Ereignis der jüngeren Stadtgeschichte hat seinen 70. Jahrestag.

Menschenmassen aus Nah und Fern säumten die Straßen, um die historisch gestalteten Wagen und Fußgruppen zu sehen.
Anlässlich der 600-Jahrfeier im Jahr 1955 wurde ein Imagefilm über die Feierlichkeiten, verbunden mit der bildlichen Darstellung der Historie, produziert. Zwar existieren heute einige auch digitale Kopien des irgendwann auf Video gebannten Streifens, aber wo sind die originalen Filmrollen geblieben?
Im heimischen Stadtarchiv sind sie nicht, wie Heinz Werner Turk vom Stadtmuseum versichert. Er kennt sich selbst gut dort aus. „Aber im Stadtarchiv liegt nicht eine Filmrolle”, so der Experte, wenn es um die Aufbereitung von Filmmaterial aus Neuenrade geht.
Kurz schlendert das junge Paar, welches im Film Neuenrade entdeckt über das Schützenfest. Als eine der letzten Zeitzeugen des Ereignisses und Akteurin ist kürzlich hochbetagt verstorben.
Es gibt auch keine greifbaren Anhaltspunkte ob und von wem die Filmproduktion in Auftrag gegeben wurde.
Das Plakat zum Stadtjubiläum gab es auch als Postkarte; damit wurde eine Breitenwerbung über Neuenrade hinaus erreicht. Gedruckt wurde das Werbematerial von der Druckerei Gustav Kettler, Erste Straße.
Wenig ergiebig war auch eine Anfrage beim Landesarchiv für Bild, Ton und Film in Münster. Dort ist Dirk Fey Herr über rund 25.000 Filme, alle aus Westfalen. In einem sehr interessanten Gespräch kann er aber auch nur wenig Hoffnung machen das Originalmaterial zu finden. So erklärt der Landesarchivar, dass vor rund 40 Jahren viele alte bewegte Bilder durch eine spezielle Abtastung oder sogar durch das Abfilmen von der Leinwand auf die neueste Technik (die hieß damals VHS) gebannt wurden. Was mit dem Ausgangsmaterial danach oft passiert ist, schmerzt heute jeden Filmfreund. Es wurde einfach in den Müll geworfen.
Nach derzeitigem stand der Technik war das für Dirk Fey mehr als eine Sünde, denn das früher benutzte Filmmaterial, sei es 35 oder 16 mm gewesen, lässt sich heute digitalisiert auf immerhin 2K-Qualität umwandeln. Das ist mit der magnetischen Aufzeichnung einer Videokassette nicht möglich.
Ein unglaublicher Aufwand wurde vor 70 Jahren zum Festumzug betrieben.
Am Rande erwähnte Fey die teils abenteuerlichen Aufbewahrungsmethoden einiger Städte, wenn sie dem Landesarchivar übergeben werden. „Von einer alten Munitionskiste aus Zeiten der Wehrmacht bis zum Pizzakarton ist schon alles dabei gewesen”, berichtet er, nicht ohne ein Schmunzeln.
Somit wird der Verbleib des Originalmaterials weiter ein Rätsel, oder aber ein gut gehütetes Geheimnis, bleiben. Schließlich muss ja irgendwer vor Jahren die Ausgangskassette besessen haben, von der, so auch die Vermutung von Heinz Werner Turk, alle weiteren Kopien ausgegangen sind. Sehenswert ist der alte Streifen auch heute noch. Zeigt er doch viele Bauten aus der Innenstadt, die längst verschwunden sind. Neben dem sehr aufwändig gestalteten Festumzug sind auch wenige Sequenzen des Neuenrader Schützenfestes 1955 zu sehen, da laut dem Sprecher des Films beide Feierlichkeiten zusammenfielen.
Informationen zum Film:
Anlass: 600 Jahre Neuenrade
Produktionsjahr: Juli 1955
Dauer: ca. 30 Minuten
Produktion und Buch: Günter Fastenrath und Manfred Hellmann
Sprecher: Günter Fastenrath
Hinweise zum Verbleib der Filmrollen gerne an die Redaktion: redaktion@dieschelle.de