MdL Voge organisiert Treffen mit Staatssekretär
Balve/Menden. (P.B.) Miete, Strom, Abgaben müssen bezahlt werden, aber Einnahmen gibt es keine. Das Amateurtheater hat es in der Coronakrise ebenfalls wie die komplette Kulturszene hart getroffen. Viele Ehrenamtliche greifen schon seit Monaten auf ihre Rücklagen zu, inzwischen ist jedoch oft absehbar, wann die Konten leer sind. Deshalb hatte der Landtagsabgeordnete Marco Voge den „Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen“ Klaus Kaiser aus Neheim zu einer Info-Veranstaltung in das Mendener Amateurtheater eingeladen.
Chris Gruszien, 1. Vorsitzender des MAT, begrüßte Abordnungen vom Scaramouche, dem Halinger Dorftheater, von der Schaubühne, den Festspielen Balver Höhle und Jutta Manger, Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt: „Wir alle hoffen, Antworten zu bekommen auf die dringende Frage, wie können wir unsere Vereine vor dem Schlimmsten bewahren.“
„Wir leben in kribbeligen Zeiten, Corona hat alles auf links gezogen“, bestätigte der Balver Marco Voge, der die Probleme hier in der Region genau kennt. „Wie geht es weiter? Denn Kultur ist wichtiger denn je. Besonders hier in Menden, wo es bei 57.000 Einwohner gleich vier unterschiedliche ehrenamtliche Bühnen gibt.“ Klaus Kaiser gab zu Beginn einen Überblick und betonte, dass die Kultur im ländliche Raum nicht gleichartig mit Großstädten wie Düsseldorf oder Köln zu setzen ist, aber gleichwertig: „Was hier ehrenamtlich geleistet wird, ist in NRW einmalig.“
Seit 2017 bilden CDU/FDP die Regierung in Nordrhein-Westfalen und setzten schon früh einen Schwerpunkt: mehr Geld für die Kultur. Doch die finanziellen Mittel sollten nicht mit der Gießkanne verteilt werden, die Verantwortlichen mussten sich schlau machen, wer benötigt was, wer bekam bisher zu wenig. „Es ist in der Öffentlichkeit immer die Rede von den 18 großen Staatstheatern, aber die Amateurtheater haben mehr Besucher vorzuweisen“, verrät der Politiker.
Deshalb sei nun in Coronazeiten die Unterstützung aufgestockt worden, etwa mit dem Stipendiumprogramm. Doch kommen die Gelder auch dort an, wo sie benötigt werden? Die Anwesenden brachten Beispiele, dass genau hier der Fehler im System ist. Martin Boehr (MAT): „80 Personen finden bei uns Platz, um die Hygienebestimmungen einzuhalten, könnten wir vor 30 Zuschauern spielen. Geht aber nicht, unser Saal hat keine Fenster, wir benötigen eine Zu- und Abluftanlage.“ Aber ohne Einnahmen ist keine Finanzierung möglich. Also wurde ein Förderantrag gestellt. Mit dem Ergebnis: Der Einbau entspricht nicht den Corona-Bedingungen. Denn die Klimaanlage könnte schließlich nach dem Ende der Pandemie weiter genutzt werden.
Diese Sachlage bestätigten weitere Teilnehmer: „Wir fallen durch das Raster, entsprechen nicht den Vorgaben.“ Förderanträge entsprechen Schema F, aber die Theaterlandschaft ist vielfältig. Vorsitzender Lukas Koch von den Festspielen Balver Höhle zeigte weitere Probleme auf: „Wir sind Gast in der Höhle. Wenn wir spielen, müssen wir Tribünen aufbauen. Auf- oder Abbau kosten jeweils bis zu 9.000 Euro. Wer nimmt solch ein Risiko auf sich als Ehrenamtler, wenn unsicher ist, ob die Politik nicht kurzfristig die Auftritte wieder absagt?“
Es gibt weitere Fragen: „Wer soll die oft sehr umfangreichen Formulare beantworten, wir sind Ehrenamtler. An wen muss ich mich wenden, um Anträge zu stellen?“ Zuständig ist die Bezirksregierung in Arnsberg, konnten die beiden Politiker helfen. Einen Vorwurf musste Klaus Kaiser allerdings den Betreibern der Amateurtheater machen: „Jeder hat einen Landesverband, ihr nicht. Wir wissen oft nicht, an wen wir uns wenden müssen.“ Sorgt für Infrastruktur, gab er mit auf den Weg.
Die Beratungsformen müssen verbessert, die Rechtsform vereinfacht werden, auch wenn die Gelder weiter sinnvoll einzusetzen sind, es darf nicht an der Praxis vorbeigeplant werden, jeder Fall ist individuell zu betrachten, diese Ergebnisse nahm Klaus Kaiser mit. Und riet den Anwesenden, sich an Marco Voge zu wenden, wenn Schwierigkeiten entstehen.
Staatssekretär Klaus Kaiser und der Landtagsabgeordnete Marco Voge (v.li.) klären auf, was in Zeiten von Corona in Sachen Amateurtheater möglich ist. Rechts die Vertreter der Festspiele Balver Höhle.