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entnommen der gedruckten Ausgabe der Hönne-Zeitung –

Balve. Ralf Runte (Foto) ist seit dem 1. Juli der neue Kämmerer der Stadt Balve. Grund genug, um ihn einmal zu befragen, wie er die Zukunft der Stadt Balve sieht.

Herr Runte, Sie sind der neue Herr der Zahlen in der Stadt Balve. Wie fühlt man sich, wenn man solch ein erfolgreiches Erbe antreten muss, oder besser gesagt, kann.
Als ich im November 2023 durch den Rat der Stadt Balve einstimmig zum zukünftigen Nachfolger von Hans-Jürgen Kart­haus (ist am 01.07.2024 in den Ruhestand gegangen) gewählt wurde, habe ich mich selbstverständlich über das mir entgegengebrachte Zu- und Vertrauen seitens der Verwaltung und des Rates sehr gefreut. Über die Verantwortung und über die Erwartungen, die damit regelmäßig verbunden sind, bin ich mir bewusst.

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Bitte sagen Sie unseren Leser doch etwas zu ihrem beruflichen Werdegang.
Die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten erfolgte von August 1983 bis Juli 1986. Daran anschließend war ich ein paar Jahre Sachbearbeiter im Ordnungsamt/Einwohnermeldeamt und auch für ein Jahr im Bauamt. Im Frühjahr 1992 erfolgte dann der Wechsel in den damaligen Finanzbereich der Stadt Balve (Kämmerei/Steueramt), wo ich für die nächsten 10 Jahre als Sachbearbeiter für Grundbesitzabgaben und Gewerbesteuer tätig war.
Von 1992 bis 1995 absolvierte ich den Angestelltenlehrgang II. mit Abschluss zum Verwaltungsfachwirt. Im Frühjahr 2002 folgte die Ernennung zum stellvertretenden Fachbereichsleiter für den Fachbereich Finanzen, zunächst mit Schwerpunkt „Einführung Neues Kommunales Finanzmanagement – NKF -“, und ab 2013 zudem die Bereichsleitung für die Teilbereiche „Kommunale Abgaben“ sowie „Öffentliche Abfallbeseitigung“.
In den Jahren ab 2005 habe ich auch in unterschiedlichem Umfang bei der alljährlichen Haushaltsplanung und Haushaltsausführung sowie bei der Erstellung der Jahresabschlüsse mitgewirkt.

Was hat Sie bewogen, Kämmerer werden zu wollen?
Nach rund 32 Jahre im Fachbereich Finanzen, davon in den letzten 22 Jahren als stellvertretender Fachbereichsleiter, macht man sich natürlich Gedanken, ob man sich die Nachfolge als Kämmerer (Fachbereichsleiter) zutraut und ob man diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchte.
Für den Fachbereich Finanzen war ab 2024 eine verwaltungsinterne Umstrukturierung vorgesehen, die den Aufgabenzuschnitt für die Position des Kämmerers ab 2024 neu ausgerichtet hat.
So wurde Michael Geck ab dem 1. 1. 2024 neuer Leiter der Finanzbuchhaltung und ab dem 1. 7. 2024 auch neuer Geschäftsführer der beiden städtischen Gesellschaften. Diese Aufgaben sind bei Michael Geck in den richtigen Händen. Diesen Part hätte ich nicht adäquat erfüllen können.
Für die Position des Kämmerers sind die Bereiche „Kommunale Abgaben und Öffentliche Abfallbeseitigung“ vorgesehen, sowie natürlich der klassische Bereich „Haushaltsplanung und Haushaltsausführung“. Diese Umstrukturierung der „Verantwortlichkeiten“ und das Wissen, dass ein sehr gutes Team im Fachbereich Finanzen zur Aufgabenbewältigung zur Verfügung steht, hatten wesentlichen Anteil an meinem Entschluss, mich für die Position des Kämmerers zu bewerben.

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Nach vielen Jahren einer schwarzen Null sah es zunächst nach einem Negativhaushalt in diesem Jahr aus. In Ihrem ersten Auftritt als Kämmerer konnten Sie aber Mehreinnahmen im Steuerbereich verkünden, die das Defizit leicht ausgleichen könnten. Sieht es danach auch heute noch aus?
Der ­„Haushaltsplan 2024“ wurde am 13. Dezember 2023 vom Rat der Stadt Balve beschlossen. Für das Jahr 2024 wurde mit einem Fehlbetrag von rund 740.000 Euro gerechnet.
Wie eigentlich immer, stellt man bei der daran anschließenden Ausführung des Haushaltsplanes fest, dass sich Veränderungen abzeichnen. Es wird für das Jahr 2024 Positionen geben, die nach heutigem Stand (Mitte August 2024) mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Verschlechterungen abschließen, andere Positionen dagegen werden voraussichtlich Verbesserungen herbeiführen.
Meine gegenwärtige Annahme, dass das Haushaltsjahr 2024 im Gesamt-Ergebnis mit einem positiven Abschluss enden könnte, liegt vor allem an der bisherigen Entwicklung bei der Gewerbesteuer, die gegenwärtig erheblich über dem eigentlichen Planansatz liegt. Ob das bis zum 31. 12. 2024 so bleiben wird, oder ob in den noch anstehenden Monaten diese Entwicklung gravierend wieder einbricht, ist jetzt noch nicht vorhersehbar. Ich bin aber optimistisch.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft als Kämmerer der Stadt Balve.
Seit Einführung des NKF bei der Stadt Balve im Jahre 2007 ist es meinen beiden Vorgänger (Kämmerer Reinhard Schmidt und Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus) im Zusammenspiel mit der „übrigen“ Verwaltung sowie dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Balve gelungen, dass die „Finanzpolitik“ der Stadt Balve im Großen und Ganzen sehr umsichtig und vorausschauend geführt wurde. Die augenblickliche Haushaltslage Stadt Balve (Stand 2023 und Entwicklung für 2024) ist im Vergleich zu vielen anderen Kommunen in NRW gegenwärtig (noch) gut. Soweit meine Beurteilung.
Aufgabe und somit Ziel für mich als Kämmerer muss sein, dass dieser bisherige erfolgreiche Weg nicht abrupt und oder dauerhaft endet. In Zusammenarbeit mit Michael Geck und allen weiteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen müssen wir im Fachbereich Finanzen weiterhin vorausschauend und sorgfältig arbeiten, damit den „übrigen“ Bereichen innerhalb der Verwaltung ausreichende finanzielle Handlungsoptionen verbleiben.

Im Herbst steht der erste Haushaltsplan-Entwurf unter Ihrer Regie an. Eine Prognose für das kommende Jahr zu stellen, ist sicherlich verfrüht, doch mit welchen großen Ausgaben rechnen Sie in 2025.
In der Tat, bereits jetzt eine „Wasserstandsmeldung“ herauszugeben, wäre verfrüht. Die beteiligten Mitarbeiter/innen in allen Fachbereichen der Verwaltung erstellen gerade die sogenannten „Mittelanforderungen“ für die Planjahre 2025, 2026, 2027 und 2028.
Der „Entwurf-Haushaltsplan 2025“ wird planmäßig im November eingebracht und vorgestellt, der endgültige „Haushalt 2025“ wird voraussichtlich Mitte Dezember vom Rat der Stadt Balve verabschiedet.
Erwartungsgemäß werden wohl die „Transferaufwendungen (Kreisumlagen, etc.)“, die „Personalaufwendungen“ sowie die Aufwendungen für „Sach- und Dienstleistungen“ den weit überwiegenden Anteil der „Gesamtaufwendungen“ ausmachen. So wie eigentlich immer.
Zum investiven Bereich kann ich gegenwärtig noch gar keine Prognose abgeben. Sicher ist aber, dass es auch dort sinnvolle Vorhaben, Ideen und Notwendigkeiten für die nächsten Jahre geben wird.
Die allgemeinen Rahmenbedingungen für fast alle Kommunen in NRW mit Blick auf die nächsten Jahre sind definitiv nicht rosig. Wie sich die weitere, voraussichtliche Entwicklung der Haushaltslage bei der Stadt Balve unter Einbeziehung der vorangehenden Ergebnisse der Jahre 2023 und 2024 entwickeln könnte, werden wir aber erst Ende November/Anfang Dezember viel konkreter beurteilen können als jetzt.

Herr Runte, vielen Dank für die Einblicke, die Sie uns gewährt haben. Die HÖNNE-ZEITUNG wünscht Ihnen ein geschicktes Händchen im Umgang mit dem Geldern der Stadt Balve.

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Das Interview führte Roland Krahl per E-Mail.

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