Balve/Menden. (R.E.) Als wir uns Ende Januar 2018 auf dem 40. Geburtstag des Podologen Björn Freiburg in Mellen trafen und uns im Landmarkt unterhielten, war Nadine Becker, Patientin des heimischen Podologen, gesundheitlich stark angeschlagen. Ihr schwaches Herz pumpte kaum noch Blut durch ihre Adern, trotzdem war sie unglaublich zuversichtlich. Und das, obwohl ihr Leben am seidenen Faden hing. Ohne die verkabelten Akkus wäre nichts mehr gegangen.
Obwohl von einem Schlaganfall sichtlich gezeichnet, strahlte sie einen unglaublichen Optimismus aus. Unterhalten konnten wir beide uns nur mit Hilfe ihres Handys. Es fiel ihr schwer, sich zu artikulieren, aber es machte ihr dennoch Spaß. Während unseres Gedankenaustausches machte sie immer wieder deutlich, dass sie die Hoffnung auf ein neues Herz nicht aufgeben werde. „Ich will leben!“ ließ sie mich mehrfach wissen, in der Hoffnung, endlich ein Spenderherz zu bekommen.
Mehr als 5 Jahre wartete Nadine Becker bereits auf ein neues Herz, als sie im Frühjahr 2018 so geschwächt war, dass die Ärzte sie nach Bad Oeynhausen holten, um ihr Leben zu erhalten. Denn zu diesem Zeitpunkt hing es bereits am seidenen Faden. Um so erfreuter war die 37-Jährige, als sie am 21. Juni 2018 mit einem neuen Herzen aus der Narkose erwachte.
Auf meine Frage: „Welcher Gedanke ist Dir an diesem Tag durch den Kopf geschossen?“, lächelt sie charmant und sagt: „Leben! Leben! Leben! Endlich ist der Akku weg. Ich habe wieder einen Puls.“
Von einem Organspender profitierend, kann sich die sympathische Mendenerin mit dem Gedanken von Gesundheitsminister Jens Spahn anfreunden. Der ist der Meinung, jeder Bürger sollte seine Organe spenden. „Ich finde diesen Lösungsansatz gut, zumal jedermann ein Widerspruchsrecht hat“, erklärt Nadine Becker, die sich vor ihrer schweren Erkrankung nicht mit dem Thema Organspende befasst hat.
Heute räumt sie ein, dass es ein Fehler war und rät allen jungen Leuten, sich mit der Organspende zu beschäftigen. Denn nur dann, wenn auch die Jugend Organe spende, könnten andere Menschen weiter leben, betont Nadine Becker, die sich regelmäßig bei ihrem Arzt in Menden vorstellen muss, und zwar einmal in der Woche.
Vier Monate nach der Herztransplantation in Bad Oeynhausen fällt die Bilanz von Nadine Becker so aus: „Mir geht es sehr gut. Das Leben ist von jetzt auf gleich ein anderes. Dies gilt für die schwere Zeit vor der Herzoperation, aber insbesondere für die jetzige Zeit mit meinem neuen Herzen.“